Beim Hamburger SV war sein Aktionsradius die linke Spielfeldseite, jetzt will er den Verein auf den rechten, sprich richtigen Kurs bringen. Ex-Fußball-Profi Marcell Jansen will sich um das Präsidenten-Amt beim HSV bewerben. Das ist zwar noch nicht offiziell, nach Informationen von Hörfunksender NDR 90,3 aber fix.
Jansen for president - der 33-Jährige hat gute Karten, wenn am 19. Januar nächsten Jahres der Nachfolger von Bernd Hoffmann gewählt wird. Allerdings wird ein größerer Kreis von rund zehn Bewerbern erwartet, darunter Rechtsanwälte, Unternehmer, auch Ex-Präsident Jürgen Hunke. Der Beirat des HSV entscheidet am 17. Dezember, wer zugelassen wird.
Linksfuß Jansen hatte schon als Spieler Sympathiepunkte bei den Fans und damit bei den 85 000 Mitgliedern des Vereins gesammelt. Als 45-malige Nationalspieler und zweimaliger WM-Teilnehmer sorgte er in seiner HSV-Zeit als Linksverteidiger für etwas, was der gemeine Rauten-Fan peu à peu verloren hat: Stolz. 152 Spiele bestritt der gebürtige Mönchengladbacher für den HSV und erzielte dabei 20 Tore.
Mit 29 Jahren zog er sich aus dem Profigeschäft zurück und konzentrierte auf andere Dinge: Sanitätshäuser, ein Restaurant am Flughafen Köln-Bonn. Jansen engagiert sich auch für chronisch kranke Kinder und via der Initiative «Hamburger Weg» für hilfebedürftige Menschen. Zudem spielt er in der Oberliga für die dritte Mannschaft des HSV. So was kommt an.
Auch wenn sich der Präsident des Gesamtvereins vornehmlich um Tischtennis, Rollsport und Rugby kümmern muss - das Prä hat der als Aktiengesellschaft ausgegliederte Fußball. Ganz nach dem Motto von Hoffmann, der im Februar 2018 ehrenamtlicher Präsident wurde und Monate später auf den bezahlten Posten des Vorstandsvorsitzenden wechselte: «Die Herzkammer des e.V. schlägt in der Fußball-AG.»
Zugriffsrecht auf den Profifußball hat der Präsident über den Aufsichtsrat, wo ihm aufgrund seiner Funktion ein dauerhafter Platz zusteht. In dem Kontrollgremium sitzt Jansen seit Februar dieses Jahres zwar schon. Aber als Vertreter des größten Anteilseigners in der Fußball-AG (76,19 Prozent) hat die Stimme des Gesamtvereins im Aufsichtsrat großes Gewicht.
Kritiker mahnen, Jansen sei Hoffmanns Wunschkandidat und befürchten, der einstige HSV-Profi werde dem Vorstandschef nicht auf die Finger schauen. Der Ruf beim HSV nach Fußball-Sachverstand in den Führungsgremien ist allerdings unüberhörbar. Nicht nur Wirtschaftskapitäne und Banker sollen über den einstigen Europapokalsieger wachen.
Hunke sieht jedoch andere Anforderungen: «Es geht nicht um Fußball-Sachverstand, sondern um wirtschaftlichen Sachverstand, um den Verein zu sanieren.» Gerade sind die neuesten Geschäftsdaten veröffentlich worden: Zum achten Mal in Serie schrieb der HSV ein Millionendefizit. Im nächsten Jahr wird gar ein Rekordfehlbetrag erwartet. (dpa)