Fußball-Profi Mario Vuskovic vom Zweitligisten Hamburger SV ist wegen Epo-Dopings für zwei Jahre gesperrt worden. Das entschied das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter dem Vorsitz von Stephan Oberholz, wie der DFB am Donnerstag mitteilte. Der 21 Jahre alte Kroate hat den Doping-Vorwurf stets zurückgewiesen und kann binnen einer Woche vor das DFB-Bundesgericht ziehen. Das Verfahren hatte sich zu einem Grundsatzstreit über die Epo-Analytik entwickelt.
Die Vorsperre von Vuskovic werde angerechnet, sodass die Sperre rückwirkend vom 15. November 2022 an läuft. Das Strafmaß liegt unter der Maximalsperre von vier Jahren. „Die Verteidigung habe den Nachweis eines falschen Doping-Befundes nicht erbringen können“, hieß es in der DFB-Mitteilung.
„Das DFB-Sportgericht ist im Ergebnis des Verfahrens mit hinreichender Gewissheit davon überzeugt, dass die Analysen der A- und B-Probe des Spieler-Urins im Labor in Kreischa das Vorhandensein von körperfremdem Erythropetin, kurz EPO, ergeben haben“, wurde Oberholz zitiert. „Dabei handelt es sich um eine verbotene sogenannte ‘nicht-spezifische Substanz’, womit ein strafbarer Verstoß gegen die Anti-Doping-Vorschriften des DFB vorliegt.“
In einer am 16. September genommenen Probe war beim Innenverteidiger das körperfremde Erythropoetin (Epo) festgestellt worden. Im Dezember wurde das Ergebnis durch den Befund der B-Probe bestätigt. Im November war Vuskovic vom DFB vorläufig gesperrt worden.
Nach drei Prozesstagen hatte sich das Sportgericht zunächst nicht zu einem Urteil in der Lage gesehen. Daher hatte der Vorsitzende Oberholz nach dem dritten Verhandlungstag am 17. März „eine schriftliche Entscheidung spätestens innerhalb der nächsten zwei Wochen“ angekündigt. Diese wurde nun Vuskovic und dem HSV mitgeteilt. Vor seiner Ankündigung hatte Oberholz vergeblich um eine einvernehmliche Lösung zwischen dem DFB-Kontrollausschuss und der Vuskovic-Seite gesucht.
Die Entscheidung des Sportgerichts in dem Grundsatzstreit über die Epo-Analytik ist auch ein Sieg für die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada). Vier vom HSV engagierte Experten hatten den positiven Befund des von der Wada akkreditierten Analyselabors in Kreischa einhellig als „falsch-positiv“ angezweifelt. Laborleiter Sven Voss versicherte hingegen, die Probe von Vuskovic sehe genauso aus, „wie eine positive Probe aussehen“ müsse.
Chefankläger Anton Nachreiner hatte sich der Ansicht angeschlossen. „Ich halte diesen Dopingvorwurf völlig problemlos für nachgewiesen“, hatte er in seinem Schlussplädoyer gesagt. Zugleich hatte er für Strafmilderung plädiert, „für einen 21-jährigen jungen Mann, der vielleicht einmal einen Fehler gemacht hat und bevor man eine wahrscheinlich sehr erfolgreiche Karriere zunichtemachen würde“. Vuskovic-Anwalt Joachim Rain hatte keinen Grund für eine Verurteilung gesehen: „Wir beantragen Freispruch, weil Mario Vuskovic nicht gedopt hat.“
Einer der Streitpunkte in dem Verfahren: Die seit über 20 Jahren angewendete Epo-Analysemethode der Wada. Sie wird immer wieder infrage gestellt. Bei dem SAR-PAGE-Verfahren wird per Augenschein überprüft, ob ein negativer oder positiver Befund vorliegt. Fast alle anderen Doping-Substanzen werden durch eine massenspektrometrische Methode aufgespürt.
Angesichts des Streits der Experten hatte Oberholz als unabhängigen Gutachter Jean-Francois Naud bestellt. Der Kanadier sitzt allerdings mit Voss in der Wada-Arbeitsgruppe für Epo. Einen Befangenheitsantrag der Vuskovic-Anwälte hatte das Sportgericht abgelehnt.
Den Auftrag von Oberholz, nach der üblichen A- und B-Probe aus einer Urinmenge von 43 Milliliter noch eine C-Probe zu analysieren, hatte Naud verweigert, da dies den Wada-Regeln widerspricht. Für den Richter hätte ein drittes Analyse-Resultat einen Urteilsspruch erleichtert. Laut DFB hatte Epo-Experte Naud in seinem Gutachten die Einschätzung des Labors in Kreischa bestätigt.
Vuskovic war 2021 für 1,2 Millionen Euro Leihgebühr vom HSV von Hajduk Split ausgeliehen und im vergangenen Sommer für drei Millionen Euro fest verpflichtet worden. Bis zu seiner Sperre war er in der Abwehr der Hamburger gesetzt. Er gilt beim HSV als Investition in die Zukunft.