Es gab wohl niemandem beim FC Schalke 04, der am Pfingstsonntag 2024 um 17.27 Uhr keinen gedanklichen Schlussstrich zog. Zum Abschluss einer verkorksten Saison setzten die Königsblauen das Spiel bei der SpVgg Greuther Fürth in den Sand, verloren wie so oft auswärts, diesmal mit 0:2 (0:0). Sie beendeten die Saison 2023/2024 dennoch auf dem zehnten Platz, da parallel die SV Elversberg dem Karlsruher SC mit 0:3 unterlag.
Schalkes Trainer Karel Geraerts, der immer noch nicht aufgeklärt hatte, ob er zum letzten Mal auf der Bank sitzt, hatte Startelf und Kader erheblich geändert. Er ließ alle angeschlagenen Spieler zu Hause, setzte Kapitän Simon Terodde und Paul Seguin, sonst gesetzt, auf die Bank. Terodde erhielt vor dem Spiel den einzigen Schalker Pokal in dieser Saison - eine Karriere-Torjägerkanone des TV-Senders Sky für 177 Treffer in der Zweiten Liga.
Auf dem Platz stand eine verstärkte Schalker B-Elf aus Spielern, die in der Rückrunde außen vor waren (Tobias Mohr, Henning Matriciani, Lino Tempelmann, Bryan Lasme, Ibrahima Cissé) und wenigen Leistungsträgern wie Marius Müller, Ron Schallenberg und Kenan Karaman. Ab der ersten Sekunde entwickelte sich vor 16.126 Zuschauern im ausverkauften Sportpark Ronhof ein Spiel mit netter Atmosphäre - auch in Fürth waren rund 5000 lautstarke S04-Fans dabei. Hohen Erinnerungswert hatte die Partie aber nicht.
Fehlender Biss war den Schalkern aber nicht vorzuwerfen. Sie gingen hart in die Zweikämpfe, sammelten bereits in der ersten halben Stunde drei Gelbe Karten ein. Zu Beginn hinterließen sie den gefährlicheren Eindruck. In der elften Minute verpasste Bryan Lasme einen Querpass von Kenan Karaman nur um Zentimeter. 60 Sekunden später wurde ein Schuss von Yusuf Kabadayi im letzten Moment zur Ecke abgefälscht. Kabadayi hatte die beste S04-Möglichkeit in der 20. Minute. Nach einem Lasme-Pass stürmte er allein aufs Tor zu, scheiterte aber an Torwart Jonas Urbig. In der Mitte stand Keke Topp ganz frei - der regte sich sehr über Kabadayis Egoismus auf.
Die Fürther, die vor dem Anpfiff sechs Spieler verabschiedet hatten, fanden erst nach rund 30 Minuten ins Spiel, brachten dann aber Schalkes Not-Abwehr mehrfach in Gefahr. Den Schalkern fielen nun die Schritte schwer, die Offensive lieferte nur noch zahlreiche Fehlpässe und Flanken hinters Tor.
Vor allem den Fürther Stürmer Armindo Sieb bekam nun Chance um Chance. Gleich drei gute Möglichkeiten bekam Sieb von den Schalkern geschenkt - zunächst wurde Sieb von Schalkes Ibrahima Cissé noch abgelaufen (31.), dann schoss er drüber (40.) und freistehend vorbei (45.+1). Zur Pause stand es 0:0 - Tore hatte der Stadionsprecher nicht zu verkünden, aber dauerhafte Ermahnungen der eigenen Fans, die immer wieder Rauchbomben und Pyrotechnik zündeten.
Vor dem Seitenwechsel war schon wenig passiert, nach der Pause schienen sich beide Mannschaft sehr schnell auf ein 0:0 als Endergebnis geeignet zu haben. Es gab zwar immer noch viele Durchsagen wegen des Zündens von Pyrotechnik, aber kaum noch Strafraumszenen, das Spiel plätscherte vor sich hin. Die Schalker Abschlüsse durch Kabadayi (50.) und Topp (57./66.) flogen genau in die Arme von Torwart Urbig. Die Fürther waren bis zur 67. Minute gar nicht mehr vorn zu sehen.
Dann passierte das, was sich in diesem Sommerkick nicht mehr abgezeichnet hatte. Tim Lemperle spazierte an der Strafraumgrenze an der passiven Schalker Abwehr vorbei, ein von Steven van der Sloot geblockter Schuss fiel vor die Füße des erfahrenen Fürther Kapitäns Branimir Hrgota. Der ließ sich die Chance aus 15 Metern Entfernung nicht nehmen und erzielte die 1:0-Führung für Fürth.
Es war die Entscheidung, der Schalker B-Elf fehlte Wille und Qualität, um diesen Rückstand noch einmal umzudrehen. Im Gegenteil: Die Fürther nutzten den sich bietenden Platz zu gefährlichen Kontern. Hrgota vergab seine zweite glänzende Chance, er schoss S04-Torwart Marius Müller an (72.).
Nur drei Minuten, nachdem Karaman Schalkes einzige Ausgleichschance vergeben hatte (79., Pfosten), sorgte Lemperle für die Entscheidung. Die eingewechselte U23-Aushilfe Jimmy Kaparos verlor den Ball an Lukas Petkov. Der spielte einen simplen Querpass in die Mitte, Lemperle verwandelte souverän zum 2:0-Endstand.
Nach dem Abpfiff ging‘s für die Schalker zügig in den Bus und auf die lange Heimfahrt Richtung Ruhrgebiet. Einmal treffen sich die Profis noch zum Abschiedsessen, dann geht‘s in den Urlaub. Und klar ist: Wenn die Vorbereitung auf die Saison 2024/2025 beginnt, wird Schalkes Kader ein ganz anderes Gesicht haben.