Anfang März gewann Timo Becker mit Hansa Rostock 4:3 beim FC Schalke 04. Das war sieben Spieltage vor Schluss. Schalke hatte sechs Punkte Rückstand auf die Tabellenführung. Es war das letzte Spiel von Dimitrios Grammozis als Trainer des S04.
Becker jubelte bei den Toren nicht. Nach dem Spiel ging er vor der Abfahrt des Hansa-Busses mit einigen Mitspielern auf dem Parkplatz der Arena nochmal zu den Rostocker Fans und bedankte sich für den Support. Aber er traf auch viele Freunde wieder. „Es war schön, euch alle wieder gesehen zu haben. Natürlich für mich persönlich schwierig, aber mit einem guten Ende für Hansa Rostock“, schrieb er damals auf Instagram.
Schwierig, weil der gebürtige Hertener seit Kindheitstagen Fan des FC Schalke 04 ist. Wenn er nicht spielte, dann stand er auch schonmal mit seinen Kumpels im Nordkurve-Sweatshirt in ebensolcher. Becker spielte lange Jahre in der Jugend für den S04, wechselte dann zu Rot-Weiss Essen. Mit seiner Rückkehr zu seinem Herzensverein im Jahr 2019 ging für ihn ein Traum in Erfüllung. Und als er dann noch von der U23, für die er eigentlich vorgesehen war, in den Profikader aufrückte, schien sein Glück perfekt.
Doch dann kam der Bundesligaabstieg. Als der bereits im April nach der Niederlage bei Arminia Bielefeld feststand, konnte sich Timo Becker nicht mehr zurückhalten. Auf der Ersatzbank zusammengesackt, weinte der Profi bitterlich.
Am Samstag war er zurück auf dem Rasen der Schalker Arena. Aber nicht als Spieler, sondern als Fan. Es existieren Bilder, die ihn mit Tränen in den Augen und weit aufgerissenem Mund nach dem Abpfiff jubelnd in der Menschenmenge nach dem Platzsturm zeigen. Anschließend soll sich eine lange Partynacht in den Gelsenkirchener Kneipen angeschlossen haben, wie die Ostsee-Zeitung berichtet.
Wenige Stunden zuvor hat er noch mit Hansa Rostock beim FC Ingolstadt gespielt. Kurios: Bereits nach 24 (!) Minuten wurde er ausgewechselt. Um rechtzeitig zum 600 Kilometer entfernten S04-Spiel in der Arena zu sein? Wie es mit dem 25-Jährigen weitergeht, ist noch unklar. Seine Leihe zum Kogge-Klub endet zum 30.6.22. Rostock würde Becker, der sich dort zum Stammspieler gemausert hat, gerne behalten. Doch dafür müssten sie ihn fest verpflichten. Der Rechtsverteidiger hat auf Schalke noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023.Viel wird davon abhängen, wie der neue Schalke-Trainer plant und ob Andreas Vindheim auf Schalke gehalten wird.