Ein später Treffer des eingewechselten Fabian Eisele in der 80. Minute bescherte der Reserve des VfB Stuttgart am Samstag vor 1.885 Zuschauern im Südstadion den 1:0-Auswärtssieg. Uwe Koschinat, der vor dem Pokal-Halbfinale am kommenden Dienstag (19.30 Uhr) gegen die Viktoria gerne zumindest gepunktet hätte, war entsprechend geknickt. „In unserer Situation ist das eine Katastrophe, weil der Trend negativ ist“, befand der Kölner Trainer. Doch nach dem Schlusspfiff schieden sich vor allem die Geister darüber, ob es legitim sei, mit so einer geballten Profi-Abordnung anzutreten.
Mit Karim Haggui, Konstantin Rausch und Antonio Rüdiger liefen drei Akteure mit Europa-League-Erfahrung auf, die insgesamt 408 Erstligaspiele vorweisen können und von denen Haggui (sechs Einsätze für Tunesien) und Rüdiger (fünf für Deutschland) schon in der A-Nationalmannschaft ihres jeweiligen Landes antraten. „Wir machen das, was unser Job ist, wir versuchen junge Spieler für die erste Mannschaft auszubilden. Das ist uns mit Timo Baumgartl hervorragend gelungen. Und wir haben Spieler, die von Huub Stevens zu uns geschickt werden, damit sie sich zeigen können, oder Spieler, die nach einer langen Verletzungspause ihre ersten Gehversuche machen. Und wenn das Wettbewerbsverzerrung ist, dann hat irgendjemand gar nichts kapiert. Rüdiger kommt gerade aus der Reha. Seine Qualität entwickeln wir wieder über Spielpraxis in der zweiten Mannschaft, was legitim und überhaupt nicht verwerflich ist. Man sollte sich auch mal freuen, wenn solche Spieler kurzzeitig in der 3. Liga aufschlagen.“
Doch der Schlusssatz rief Uwe Koschinat auf den Plan, dem beim zu hören der Kamm schwoll: „Die letzte Aussage zeigt, wie despektierlich Profivereine sein können gegenüber Klubs, die um ihre Existenz kämpfen. Rausch und Haggui, sind millionenschwere Transfers des VfB Stuttgart, die haben oben nicht mehr gepasst und werden dauerhaft nach unten geschickt. Das hat überhaupt nichts mehr Planung und Ausrichtung oder irgendeiner Verletzung zu tun. Und natürlich ist das am Ende eine Verzerrung der eigentlichen Idee und für uns eine harte Situation. Das ist doch ganz normal, dass ich mich darüber aufrege.“
Gespielt wurde vorher logischerweise auch noch, und das von Seiten der Fortuna durchaus manierlich. Insbesondere die umformierte Abwehr ließ keine echte Torchance aus dem Spiel heraus zu. Nachdem sich am Freitag beim Abschlusstraining auch noch Tobias Fink verletzt hatte (Muskelbündelriss) griff der Trainer tief in die Trickkiste. Lars Bender verteidigte innen neben Bone Uaferro. „Hätte ich Markus Pazurek nach hinten geholt, wären drei Umstellungen notwendig gewesen. Uaferro hätte von der linken Innenverteidiger-Position auf die rechte gemusst. Und ich hätte die Sechser-Position neu besetzen müssen. Ich habe Lars in Koblenz von seinem 16. bis 19. Lebensjahr trainiert und in dieser Phase hat er zwei Jahre lang nonstop Innenverteidiger gespielt. Die Abläufe haben wir in der Trainingswoche angesteuert und ihm in Erinnerung gerufen“, erklärte Koschinat.
Und der Abwehrverbund stand sicher. Bis auf die eine ärgerliche Situation in der 80. Minute als der eingewechselte Stephen Sama nach einer Ecke den Ball mit dem Kopf zu dem anderen Joker Fabian Eisele legte, und dieser zum 0:1 traf. „Da mangelte es an der körperlichen Robustheit in der eigenen Box. Wir schauen nur zu und werden bestraft“, konstatierte Koschinat, der vor allem seiner Defensive trotzdem ein gutes Zeugnis ausstellte. „Das kämpferische Moment war heute hervorragend. Stellvertretend dafür, nenne ich unsere Abwehrreihe mit einem herausragenden Kusi Kwame. Auch Lars Bender hat das im Verbund mit Bone Uaferro sehr gut gemacht.“
Und es wäre für die Kölner vor den Augen von Helge Ulonska, der Ehefrau des kürzlich verstorbenen Präsidenten, auch durchaus ein Punktgewinn machbar gewesen. Aber entweder spielten die Fortunen die Situation kläglich zu Ende, wie Julius Biada nach einem Abwurf von Andre Poggenborg (36.), oder sie scheiterten freistehend wie Thiemo-Jerome Kialka an Stuttgarts Keeper Odisseas Vlachodimos (77.). „Wir haben eigentlich ein ordentliches Spiel gemacht. Es ist natürlich bitter, dass sich so viele Spieler jetzt verletzt haben. Mit der Chancenauswertung können wir sicher nicht zufrieden sein“, sagte Kialka.
Eine schöne Randnotiz gab es auch noch zu vermelden. Der legendäre Spendenball ging wie gewohnt durch die Reihen. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans sammelte mit ihm auf der Tribüne fleißig Spenden ein.