Eigentlich war alles angerichtet, um den Bock endlich umzustoßen. Die Fans des MSV Duisburg begrüßten ihre Mannschaft lautstark in der heimischen Schauinsland-Reisen-Arena und die Partie stand unter dem offiziellen Motto „Wir wollen die Bude rocken“, wie der Stadionsprecher vor dem Anpfiff erklärte. Doch bevor es eigentlich richtig losging, war der Rock`n Roll auch schon wieder vorbei.
Gerade einmal 60 Sekunden waren gespielt, da leistete sich MSV-Innenverteidiger Gerrit Nauber einen fatalen Lapsus, als er den Ball in der eigenen Hälfte verstolperte und Tobias Mohr für Greuther Fürth eiskalt zur frühen Gästeführung einschieben konnte. „Du nimmst dir eine Woche lang so viel vor, willst den Fans hier etwas bieten und dann rennst du sofort wieder einem Rückstand hinterher“, analysierte Nauber die Szene nach dem Spiel nüchtern. „Natürlich war das mein Ding“, gab der 26-Jährige offen zu.
Gruev: "Das muss ich mir gefallen lassen."
Auch Mittelfeldspieler Moritz Stoppelkamp, der einer der wenigen Akteure war, die mit einer kämpferischen Leistung zu überzeugen wussten, fand nach dem Spiel nur schwer eine Erklärung für die erneute Torlos-Pleite: „Eigentlich haben wir gar nicht so viel falsch gemacht, wenn diese erste Minute nicht gewesen wäre. Wir haben nie aufgesteckt, aber irgendwie will dieser Ball aktuell einfach nicht in die Kiste“. Wieder eine Niederlage, wieder ein Spiel ohne eigenen Torerfolg. Woran das liegt, fragen sich vor allem die Fans der Zebras, die nach dem Spiel in Teilen sogar den Rauswurf von Trainer Ilia Gruev forderten.
„Das sind die Selben, mit denen ich vor ein paar Wochen noch auf dem Zaun saß und gefeiert habe“, erklärte Gruev auf der Pressekonferenz nach der Niederlage. „Aber so ist das im Fußball. Das muss ich mir gefallen lassen und der Unmut unserer Anhänger ist völlig berechtigt“. Ehrliche Worte des Trainers, der die Gründe für die Pleite vor allem im fehlenden Mut nach dem frühen Gegentreffer sah. Man habe im ersten Durchgang offensiv „zu mutlos“ agiert und „kaum Ordnung“ an den Tag gelegt. Erst in der zweiten Halbzeit habe er das Spiel seiner Mannschaft gesehen, dass er sich vorstellt. „Aber dann sind wir mal wieder an uns selber gescheitert“, so der Deutsch-Bulgare über die mangelhafte Chancenverwertung.
Nun hat seine Mannschaft zwei Wochen Zeit, die ersten vier Spieltage aufzuarbeiten und weiter an der Torgefährlichkeit zu feilen, denn am kommenden Wochenende ist Länderspielpause. „Da hätte ich gerne drauf verzichtet“, erklärte Gruev, „denn wir wollen schnell Wiedergutmachung betreiben.“ Das hat sein Team auch bitter nötig, denn sowohl Defensiv, als auch Offensiv schlichen sich immer wieder Unachtsamkeiten ein, die einen Verbleib in Liga zwei nur schwer realisierbar machen, auch wenn die Saison noch nicht alt ist. In zwei Wochen hat der 48-Jährige mit seiner Mannschaft im Auswärtsspiel bei Union Berlin dann die nächste Chance, den Bock endlich umzustoßen – vielleicht schon die Letzte.
Autor: Marlon Irlbacher