„Ich werde einige Veränderungen vornehmen“, hatte Preußen-Coach Marc Fascher vor der Partie angekündigt. Dass er gleich seine komplette Offensive austauschen würde, damit war allerdings nicht zu rechnen. Im Sturm erhielt Babacar N’Diaye den Vorzug vor Sercan Güvenisik. Die offensive Dreierreihe hinter dem Senegalesen bildeten Julian Loose (für den verletzten Benjamin Siegert), Massimo Ornatelli (für Radovan Vujanovic) und Björn Kluft (für Joe Vunguidica).
„100% gewaltfrei“
Drei Tage nach den schlimmen Vorfällen in Osnabrück herrschte eine seltsame Stimmung im Preußenstadion. Die Preußen betraten das Spielfeld mit T-Shirts auf denen „100% gewaltfrei“ zu lesen war und Mannschaftskapitän Stefan Kühne verlas vor dem Anpfiff eine Erklärung für Fairness und Respekt. Die SCP-Fans, die auf große Aktionen verzichteten und ihr Team nur selten lautstark anfeuerten, entrollten lediglich ein Transparent mit der Aufschrift „Böller – kein Teil unserer Fankultur“.
So verhalten die Stimmung auf den Rängen, so zurückhaltend auch der Münsteraner Auftritt auf dem Rasen im ersten Durchgang. Die Fascher-Elf spielte kaum einmal druckvoll nach vorne und offenbarte – möglicherweise durch die Umstellungen bedingt – zahlreiche Abstimmungsprobleme im Aufbauspiel.
Die Gäste aus Baden-Württemberg waren um Spielkontrolle bemüht und hatten die erste dicke Chance. Nach einem unnötigen Ballverlust drangen zwei VfR-Spieler in den Münsteraner Strafraum ein, aber Patrick Kirsch konnte in höchster Not und mit großem Risiko vor Marco Calamita klären (8.).
Es blieb lange die einzige Szene, die den Zuschauern ein Raunen entlockte. Wenn bei den „Adlerträgern“ etwas nach vorne ging, dann nahezu ausschließlich über die linke Seite, auf der Björn Kluft viel Aufwand betrieb, im entscheidenden Moment zwar oft die falschen Entscheidungen traf, aber dennoch eine insgesamt starke Leistung bot. Die beste Gelegenheit für die Gastgeber hatte noch Kapitän Kühne mit einem Schuss aus über 30 Metern, der aber genau in die Arme von Daniel Bernhardt flog (25.).
Bis kurz vor der Pause plätscherte die Begegnung dahin, doch in den letzten Minuten des ersten Durchgangs fanden die Preußen urplötzlich den Vorwärtsgang. Erst hatte Massimo Ornatelli nach einem schönen Zusammenspiel mit Kluft die Chance zum 1:0, verzog seinen Schlenzer aber deutlich (43.). Doch kurz danach fiel die schmeichelhafte Pausenführung. Nach einem Freistoß konnte die Aalener Hintermannschaft nicht richtig klären, der Ball fiel vor Patrick Kirsch runter und der hämmerte das Leder volley ins Tor (44.) - 1:0 für Münster.
Ornatelli an die Latte
Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie an Fahrt auf, blieb aber fußballerisch weiterhin auf einem überschaubaren Niveau. Münster versuchte nachzulegen und erarbeitete sich gute Schusschancen durch Kühne (48.) und den zur Pause für den schwachen Loose eingewechselten Joe Vunguidica (59.). Besonders nah war der SCP dem 2:0 aber ein paar Minuten vorher. Ornatellis Schlenzer lenkte Bernhardt an die Latte, den Abpraller drückte N’Diaye zwar über die Linie, dabei stand er allerdings im Abseits (54.).
Masuch mit Glanztaten
Auf der anderen Seite fand das Team von Ralph Hasenhüttl immer wieder Löcher in der Münsteraner Abwehr und so wurde es mehrfach brenzlig vor dem Tor von Daniel Masuch. Martin Dausch per Kopf (64.) und Calamita (71.) zwangen Preußens Schlussmann zu Glanztaten. Und auch der VfR brachte den Ball durch Lechleiter einmal über die Linie, wurde aber ebenfalls wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen (68.).
In der Schlussphase drängten die Gäste noch einmal auf den Ausgleich, fanden aber letztlich kein Mittel mehr, um die Abwehr der Preußen zu knacken. Die verpassten es ihrerseits mal wieder, die sich bietenden Räume zu nutzen und eine der vielen Konterchancen zur Entscheidung zu nutzen. Die größte Chance hatte Vunguidica, an dessen Lupfer Bernhardt noch die Fingerspitzen bekam (86.). Zuvor scheiterte Philip Heise mit einem starken Freistoß am Aalener Torhüter.
Aufgrund der engagierten Vorstellung im zweiten Durchgang geht der knappe Erfolg in Ordnung. Die Aalener übertrafen sich allerdings auch im auslassen großer Chancen. Nach den Krawallen vom letzten Samstag schreibt der SCP durch den Sieg zumindest sportlich wieder positive Schlagzeilen. Ein erster Schritt, um den Fokus in und um Münster wieder auf das Wesentliche zu lenken.