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MSV-Kapitän Grlic und der Wunsch nach konstanter Bundesliga-Zugehörigkeit
"So kann es kein Dauerzustand sein"

MSV: Kapitän Grlic und der Wunsch nach konstanter Bundesliga-Zugehörigkeit
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Die Fußball-EM erlebt Ivica Grlic dort, wo es besonders heiß zugeht: In Kroatien.

"Die Leute sind hier total verrückt und alle im Fußball-Fieber", sagt der Duisburger Leitwolf, der zusammen mit seiner Familie noch ein paar Tage am Meer abschaltet. Danach trabt "Grille" mit den Zebras wieder an, um sich auf die kommende Spielzeit vorzubereiten. Sein Muskelbündelriss ist inzwischen ausgeheilt, so dass der Routinier gleich Vollgas geben kann. "Dass ich auf der Zielgeraden verletzt zuschauen musste und in der entscheidenden Phase nicht mehr eingreifen konnte, war schon sehr, sehr ärgerlich", erklärt er. Im Gespräch mit RevierSport blickt der 32-jährige Leitwolf auf den Abstiegs-K.o. zurück, äußert seinen Wunsch nach einer konstanten Bundesliga-Zugehörigkeit und sagt, warum die ersten fünf Spiele besonders wichtig sind.

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Ivica Grlic, wie lange haben Sie gebraucht, um den Abstieg zu verarbeiten?

Es hat bis vor kurzem gedauert. Jeder, den man kennt, spricht einen auf den Absturz aus der Bundesliga an. So kommt das Thema auch Wochen nach dem Saisonschluss immer mal wieder auf. Ich hatte schon daran zu knabbern, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben. So ein Negativ-Erlebnis ist nicht leicht abzuschütteln.

Ab dem 29. Juni, wenn es an der Westender Straße wieder mit der Arbeit los geht, müsste das Vergangene abgehakt sein, oder?

Ja, wenn wir das erste Training in der neuen Serie absolvieren, dann zählt das Alte nicht mehr. Für uns heißt es in ein paar Tagen: Ärmel hoch, alles investieren, sich auf das neue Ziel konzentrieren.

Waren Sie persönlich mit der Saison 2007/2008 zufrieden? Immerhin stehen fünf Grlic-Tore zu Buche?

Was die Konstanz, das Spielerische und die kämpferischen Elemente anbelangt, bin ich mit dem abgelaufenen Jahr durchaus zufrieden gewesen. Nur, wenn du die eigentliche Vorgabe am Ende verpasst, dann bringt das relativ wenig. Wenn ich wählen könnte, hätte ich lieber schlechtere Leistungen gezeigt und wäre mit den Zebras dringeblieben.

Obwohl der Kader noch nicht komplett ist, haben die Verantwortlichen Walter Hellmich, Bruno Hübner und Rudi Bommer schon offensiv formuliert, sofort wieder hoch zu wollen. Daran müssen wir uns messen lassen. Wir kommen nicht aus der Verfolgerrolle, was mitunter ganz angenehm sein kann. Nürnberg ist allerdings noch klarerer Favorit als der MSV. Da liegen einfach Welten zwischen, wenn man sich die Möglichkeiten bei den Franken und bei uns anschaut. Die Tatsache, dass es nur zwei direkte Aufsteiger gibt und der Tabellendritte in die Relegation muss, macht es nicht gerade leicht. Außerdem müssen wir uns gegenüber dem letzten Jahr umstellen. Wie meinen Sie das?

Viele Spieler kennen die Zweite Liga noch gar nicht. Da gibt es erst auf die Socken, dann wird Fußball gespielt. Das muss man erst mal verinnerlichen. Sie haben mit den Zebras schon zwei Aufstiege gefeiert. Das müsste doch ein gutes Omen sein, oder?

Trotzdem gibt es kein Patentrezept. Die Zweite Liga ist sehr stark, man darf sie auf keinen Fall unterschätzen, auch wenn mit Köln und Mönchengladbach zwei große Mannschaften raus sind. Andere Konkurrenten haben trotzdem größere Mittel als wir. Unser Team befindet sich wieder in einem Neuaufbau, viele Spieler haben den MSV verlassen. Es sind mit Mounir Chaftar, Chinedu Ede und Sandro Wagner junge Leute hinzugekommen. Abwarten, wie unser Kader dann am Ende aussieht, noch sind ja nicht alle Positionen klar.

An Manasseh Ishiaku ist unter anderem Köln dran... Davon habe ich auch etwas gelesen. Letztlich weiß man erst nach der Europameisterschaft, wer wirklich bleibt und geht. Im Anschluss an das Turnier in Österreich und der Schweiz fädeln die ganzen Top-Clubs ihre Transfers ein. Danach kommt alles noch einmal bei den mittleren und kleineren Vereinen in Bewegung.

Hatten Sie während des Urlaubs mal mit Blagoy Georgiev Kontakt?

Ja, wir haben einmal telefoniert. Ich würde es natürlich begrüßen, wenn die Idee, doch weiter mit ihm zu planen, in die Tat umgesetzt werden könnte. Georgiev wäre für uns in der Zweiten Liga eine Riesen-Verstärkung. Ich bin zuversichtlich, dass Walter Hellmich und Bruno Hübner einen Kader zusammenstellen, der eine gute Rolle spielen kann.

Coach Bommer meint, der MSV würde aufgrund des Abstiegs mit einem Minus in die neue Saison starten. Wie sehen Sie das?

Ich denke, dass wir in den ersten fünf Spielen gehörig unter der Lupe sein werden. Die Fans schauen genau hin: Wie arbeiten wir, was machen wir, wie treten wir auf? Wenn es zum Start nicht so gut laufen sollte, dann kann es hier rund um die Arena sehr unruhig werden. Nur mit Erfolgen kann man gegen so etwas ankämpfen.

Sie haben in Duisburg bisher die permanente Achterbahnfahrt zwischen Ober- und Unterhaus miterlebt. Verspüren Sie Sehnsucht nach Konstanz?

Ja, absolut. Mein Wunsch ist es, mich mit Duisburg in der Bundesliga zu etablieren. So, wie es zuletzt abgelaufen ist, kann das kein Dauerzustand sein. Auf der anderen Seite muss man auch anerkennen, dass wir uns nach Abstiegs-Nackenschlägen sofort zurückgemeldet haben. Das ist eine unserer Stärken.

Woran hat es zuletzt gehapert?

Das Quäntchen Glück, um in der Bundesliga Spiele zu gewinnen, hat einfach gefehlt. Um da drinzubleiben, muss alles passen. Spielerisch und kämpferisch habe ich unsere Mannschaft nicht schlechter gesehen, als andere Teams, die zum Schluss den Klassenerhalt feierten. An gewissen Sachen hat es letztlich gehapert, unter anderem an den Heimspielen. Aus diesen Fehlern müssen wir lernen. Ein Thema war auch die Ansammlung von internationalen Spielern, die im Abstiegs-Getümmel sicherlich schwerer zu integrieren waren, als wenn man im gesicherten Mittelfeld ohne Druck operieren könnte.

Das sehe ich auch so. Wenn du auf einem einstelligen Platz stehst, dann klappen solche Dinge leichter, weil man bei einer Niederlage nicht gleich Angst haben muss, ganz nach unten zu rutschen. Bei uns musste der Einbau binnen weniger Wochen klappen, das war schon ein hartes Stück Arbeit. Sie waren in den vergangenen elf Monaten Kapitän. Würden Sie einer weiteren Amtszeit zustimmen?

Ich denke, die Aufgabe ist von mir nicht schlecht gelöst worden, das Vertrauen von der Mannschaft war da. Ich habe kein Problem damit, auch künftig als Spielführer voran zu gehen. Aber das liegt letztlich nicht nur an mir, sondern auch an den Vorstellungen, die Rudi Bommer in der neuen Saison hat. Insgesamt bin ich in meiner Art eher für die internen Lösungen und regele die Dinge hinter verschlossenen Türen. Andere bevorzugen die Öffentlichkeit. Das halte ich für Show und Alibi, so etwas ist nicht meine Welt.

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