Es war fast schon grotesk. Auf der Pressekonferenz am vergangenen Donnerstag, auf der die Entlassung von Schalke-Cheftrainer Thomas Reis von Sportvorstand Peter Knäbel und Sportdirektor André Hechelmann erklärt wurde, äußerte sich Knäbel auch zu Onur Cinel.
Dabei lobte Knäbel Cinel über den grünen Klee. "Wir haben mit Onur Cinel - glaube ich - einen sehr interessanten Kandidaten, der sicher seine Schritte machen wird, verloren an Liefering", sagte Knäbel. "Wir wissen, was Liefering ist: Das ist nicht nur eine Talentstätte für Spieler, sondern auch für Trainer, wenn man jetzt zum Beispiel an Bo Svensson denkt. Insofern haben wir einen schon abgegeben, den wir natürlich unter Beobachtung haben."
Knäbel fuhr fort: "Das wäre so ein Kandidat gewesen. Der hat den Fußballlehrer. Aber ich will jetzt nicht den Onur in Gefahr bringen, ich will ihn nur loben für das, was er kann, weil er ist in Liefering und er wird mit Österreich die EM 24 spielen."
Zur Erinnerung: Onur Cinel, der auch als Co-Trainer von Ralf Rangnick bei der österreichischen Nationalmannschaft tätig ist, hatte im Sommer seinen Vertrag als U17-Trainer bei dem FC Schalke 04 nicht verlängert, weil er eine neue Herausforderung suchte. Die konnte man ihm bei S04 kurzfristig nicht bieten.
Ich bin Gelsenkirchener Junge, Schalke-Fan und ich glaube, die letzten Jahre war ich mit meiner Arbeit hier sehr erfolgreich
Onur Cinel bei seinem Abschied von S04
Die Stellen bei der U19 und U23 sind mit Norbert Elgert und Jakob Fimpel, der den Fußballlehrerschein noch nicht besitzt, besetzt. Auf zwei weitere Jahre als U17-Coach hatte Cinel keine Lust. „Ich suche jetzt einfach eine Herausforderung und nochmal den nächsten Entwicklungsschritt, wo ich persönlich denke, dass mich das herausfordert, dass mich das zum Lächeln bringt. Und das war jetzt hier nicht der Fall. Und entsprechend suche ich das woanders", sagte Cinel damals zu RevierSport. Keine fünf Monate später wäre er offenbar plötzlich ein Kandidat auf den Cheftrainerposten bei den Profis gewesen.
Aber wie ergeht es Cinel aktuell in Österreich überhaupt? Es sieht gar nicht so rosig aus. Denn Cinel wartet nach dem 3:3 gegen den Aufsteiger Leoben in der zweiten österreichischen Liga mit dem FC Liefering seit sechs Spielen auf einen Sieg. In neun Spielen gab es erst zwei Siege und zwei Unentschieden bei bereits fünf Niederlagen. Als Tabellen-14. (bei 16 Vereinen) ist das Farmteam von RB Salzburg aktuell nach neun absolvierten Spieltagen akut abstiegsgefährdet.
„Ich bin Gelsenkirchener Junge, Schalke-Fan und ich glaube, die letzten Jahre war ich mit meiner Arbeit hier sehr erfolgreich. Und es kann schon sein, dass ich wieder zurückkomme. Es gibt ja noch eine Deutsche Meisterschaft zu holen", sagte Cinel zwar bei seiner Verabschiedung auf Schalke. Aber ganz so schnell wird es wohl dann doch nicht gehen. Sein Vertrag in Liefering läuft noch bis zum Sommer 2025. Wer weiß, vielleicht sind die Königsblauen dann ja wieder einmal auf Trainersuche.