Der FC Schalke 04 steht vor dem glorreichen FC Liverpool, der Hamburger SV überflügelt die Weltauswahl von Manchester City.
Trotz ihres sportlichen Absturzes zählen die deutschen Traditionsklubs unter den Zuschauermagneten zur absoluten Weltspitze. Ganze sechs deutsche Zweitligisten rangieren in den Top 50 der bestbesuchten Fußballstadien weltweit - ebenso viele wie Bundesligisten.
Vergangenes Wochenende strömten 60.000 Fans in die Schalker Arena, 50.000 waren es in Köln, 44.500 in Düsseldorf. Soll heißen: Die 2. Liga ist sexy wie nie! Halbleere Stadien wie teilweise bei den Bundesligisten TSG Hoffenheim oder VfL Wolfsburg gibt es bei den langjährigen Spitzenklubs selbst in Krisenzeiten nicht. Das Unterhaus bietet in dieser Spielzeit Spektakel auf den Rängen und dem Rasen.
Am vergangenen Spieltag fielen in den neun Partien 45 Tore, im Schnitt fünf pro Partie. Nur ein Treffer fehlte zum Torrekord. Ein 8:3 des 1. FC Nürnberg gegen Jahn Regensburg, ein 3:4 zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Kaiserslautern, ein weiteres 3:4 der Schalker gegen die SpVgg Greuther Fürth.
„Offensiv war es ein schönes Spektakel“, hatte Nürnberg-Trainer Miroslav Klose treffend zusammengefasst, was momentan oft ligaweit gilt. Abwehrspieler Robin Knoche hatte eingestimmt: „Das ist für jeden Spieler, jeden Zuschauer, einfach jeden, der dabei war, ein absolutes Highlight.“
In der Tabelle müssen einige der angeblichen „Top-Teams“ wie Schalke und der 1. FC Köln eher nach unten schauen und sorgen teilweise für feinste Folklore. Der Gelsenkirchener Trainer-Schleudersitz, auf dem es sich Kees van Wonderen vor wenigen Wochen erst bequem gemacht hat, hält die Liga stets in Atem, der Niederländer ist schon wieder angezählt. Auch der Stuhl von Köln-Coach Gerhard Struber wackelt gewaltig.
Während die Krisenklubs mit ihren Trainerdebatten beschäftigt sind, entwickelt sich an der Tabellenspitze ein Aufstiegsrennen mit ungeahnten Teilnehmern. Anwärter sind neben den stark schwankenden Düsseldorfern Hannover 96, der SC Paderborn und der Karlsruher SC. Auch der HSV und Hertha BSC sind nach - wie sollte es anders sein - wechselhaftem Saisonbeginn mittendrin. Zwischen Platz eins und zehn liegen nur fünf Punkte.
Am Wochenende sind die Aussichten auf Spektakuläres erneut gut. Das Topspiel Hertha gegen Köln (Samstag, 20.30 Uhr/Sky und Sport1) birgt einen Hauch von Erstklassigkeit. Mit dem HSV und Nürnberg treffen am Sonntag (13.30 Uhr/Sky) die zwei besten Offensivreihen aufeinander. Kurios: Die letzten beiden Gegner der Nürnberger (Fürth und Regenburg) feuerten nach deftigen Klatschen jeweils ihren Trainer. Dieses Schicksal dürfte HSV-Coach Steffen Baumgart bei allem Zweitliga-Wahnsinn erspart bleiben.