Manfred Schwabl, für alle in und um Unterhaching selbstverständlich nur „der Manni“, wollte am Tag nach der großen Pokalüberraschung gegen den FC Augsburg (2:0) erst mal zum Physiotherapeuten.
Er habe, berichtete der Präsident des Drittliga-Aufsteigers, „mit Sicherheit eine Zerrung oder einen Faserriss“. Die Verletzung hatte er sich zugezogen, als er nach dem zweiten Treffer der SpVgg (90.+4) auf Torschütze Boipelo Mashigo zurannte. „Ich habe mir gedacht, den Sprint ziehst du durch.“
Schwabl hat für den FC Bayern, den 1. FC Nürnberg und 1860 München gespielt, auch viermal für die Nationalmannschaft, seine wahre Bestimmung hat der 57-Jährige freilich erst in Unterhaching gefunden. Seit 2010 mischt er dort mit, seit 2012 ist er Präsident, seit 2018 auch Geschäftsführer der Haching Verwaltungs GmbH, die die Geschäfte der Profi-KGaA führt. Über die Schwabl GmbH hält er 19,34 Prozent an der börsennotierten KGaA.
Schwabl hat die Dinge schon immer etwas anders gemacht, auch nach dem verdienten Pokalsieg propagierte er deshalb weiter den „Hachinger Weg“. Die Philosophie dahinter ist recht simpel: Aus wenig bis nichts viel machen. Beispiel Karim Adeyemi. Der Nationalspieler, eine Art Ziehsohn von Schwabl, wechselte im Alter von 16 Jahren nach Salzburg, zur Ablöse von 3,35 Millionen Euro kamen beim Transfer nach Dortmund weitere sechs Millionen für Haching dazu.
BVB-Profi Adeyemi als Vorzeige-Beispiel
Die ziemlich latente finanzielle Not macht Schwabl sehr erfinderisch. Torhüter Rene Vollath ist zugleich für die Hachinger Torwart-Schule verantwortlich, sobald er seinen Nachfolger für gut genug erachtet, will der 33-Jährige den Weg frei machen. Präsidenten-Sohn Markus Schwabl arbeitet nebenher als Sportdirektor. Kapitän Josef Welzmüller ist außerdem Technischer Leiter. Das bedeutet: Trainer Marc Unterberger muss seinen Vorgesetzten Anweisungen geben.
Unterberger (34) ist seit 2010 Trainer im Verein, er folgte auf Sandro Wagner, der die Hachinger vor seinem Wechsel zur U20-Nationalmannschaft noch souverän von der 4. in die 3. Liga führte. Er besitzt allerdings keine Lizenz für den Profibereich, weshalb der Präsident Schwabl beim DFB eine Ausnahmegenehmigung beantragt hat. Vorsichtshalber will er von den 421.000 Euro, die der Einzug in die zweite Runde bringt, Geld für mögliche Strafen beiseite legen.
Am wenigsten Gedanken machte sich „der Manni“ einstweilen über seine Verletzung: „Das ist zu verschmerzen. Bis zur zweiten Runde bin ich wieder fit.“