Für den Traditionsverein Hamburger SV ist der Aufstieg in die Fußball-Bundesliga Pflicht, für den Underdog SC Paderborn dagegen die Kür.
Derzeit spricht aber wesentlich mehr für die Ostwestfalen als für den einstigen Bundesliga-Dino. Am Sonntag erwarten die zweitplatzierten Paderborner den Vierten von der Elbe.
Das Selbstverständnis des HSV und die Ansprüche der Fans sind immer nur auf die Eliteliga ausgerichtet. Wird der Aufstieg verpasst, wäre der Katzenjammer in der Hansestadt gewaltig. Ein unbedingtes Muss für den mit 85 Millionen Euro verschuldeten Verein ist die Bundesliga-Rückkehr aber nicht. "Die Welt geht nicht unter, ob der HSV in der Zweiten oder in der Ersten Bundesliga spielt. Theoretisch könnte der HSV auch noch ein oder zwei Jahre Zweite Liga spielen, ohne dass uns der ganze Laden um die Ohren fliegt", sagte Präsident Marcell Jansen kürzlich dem "Hamburger Abendblatt".
Bleibt der HSV zweitklassig, sind es die Finanzen auch. In der TV-Vermarktung stehen dem einstigen Europapokalsieger dann rund 15 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Von Hauptsponsor Emirates kämen lediglich 4,5 Millionen Euro pro Jahr statt sieben bis acht Millionen bei Aufstieg. Der Spieleretat schrumpft im zweiten Zweitligajahr von derzeit 29 Millionen auf etwa 23 bis 25 Millionen Euro. Investor Klaus-Michael Kühne zöge wohl endgültig die Spendierhosen aus.
Geld für einen verstärkten Umbau der Mannschaft wäre nicht da. Sportvorstand Ralf Becker könnte nur nach preiswerten Talenten Ausschau halten. Bereits feststehende und angedachte Wechsel würde ein weiteres Zweitligajahr nicht beeinflussen. Außenverteidiger Douglas Santos soll in jedem Fall verkauft werden. Hee-Chan Hwang (Salzburg) und Orel Mangala (Stuttgart) gehen ohnehin zurück. Pierre-Michel Lasoggas Vertrag läuft aus. Kyriakos Papadopoulos und Rückkehrer Bobby Wood sollen von der Gehaltsliste. David Kinsombi (Kiel), Jan Gyamerah (Bochum) und Jeremy Dudziak (St. Pauli) sind bereits verpflichtet, der Bochumer Lukas Hinterseer soll folgen.
Obwohl Becker und Vorstandschef Bernd Hoffmann eine für den HSV ungewöhnliche Kontinuität auf dem Trainerposten ausgerufen haben, wackelt Hannes Wolf (Vertrag bis 2020) gewaltig. Die Sorgen in Hamburg türmen sich vor dem Topspiel so hoch wie die Elbphilharmonie.
Ganz anders in Paderborn. Die Stimmung ist glänzend. Im Fall des Aufstiegs würde der Club von den Erfahrungen profitieren, die im ersten Bundesligajahr 2014 gemacht wurden. Zudem haben sich die Ostwestfalen besonders in den vergangenen beiden Jahren nach dem Amtsantritt von Markus Krösche weiter professionalisiert.
Die Zukunft des Geschäftsführers Sport, der einen Vertrag bis zum Sommer 2022 hat, ist allerdings offen. Auch Cheftrainer Steffen Baumgart, dessen Kontrakt bis 2020 datiert ist, ist immer wieder Teil von Personal-Spekulationen. Ein Aufstieg würde die Chancen auf einen Verbleib des Duos deutlich erhöhen.
Alle Paderborner Leistungsträger haben gültige Verträge auch für die Erste Liga. Die Lizenz für das Oberhaus haben die aktuell mit mehr als sieben Millionen Euro verschuldeten Paderborner erhalten.
Beim Aufstieg könnte der SC Paderborn in der heimischen Benteler-Arena mit ihren 15.000 Plätzen zunächst nur mit einer Ausnahmegenehmigung spielen. Das im Jahr 2008 eröffnete Stadion hat aktuell nur 5800 Sitzplätze. Diese Zahl reichte in der Erstligasaison 2014/15 noch aus. Inzwischen aber sind 8000 Sitzplätze vorgeschrieben. Die Pläne für eine Erweiterung um 3000 Plätze liegen in der Schublade. dpa