Bei Rot-Weiss Essen wurde Stürmer Kevin Behrens nie wirklich glücklich. Unter dem damaligen Trainer Jan Siewert kam er nach seinem Wechsel von Alemannia Aachen in der Saison 2015/2016 lediglich auf acht Regionalligaeinsätze, machte schon nach einem halben Jahr wieder den Abflug. Im vergleichsweise hohen Fußballeralter von 28 Jahren scheint er beim Zweitligisten SV Sandhausen nun das geschafft zu haben, was viele Beobachter ihm wohl nicht mehr zugetraut hätten – den Durchbruch im Profifußball.
In der aktuellen Torjägerliste steht er mit sieben Treffern auf Platz sechs. Zuletzt sorgte er im Auswärtsspiel bei der starken Bielefelder Arminia in der 31. Minute für den 1:1-Ausgleich. Mit einer so schnellen Entwicklung hatten die Sandhäuser Verantwortlichen wohl selbst nicht gerechnet. Nach seinem Wechsel im Sommer 2018 vom 1.FC Saarbrücken war er am Hardtwald eigentlich nur als Joker eingeplant.
Schlechter Ruf bei RWE: Behrens eckte immer wieder an
Doch er gewöhnte sich wesentlich zügiger an die höhere Spielklasse als man erwarten konnte und trug bereits in der vergangenen Saison zum Klassenerhalt bei. Sandhausens Trainer Uwe Koschinat schätzt vor allem Behrens´ Kopfballstärke: „Kevin hat die Fähigkeit, auf vorderster Linie Zweikämpfe zu gewinnen, robust und kopfballstark zu sein, Flanken zu verwerten.“ Zudem gilt er als extrem mannschaftsdienlich und schmeißt sich mit seiner bulligen Statur unermüdlich in die Zweikämpfe. Sein Mitspieler Dennis Diekmeier beschreibt ihn folgendermaßen: „Er ist einfach ein Monster da vorne.“
In seiner Essener Zeit war sein Ruf deutlich schlechter. Die Torquote war zwar annehmbar (drei Treffer in acht Spielen), doch der erfolgsbesessene Offensivmann eckte an. Immer wieder kam es zu internen Querelen. Vor einem Heimspiel gegen Rot Weiss Ahlen im Oktober 2015 strich ihn der frühere RWE-Trainer Jan Siewert aus dem Kader, offiziell wurde Behrens jedoch krankgeschrieben. „Er hätte sowieso nicht gespielt“, gab Siewert später vielsagend zu Protokoll.
Behrens hatte sich bei RWE nicht wohlgefühlt
Die genauen Hintergründe blieben damals im Unklaren, doch sein Abschied in der Winterpause war spätestens zu diesem Zeitpunkt beschlossene Sache. In der kompletten Hinrunde absolvierte er kein einziges Spiel mehr. „Ich bin mit großen Ambitionen hier nach Essen gekommen und entsprechend enttäuscht über den Verlauf meiner Zeit an der Hafenstraße“, sagte Behrens damals und räumte auch später im Nachgang ein, dass er sich „in der Region nicht wohlgefühlt“ und „mit den Verantwortlichen überworfen“ hatte.
Der gebürtige Bremer nahm einen neuen Anlauf beim Süd-Regionalligisten 1.FC Saarbrücken und machte mit 41 Treffern und 31 Vorlagen in 85 Pflichtspielen auf sich aufmerksam. Das nächste große Ziel ist der erneute Klassenerhalt mit Sandhausen. Die Aufgabe am Sonntag gegen den VfB Stuttgart (13.30 Uhr/Sky) dürfte jedoch alles andere als einfach werden.
Autor: Jörn Duddeck