Der Drittligist führt die Tabelle an und hat mit nur acht Gegentreffern die beste Defensive der Liga. Zwei Niederlagen sind ob der Ausgeglichenheit der Liga zu verkraften. Lediglich die eigene Torausbeute (14) könnte besser sein. Und dennoch: Nach dem 0:0 scheint die Stimmung bei den Meiderichern zu kippen. Von Teilen der 12.568 Zuschauer gab es nach dem 0:0 gegen den Halleschen FC Pfiffe.
Es reichten 60 Sekunden in der 76. Minute, um die Stimmung in Duisburg einzufangen. Da skandierte ein Grüppchen auf der Nordtribüne „Wir wollen euch kämpfen sehen!“. Das rief prompt die Fans auf den Plan, die die sportliche Situation der „Zebras“ immer noch rein an den Zahlen ablesen. Und die wichtigste ist da immer noch der Tabellenstand: Platz eins.
Dass dies nach der Nullnummer und dem zweiten Heimspiel ohne Sieg in Folge immer noch so ist, hat der MSV dem FSV Frankfurt zu verdanken. Die Hessen trotzten Verfolger VfL Osnabrück an der Bremer Brücke ein 1:1-Unentschieden ab. Die Tabellenführung bleibt eine Momentaufnahme. Denn längst hat sich zu einem Problem entwickelt, was vor einigen Wochen noch mit einer Portion Selbstironie genommen wurde: Der Minimalismus, mit dem sich die Duisburger Platz eins vorerst gesichert haben, hat bedrohliche Ausmaße angenommen. Zum dritten Mal in Folge blieb der MSV ohne eigenen Treffer. Die durchschnittliche Ausbeute von einem Tor pro Begegnung ist nicht das, was ein Spitzenreiter zu leisten hat.
Zugegeben: Die Partie lief teilweise auch etwas unglücklich für die Zebras. Simon Brandstetter hätte vor der Pause treffen müssen (44.), auch Ahmet Engin (67.), Kingsley Onuegbu (80.) und Thomas Bröker (83.) hatten noch gute Möglichkeiten. „Ein bisschen Pech war dabei“, resümierte Ilia Gruev. Sein Pendant Rico Schmitt sprang ihm zur Seite. „Auf diesem tiefen Boden kann man einfacher verteidigen“, gab der Hallenser Trainer zu.
Das Abwehrbollwerk der Ostdeutschen, die gerade zu Beginn des Spiels durch Royal-Dominique Fennell (2.) und Marvin Ajani (11.), später noch durch Benjamin Pintol (50.) hochkarätige Chancen hatten, hielt dem Druck der „Zebras“ stand. Auch dann noch, als Gruev mutig wechselte. Zuerst kam Onuegbu für Martin Dausch (53.), dann Engin für Andreas Wiegel (64.). Volles Risiko also für die Schlussoffensive. Vor allem der letzte Wechsel brachte Schwung, weil sich fortan das änderte, was dem MSV-Trainer in der ersten Hälfte nicht gefallen hatte. „Da waren wir zu langsam. Über die Außen haben wir nicht genügend Druck gemacht“, monierte der 47-Jährige und führte weiter aus: „Wenn wir hinter die Viererkette gekommen sind, waren die Flanken und Pässe nicht präzise genug.“
Die Analyse wird der Linienchef des Drittliga-Spitzenreiters mit seinem Team noch präziser vornehmen. Eine Erkenntnis daraus dürfte auch sein, dass die Duisburger ohne ihre Mittelfeld-Achse bestehend aus Albutat und Fabian Schnellhardt gegen einen defensiv so stark agierenden Gegner verloren sind. Schnellhardt-Vertreter Dausch hat noch lange keine Luft für die volle Distanz und Baris Özbek, dessen Einsatz als defensiver Part auf der Doppel-Sechs erst zwei Tage vor der Partie ein Thema geworden war, stand damit vor einer Herkules-Aufgabe.
Gruev nahm den Deutsch-Türken jedoch aus der Kritik: „Er hat im defensiven Bereich das getan, was ich von ihm erwartet habe. Er hat viele Bälle geholt und Kopfballduelle gewonnen. Wir wussten vor dem Spiel aber auch, dass ihm noch Praxis fehlt.“
Die besagten Einsatzminuten können die „Reservisten“ am kommenden Wochenende im Viertelfinale des Niederrheinpokals bei TuRU Düsseldorf (Samstag, 12. November, 15 Uhr) sammeln. Eine gute Möglichkeit also, trotz der Länderspielpause im Rhythmus zu bleiben. „Wir werden sehr intensiv trainieren“, kündigte Gruev an und ergänzte: „Wir werden auch wieder Tore schießen.“
Das klingt gleichermaßen einfach wie logisch. Bleibt noch das Problem, dass die Stimmung bei den Anhängern zu kippen droht, wenn die Tormaschine der Duisburger nicht allmählich rund läuft. Die Pfiffe beeindruckten allerdings weder den Trainer noch die Spieler. „Die Fans haben immer recht“, sagte Gruev dazu. Da stellt sich nur noch die Frage, welche am Ende richtig liegen.