Irgendwie hatten die Verantwortlichen des SV Sandhausen um Trainer Jens Keller und Sportdirektor Matthias Imhof schon vor dem Anstoß bei Rot-Weiss Essen so eine Vorahnung: Es könnte das Spiel des Abu-Bekir Ömer El-Zein werden.
"Abu ist Essener Junge und extrem heiß auf die Partie. Wir versprechen uns viel von seinem Einsatz", sagte Imhof. Keller ergänzte: "Abu ist brutal heiß. Er macht das im Training hervorragend und kann sich hier in seiner Heimat präsentieren. Und das vor diesem Publikum. Das gönne ich dem Jungen."
Und was passierte: El-Zein schoss in der 38. und 65. Minute die Tore, die am Ende die Siegtreffer sein sollten, für den SV Sandhausen. Auf der Tribüne brach auch großer Jubel aus. Denn der Sohn einer türkischen Mutter und eines libanesischen Vaters wurde im Stadion an der Hafenstraße von vielen Familienmitgliedern und Freunden unterstützt.
Später sagte der 20-Jährige, der in Essen geboren wurde und aufgewachsen ist, gegenüber "Magenta Sport": Ich komme mir vor, ob ich in einem Film wäre. Ich bin überglücklich. Ich hätte nie an so ein Szenario geglaubt. Ich freue mich einfach, hier zu sein und so ein Spiel hingelegt zu haben."
Ich bin ehrlich: Ich bin in der Nacht drei- oder viermal aufgestanden und konnte einfach nicht schlafen. Aber irgendwann habe ich mir gesagt, dass ich jetzt einfach runterkommen und schlafen muss.
Abu-Bekir Ömer El-Zein
El-Zein, der in der Jugend des ESC Preußen und ETB ausgebildet wurde, bevor er in den Nachwuchs von Borussia Dortmund wechselte und schließlich im Sommer 2022 in Sandhausen landete, ergänzte: "In der Kindheit war die Rivalität immer sehr groß. Wir haben gegen Rot-Weiss Essen mit Schwarz-Weiß Essen immer so 1:8 oder 1:9 verloren. Ich habe aber immer das eine Tor gemacht. Heute waren es dann zwei Treffer (lacht)."
Dabei war die Spielvorbereitung für den offensiven Mittelfeldspieler gar nicht so einfach. Professionell sieht anders aus, aber aus menschlicher Sicht völlig verständlich.
El-Zein verriet: "Ich bin ehrlich: Ich bin in der Nacht drei- oder viermal aufgestanden und konnte einfach nicht schlafen. Aber irgendwann habe ich mir gesagt, dass ich jetzt einfach runterkommen und schlafen muss. Beim Aufwärmen war ich dann auch ein bisschen nervös, aber dann ging es. Ich wollte auch für Rouwen Hennings, den ich ersetzt habe, ein gutes Spiel machen, weil er auch irgendwo mein Vorbild ist." Der 36-jährige Hennings dürfte mit seinem Ersatz El-Zein sehr zufrieden gewesen sein.