Der MSV Duisburg hat einen wechselhaften Saisonstart hingelegt. Erst Höhenflug, dann Abwärtstrend. Eine Konstante an den ersten zehn Spieltagen: Niklas Kölle. Der 22-Jährige stand bislang in allen Partien in der Startelf und hat die meisten Minuten aller Feldspieler gesammelt. Dabei ist es die erste Drittliga-Saison für den Linksverteidiger. Nach vier Jahren in der Regionalliga wagte er im Sommer den Sprung in die nächste Etage.
Er sei "schon überrascht, dass es für mich persönlich direkt so gut läuft. Auch wenn ich wusste, dass ich mit meiner Einstellung und meinem Vollgas-Fußball gute Karten beim Trainerteam haben werde", blickt Kölle im Gespräch mit RS auf seinen Start an der Wedau zurück. "Ich wollte mir ohne Druck die Zeit nehmen, in der Liga anzukommen. Aber manchmal ist es am besten, ins kalte Wasser geworfen zu werden."
Der MSV ist für den gebürtigen Wolfsburger die erste "richtige Seniorenstation", wie er selbst sagt. Zuvor war er für U23-Teams am Ball. Erst zwei Jahre in Mainz, dann trug er für zwei weitere Saisons das Trikot der TSG Hoffenheim. "Ich habe viel mit den Profis trainiert und natürlich darauf gehofft, eine Chance in der Bundesliga zu erhalten." Vergeblich, denn Kölle spielte ausschließlich in der Regionalliga Südwest (113 Einsätze).
Nach seinem Vertragsende in Hoffenheim sollte es zu einem Drittligisten gehen, der Kölle gute Aussichten auf Spielzeit bietet. Den hat er mit Duisburg offenbar gefunden. "Als der erste Kontakt kam, wurde passenderweise gerade die MSV-Doku veröffentlicht. Das hat ganz gut gepasst, denn so konnte ich mir ein gutes Bild vom Verein machen", schildert er schmunzelnd. "Als ich dann vor Ort war, war für mich direkt klar, dass ich das machen möchte." Ausschlaggebend gewesen sei, wie es oft zu hören ist, "das Gesamtpaket mit den Fans, der Region, der Infrastruktur, dem Trainerteam und der Mannschaft. Das hat mich sofort gecatcht."
Zumal Teile Kölles Familie aus der Region stammen. Sein Opa sei ein regelmäßiger Gast im alten Wedaustadion gewesen, hatte Kölle bei seiner Vorstellung erzählt. "Und auch jetzt ist er fast immer auf der Tribüne, gibt mir nach den Spielen Tipps. Wenn man gegen Rot-Weiss Essen vor 28.000 Zuschauern aufläuft und die Familie vor Ort ist - das ist schon ein ganz besonderes Gefühl."
Mich verwundert ihr Start überhaupt nicht. Ich kenne Elversberg aus den letzten vier Jahren. Sie spielen richtig guten Fußball.
Niklas Kölle über den nächsten Gegner
Als das Transferfenster im Juli öffnete, war der Wechsel bereits festgezurrt. Frühe Klarheit sei wichtig gewesen für eine möglichst schnelle Eingewöhnung, so Kölle, der von seinen Teamkollegen schwärmt: "Ich wurde wirklich überragend aufgenommen, gleich ernst genommen und wertgeschätzt. Das hat mir sehr gut getan."
Auf das sportliche Abschneiden schaut Kölle hingegen mit gemischten Gefühlen. 14 Punkte stehen nach 14 Partien auf dem Duisburger Konto. "Wir haben uns schnell gefunden und in eine Art Rausch gespielt", sagt er über die siegreichen ersten Saisonwochen. "Dann haben wir vielleicht etwas nachgelassen. Dazu kamen die vielen Verletzungen, auch wenn das natürlich keine Ausrede sein soll. Dann wird es schwer."
MSV-Trainer Torsten Ziegner über Niklas Kölle: "Ich habe ihm die Rolle auf jeden Fall zugetraut. Das hat sich in der Vorbereitung und der Saison bestätigt. Trotzdem merkt man, dass sein Spiel Kraft kostet. Daher kalkulieren wir ein, dass Spiele dabei sein werden, in denen er nur Durchschnitt ist. Das ist ganz normal. Besonders wertvoll macht ihn seine Akribie. Wie er zuhört, wie er versucht, sich zu verbessern und mit vollem Einsatz immer für die Mannschaft da ist - egal ob im Spiel oder Training."
Umso wichtiger sei der jüngste 1:0-Sieg gegen den Halleschen FC gewesen, bei dem Kölle trotz eines Systemwechsels in der Mannschaft blieb. Er lief nicht wie zuvor als klassischer Linksverteidiger, sondern rückte in die Dreierkette. "Dieses Erfolgserlebnis haben wir dringend gebraucht, um wieder aufs richtige Gleis zu kommen."
Ob das tatsächlich der Fall ist, wird der kommende Samstag (14 Uhr) zeigen. Es geht zum Aufsteiger SV Elversberg, der als Tabellenzweiter die große Überraschung der Saison ist. Wobei - Kölle sieht das anders: "Mich wundert ihr Start überhaupt nicht. Ich kenne Elversberg aus den letzten vier Regionalliga-Jahren. Sie spielen richtig guten Fußball." Worauf es ankommen werde: "Wir müssen sie nerven, indem wir aggressiv auftreten. Wir müssen unsere Chancen nutzen und dürfen Elversberg gar nicht erst in ihr Spiel kommen lassen." Vieles spricht dafür, dass Kölle an der Umsetzung dieses Plans erneut aktiv mitwirken darf.