Nico Neidhart ist ein echter Kämpfer. Einer, dem in seiner Karriere nichts geschenkt wurde und der sich von unten nach oben spielte, kämpfte.
Angefangen hat die Laufbahn des 27-Jährigen in der Regionalliga West beim FC Schalke 04 (Juli 2013 bis Juni 2015). Über Gelsenkirchen, die Sportfreunde Lotte (Juli 2015 bis Dezember 2019) und den niederländischen Zweitligisten FC Emmen (Januar 2019 bis Juni 2019) führte sein Weg mit Hansa Rostock (seit 1. Juli 2019 unter Vertrag) über die 3. Liga in die 2. Bundesliga. In der Aufstiegssaison war der flexibel einsetzbare Außenverteidiger ein absoluter Leistungsträger und das ist der 136-malige Drittligaspieler auch in der 2. Liga. 21 von 24 (drei Vorlagen) möglichen Partien bestritt Neidhart, dessen Vater Christian Trainer bei Rot-Weiss Essen ist, von Beginn an.
Am Samstag (13.30 Uhr) trifft Neidhart junior mit Hansa auf Schalke. RevierSport hat mit dem Sohn des RWE-Trainers vor dem Auftritt beim FC Schalke 04 gesprochen.
Es war mein erstes Herrenjahr auf Schalke und ich habe unheimlich viel gelernt. Aber der Weg nach oben zu den Profis war zu dieser Zeit unrealistisch. Da durfte man im Training mal reinschnuppern, wenn Länderspielpause war.
Nico Neidhart
Nico Neidhart, wie bewerten Sie die aktuelle Saison des FC Hansa Rostock?
Als Aufsteiger wussten wir natürlich, dass es um den Klassenerhalt gegen den Abstieg geht. Darauf waren wir von Beginn an vorbereitet. Wir hatten viele Spiele, in denen wir ebenbürtig waren, aber die Punkte nicht eingefahren haben. Wir arbeiten weiter täglich hart, um am Ende unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen.
Zuletzt holte die Mannschaft nur einen Sieg aus elf Spielen - was läuft nicht so gut?
Es ist immer sehr schwer zu sagen, woran das genau liegt. Oft führen einfache, individuelle Fehler zu Gegentoren. Da müssen wir einfach zu sehen, dass wir das besser machen und das abstellen. Aber auch, dass wir uns für unsere engagierte Spielweise belohnen. Alles andere ist im Abstiegskampf irrelevant. Wir brauchen Punkte!
Was macht Ihnen Hoffnung, dass die Hansa-Kogge am Ende über dem Strich liegen wird?
Die Mannschaft ist komplett intakt, jeder weiß, worum es geht. Es ist ja nicht so, dass wir jedes Spiel auf den Sack bekommen. Wir sind sehr oft, sehr nah dran. Das macht Mut. Wir müssen noch eine Schippe drauflegen, dann holen wir auch die Punkte. Wenn wir nur ein, zwei Prozent nachgeben, dann holst du in dieser starken, engen Liga nichts.
Ingolstadt und Aue sind schon recht abgeschlagen. Ist es für den Kopf von Vorteil, dass man den Relegationsplatz fast sicher hat?
Was die da unten machen, interessiert mich nicht. Das ist auch alles Mathematik. Wir müssen auf uns schauen und Punkte holen.
Es geht jetzt zum FC Schalke. Wie groß ist die Vorfreude auf diesen Knaller?
Schon sehr groß. Ich habe ja auch auf Schalke gespielt. Damals hatte ich leider keine Chance. Das ein oder andere Gesicht kennt man noch.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit - 2013 bis 2015 - in Gelsenkirchen?
Es ist natürlich Wahnsinn zu sehen, wo der Verein jetzt steht. Ich habe damals Champions League in der Arena geguckt. Es war mein erstes Herrenjahr auf Schalke und ich habe unheimlich viel gelernt. Aber der Weg nach oben zu den Profis war zu dieser Zeit unrealistisch. Da durfte man im Training mal reinschnuppern, wenn Länderspielpause war. Mehr aber auch nicht. Wie gesagt: Zu meiner Zeit hat Schalke in der Champions League gespielt. Damals hatte die U23 im Verein nicht den Stellenwert, wie letzte Saison, in der sich gefühlt jeder U23-Spieler des FC Schalke mal in der Bundesliga probieren durfte.
Wie haben Sie die Abstiegssaison des FC Schalke verfolgt?
Was letztes Jahr auf Schalke passiert ist, ist eigentlich kaum in Worte zu fassen. Aber der Ursprung liegt weiter zurück. Auch zu meiner Zeit war nicht alles rosig. Das wissen die Verantwortlichen auf Schalke sicherlich auch. Ich freue mich jedenfalls, dass ich nun mit dem FC Hansa Rostock zu einem Ligaspiel auf Schalke in dieser tollen Arena antreten darf.
Pflegen Sie noch Kontakte zu ehemaligen Spielern oder Mitarbeitern?
Sporadisch hatte ich mit Gerald Asamoah Kontakt. Mit ihm habe ich noch in der U23 zusammengespielt. Auch im Hinspiel in Rostock haben wir ein wenig geschnackt.
Im Ruhrgebiet ist Ihr Vater Christian Neidhart sportlich Zuhause. Wie verfolgen Sie seine Aufgabe bei RWE?
Schon sehr, sehr eng. Ich verfolge seine Spiele im Livestream. Und sympathisiere auch mit RWE. Man möchte ja auch, dass der Vater Erfolg hat und zufrieden ist.
Welche Rolle spielt Ihr Vater in Ihrer Karriere? Es ist ja eher eine Vater-Sohn-Beziehung auf Entfernung...
Er spielt schon eine große Rolle. Wir reden viel über Fußball und er war auch mal mein Trainer. Das war beim SV Hansa Friesoythe in der D-Jugend. Da haben wir uns überhaupt nicht gut verstanden (lacht). Aber da war ich ja noch ein kleiner Junge. Heute gibt er mir ab und an mal einen Tipp, hält sich aber ansonsten heraus. Ich habe ja auch einen Trainer im Verein, der mich täglich sieht. Da ist mein Vater zu weit weg und weiß nicht, was wir in Rostock täglich machen. Aber wenn ich mal einen Rat benötige, dann ist er immer für mich da.
Wird Ihr Vater Sie irgendwann auch trainieren oder ist das ausgeschlossen?
Ich habe mir da eigentlich keine Gedanken gemacht, ob es so kommen wird. Ich würde niemals nie sagen. Aber wir sind bisher in der Karriere so gut gefahren, dass wir das überhaupt nicht geplant haben. Und das ist auch gut so.
Wie sehr sehnt sich Ihr Vater nach diesem Aufstieg mit RWE?
Es ist das große Ziel von Essen da hinzukommen, in diese 3. Liga. Man weiß, dass sich jeder bei RWE danach sehnt - auch mein Vater. Es steht außer Frage, dass dieser Verein in den Profifußball gehört. Die Region, die Stadt, alle lechzen doch seit Jahren danach.
Warum werden Neidhart junior und senior am Ende der Saison jubeln?
Das wünscht man sich natürlich. Umso schöner wäre es für beide Parteien. Ich hoffe, dass es dann zu einem Familienfest kommen wird.
Welche Rolle spielt eigentlich Mama Neidhart in dieser Konstellation?
Sie drückt uns beiden natürlich die Daumen. Es ist für sie auch einfach geworden, weil mein Vater in der Regionalliga ist und ich in der 2. Bundesliga spiele. Als wir beide noch in der 3. Liga gegeneinander antreten mussten, da war das nicht so einfach für meine Mutter (lacht).
Sie haben Sich jetzt in der 2. Liga festgebissen und zeigen sich. Welche Ziele verfolgen Sie noch persönlich?
Ich bin ein Typ, der immer im Hier und Jetzt lebt, dass habe ich immer so gemacht. Ich habe bei Hansa einen langfristigen Vertrag bis 2024 und bin unfassbar glücklich hier. Es ehrt mich für diesen tollen Verein zu spielen. Es passt einfach alles hier.