Niklas Castelle lebt ein kleines westfälisches Fußballmärchen, ist ein Beispiel dafür, dass es auch im schnelllebigen modernen Fußball nie zu spät für den großen Wurf ist. Der 22-Jährige spielte während seiner Jugend nämlich in keinem Nachwuchsleistungszentrum, durchlief stattdessen sämtliche Nachwuchsmannschaften bei seinem Heimatverein, dem VfL Senden.
Senden, eine kleine Stadt im Münsterland, ist nicht gerade dafür bekannt, Talente am Fließband für Profi-Mannschaften zu produzieren. Wenig deutete darauf hin, dass der junge Castelle noch einmal professionell die Fußballschuhe schnüren würde. Sein Debüt im Herrenfußball gab er daher in der siebthöchsten Spielklasse, der Landesliga Staffel 4.
Mit nur 19 Jahren machte er dort aber mit zahlreichen Treffern auf sich aufmerksam - in der Hinrunde der Saison 2021/22 erzielte er in nur 16 Einsätzen 24 Tore für den VfL Senden. Ein besonders großer Name aus dem Revier wurde dadurch auf ihn aufmerksam: der FC Schalke 04. Castelle musste nicht lange überlegen, war er doch seit seiner Jugend Schalke-Fan.
Er schloss sich der U23 der Knappen an und wechselte von der Landesliga in die Regionalliga West. "Dass es so kommen würde - damit hatte ich niemals gerechnet. Umso glücklicher bin ich, denn für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen", sagte der junge Stürmer damals im RevierSport-Interview.
Auch drei Ligen höher gelang es dem Senkrechtstarter, seine starken Zahlen fortzusetzen: Er entwickelte sich zum Stammspieler, sammelte in 63 Spielen für die Schalker Zweitgarnitur 32 Scorerpunkte, schoss 16 Tore und legte weitere 16 Tore auf.
Die endgültige Erfüllung seines Traumes folgte dann am 20.01.2024, als Castelle gegen den großen Hamburger SV in der 2. Bundesliga für die erste Mannschaft des S04 debütierte - vor über 60.000 Menschen in der Arena, in der er früher als Kind schon der Mannschaft zujubelte.
Die Zweitliga-Luft schien es ihm angetan zu haben - denn im Sommer dieses Jahres schloss er sich Aufsteiger SSV Ulm an, sammelte in vier Partien jedoch nur 22 Minuten und ist noch ohne Torbeteiligung. Ein Wechsel im Winter scheint daher nicht unrealistisch. Womöglich zieht es in zurück nach NRW, denn laut kicker-Informationen steht die Alemannia in Kontakt mit dem 22-Jährigen. Die Realisierung des Transfers hänge jedoch von der Hilfe durch Sponsoren ab.