Noch steht nicht fest, wie die Deutsche Fußball Liga (DFL) die 1,12 Milliarden Euro, die der neue TV-Vertrag pro Saison bringt, an die Vereine verteilen wird. Klar ist aber, dass die Fußballklubs über einen Vorstoß des FC Schalke 04 diskutieren.
Schalkes Klub-Bosse hatten in den vergangenen Monaten in vielen Formaten darauf hingewiesen, dass ihrer Meinung nach die Punkte „Tradition“ und „Interesse“ deutlich höher entlohnt werden müssten. Nun regte sich ein besonders interessanter Widerspruch: Mainz-05-Vorstand Christian Heidel, als Schalke-Vorstand beteiligt am Niedergang der Königsblauen, widerspricht Schalke.
Die Argumentation der Königsblauen ist simpel. Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers formulierte es so: „Hohe TV-Quoten, ein fast immer ausverkauftes Stadion und beeindruckende Choreos unserer Fans – all das zeichnet Schalke und damit den deutschen Fußball aus und macht das Produkt der DFL werthaltig. Entsprechend müssen diese Faktoren auch stärker berücksichtigt werden. Wir werden uns dafür stark machen, die Verteilung anzupassen.“
Aufsichtsrats-Chef Axel Hefer hatte gesagt: „Der Grund, warum Zeitungen gekauft werden, Abos abgeschlossen werden und DAZN und Sky hohe Summen überweisen, ist eine Gruppe von Vereinen, die das Interesse regen. Es ist nicht einzusehen, warum Vereine, die in Hinblick auf Einschaltquoten keinen Mehrwert generieren, quersubventioniert werden.“ In einem Interview regte er eine 50/50-Verteilung an - 50 Prozent solle nach Leistung verteilt werden, 50 Prozent nach Interesse. Aktuell werden lediglich drei Prozent nach Interesse verteilt.
Heidel, der seit seiner Rückkehr zu Heimatverein Mainz vor vier Jahren stets den Klassenerhalt geschafft hatte, hielt im Interview mit der Frankfurter Rundschau dagegen. Mainz 05 würde die bisherige Verteilung „sehr fair“ finden. Er sagte: „Wenn es im Fußball nicht mehr nach Leistung geht, müssen die Alarmglocken schrillen. Ich kann sicher nachvollziehen, dass Schalke und andere Traditionsklubs aus der zweiten Liga die Säule, die die TV-Erträge nach Interesse verteilt, gerne fünfmal größer hätten. Aber die zweite Liga bekommt mit 20 Prozent an den Erlösen trotz viel kleinerem Anteil an den Einnahmen durch TV-Gelder schon ein großes Goodie von den Erstligisten. Das finde ich in der Größenordnung auch richtig so, aber mehr auch nicht.“
Das Jetzt sollte bewertet werden, nicht die Vergangenheit. Die Tür muss auch für Klubs wie Heidenheim, die einfach gute Arbeit machen, offen stehen
Christian Heidel
Heidels Kritik an den Traditionsklubs ging noch weiter. Ihm würde „der Ansatz, mehr Geld zu wollen, weil man als Traditionsverein vielleicht vor 30 oder 40 Jahren sehr gut gearbeitet hat“, nicht gefallen. „Das Jetzt sollte bewertet werden, nicht die Vergangenheit. Die Tür muss auch für Klubs wie Heidenheim, die einfach gute Arbeit machen, offen stehen. Sonst würde etwas schieflaufen.“ Seine Spitze gegen Schalke: „Zumal es auffällt, dass die am lautesten vernehmbar sind, die die größten finanziellen Probleme haben.“
Dass Schalke diese Probleme hat, ist auch Heidel zu verdanken. Unter ihm holte S04 zwar die bisher letzte Vizemeisterschaft, stürzte danach aber ab und geriet durch zahlreiche teure und fehlgeschlagene Heidel-Transfers in große Existenznot. Heidel selbst bekam vom Abstieg nichts mit, er war schon lange zuvor zurückgetreten.