Es waren tumultartige Szenen, die sich nach dem Abpfiff vor dem Kabinengang des Preußenstadions abspielten. Einige wütende Münsteraner Anhänger mochten ihren Frust über die anhaltenden schlechten Leistungen ihrer Mannschaft nicht mehr verbergen und legten sich lautstark mit einigen Spielern an. Erst einige herbeigeeilte Ordner konnten die hitzige Szenerie auflösen. Nur zwölf Stunden, bevor die Preußen das neue Präsidium um den neuen starken Mann Georg Krimphove vorstellten, brodelte es so richtig an der Hammer Straße.
Fans erleben sportlichen Offenbarungseid
Grund für diese Gefühlsausbrüche war die erschreckend schwache Leistung der Elf von Trainer Ralf Loose gegen den Viertligisten aus Lotte. Dieser hatte den klassenhöheren Gegner teilweise an die Wand gespielt und am Ende völlig verdient mit 1:0 (0:0) die Oberhand behalten. Es war ein sportlicher Offenbarungseid der Gastgeber. Neben den (höchstwahrscheinlich) erneut geplatzten Münsteraner Aufstiegsträumen, die das Resultat einer seit Wochen anhaltenden Form- und Ergebniskrise sind, droht nun also auch das zweite große Ziel zu bersten: Die Teilnahme am DFB-Pokal. Eine willkommene zusätzliche Einnahmequelle, wie sie vor allem das diesjährige Erstrunden-Highlight gegen den FC Bayern München darstellte, kann nun nur noch durch das Erreichen von Platz vier in der Liga realisiert werden.
Wir sind Preußen und ihr nicht
SCP-Fans nach dem Pokalaus
Nach dem Schlusspfiff gegen Lotte schienen unterdessen nicht nur einige Zuschauer auf der Hauptribüne den Kaffee auf zu haben. Auch die Ultras auf den Stehplätzen machten keinen Hehl aus ihrer großen Enttäuschung, als einige Preußen-Akteure nach Schlusspfiff wie geprügelte Hunde in die Kurve gingen. "Wir sind Preußen und ihr nicht" schallte ihnen neben einigen wüsten Beschimpfungen entgegen. Auch die Geduld der Kernfans des Traditionsvereins, der seit über 20 Jahren mit schöner Regelmäßigkeit an der Rückkehr in die Zweitklassigkeit scheitert, scheint aufgebraucht zu sein.
Loose schiebt Verantwortung für Pokal-Aus weiter
In Zeiten des Misserfolgs steht wenig überraschend auch die sportliche Führung im Fokus. Sportvorstand Carsten Gockel sieht sich nicht erst seit der jüngst aus eher fragwürdigen Gründen erfolgten Suspendierung des Kapitäns und Abwehrchefs Dominik Schmidt scharfer Kritik ausgesetzt. Auch Trainer Ralf Loose muss sich unangenehme Fragen gefallen lassen. Dieser verzichtete nach dem Pokalaus indes auf kritische Worte gegenüber seiner Elf und schob die Verantwortung für das Ausscheiden weiter.
"Wir hatten Pech mit den Verletzungen von Aaron Berzel und Benjamin Siegert", sagte der seit September 2013 in Münster beschäftigte Fußballlehrer nach dem Spiel. Ebenso hätten es die harte Gangart des Gegners sowie deren nicht ausreichende Ahndung seitens des Schiedsrichters seiner Mannschaft schwer gemacht. "Ich habe heute mindestens vier Tätlichkeiten der Sportfreunde gesehen, die nicht abgepfiffen wurden", sagte Loose. Der einzige Unterschied zum Gegner sei gewesen, dass "wir heute einfach kein Tor geschossen haben".
Solch halbgare Aussagen, die den Kern der Sache verfehlen, werden Wasser auf die Mühlen derer sein, die die baldige Ablösung des Preußen-Trainers fordern. Dem SC Preußen Münster stehen ungemütliche letzte Saisonwochen bevor.