Dass Michael Ballack an der Mitgliederversammlung des Chemnitzer FC teilnehmen wird, gilt als unwahrscheinlich. Doch der ehemalige Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft wird sich am Samstag über den Ausgang der Veranstaltung mit Sicherheit informieren. Denn zum einen kandidiert sein Vater Stephan Ballack für den Aufsichtsrat, zum anderen hat die Versammlung für seinen Heimatverein eine existenzielle Bedeutung. Denn sollte die Wahl des Aufsichtsrates erneut scheitern, droht dem insolventen Traditionsclub das Aus. „Dann sehe ich die Fortführung des gesamten Vereins stark gefährdet“, bestätigte CFC-Geschäftsführer Uwe Hildebrand gegenüber der Deutschen Presse-Agentur die Ernsthaftigkeit der Lage.
Um eine Liquidation zu vermeiden, soll auch der Name Ballack helfen. Vater und Sohn haben sich in den vergangenen Monaten bereits auf unterschiedlichste Art und Weise eingebracht, um den krisengeschüttelten CFC zu unterstützen. Nach der Trennung von Ex-Trainer David Bergner im September stellte Michael Ballack den Kontakt zu seinem Kumpel und dem damals vereinslosen Fußball-Lehrer Patrick Glöckner her. Die Verantwortlichen ließen sich überzeugen und verpflichteten den ehemaligen Coach von Viktoria Köln. „Die Entscheidung hat der CFC letztendlich selbst getroffen. Ich bin mit dem Verein verbunden und konnte nur eine Expertise abgeben. Dass Patrick so einen guten Start hatte, freut mich“, hatte Ballack im November während seines Besuchs des Heimspiels gegen Würzburg bei „magentasport“ gesagt.
Unter Glöckner verloren die Chemnitzer nur zwei von zehn Pflichtspielen. In der Tabelle rangieren die „Himmelblauen“ vor dem Westsachsen-Derby am Freitag (19.00 Uhr) gegen den FSV Zwickau zwar noch auf einem Abstiegsplatz, doch das rettende Ufer ist für den CFC wieder in Sichtweite. „Patrick hat die Mannschaft wieder stabilisiert, es ist Ruhe eingekehrt und die Ergebnisse stimmen auch. Ich hoffe, dass es so weitergeht“, sagte Ballack.
Auch sein Vater will mithelfen, dass der Verein wieder zur Normalität zurückkehrt. Der 65 Jahre alte Unternehmer und Geschäftsführer eines Planungsbüros ist einer von sieben Kandidaten, die am Samstag für den Aufsichtsrat kandidieren. „Wir als Familie Ballack wissen um die dramatische Situation beim CFC, einem Verein, dem wir viel zu verdanken haben“, hatte Ballack gegenüber der „Freien Presse“ seine Kandidatur begründet. „Der CFC sollte und muss die Stadt wieder würdig repräsentieren. Und wir wollen ein Zeichen setzen an Vertreter der Stadt, öffentliche Einrichtungen und Medien.“
Geschäftsführer Hildebrand erhofft sich von der Bereitschaft Ballacks ebenfalls einen positiven Effekt. „Es ist ganz wichtig für unseren Verein, dass sich Persönlichkeiten wieder bereiterklären, ihre Erfahrungen in den Gremien des CFC einzubringen und Vertrauen schaffen“, betonte Hildebrand, der ebenfalls für das Kontrollgremium kandidiert: „In meiner jetzigen Funktion als Geschäftsführer kenne ich viele Fehler, die in der Vergangenheit gemacht wurden. Diese Expertise möchte ich gerne bei der Arbeit im Aufsichtsrat einbringen.“
Ein neuer Geschäftsführer soll nach der Aufsichtsratswahl präsentiert werden. „Das ist die Voraussetzung für diese Personalentscheidung“, so Hildebrand. Laut der „Bild“-Zeitung (Donnerstag-Ausgabe) gilt Markus Thiele, Ex-Manager von Hansa Rostock, als aussichtsreicher Kandidat. dpa