Gut zwei Wochen später haben Teile der Fangemeinde den VfL-Kapitän nach seinem Patzer vor dem 0:3 verbal hingerichtet. Die „Anti-Luthe“-Sprechchöre haben bei allen Beteiligten Spuren hinterlassen. RS sprach mit dem Betroffenen.
Andreas Luthe, wie fühlen Sie sich ein paar Tage nach der bitteren Niederlage gegen die Löwen?
Zu Wochenbeginn hatten wir die Niederlage noch nicht verkraftet. Es war ganz gut, dass am Montag ein freier Tag war. So hatten wir die Chance, das Spiel zu verdauen und haben uns Gedanken gemacht. Seit Dienstag aber geht der Kopf in Richtung Kaiserslautern und wir freuen uns auf eine neue Chance. In den letzten zwei Wochen mussten wir schmerzhaft erleben, wie schnell es im Fußball nach unten gehen kann, aber umgekehrt bietet unsere Sportart auch die Möglichkeit, in die erfolgreiche Zeit zurückzukehren.
Wie nachdenklich verbrachten Sie den Abend nach Ihrem Fehler und den folgenden „Luthe-raus“-Rufen? Ich habe es verstanden, mich im engsten Freundes- und Familienkreis abzulenken. Das war sicherlich auch ein Eigenschutz. Die „Luthe-raus“-Rufe nach meinem kapitalen Fehler haben mich wirklich nicht überrascht. Es ist auch ein Teil unserer Gesellschaft. Wahrscheinlich sind es genau die Leute, die mich gegen Darmstadt noch gefeiert haben.
Befürchten Sie weiteren Ärger von den eigenen Zuschauern? Ich richte mich schon darauf ein, dass mir, sollte unsere Negativserie anhalten, von Teilen des Bochumer Anhangs eine raue Atmosphäre entgegenschlägt. Allerdings – und da spreche ich für meine Teamkollegen – sind Pfiffe und Beleidigungen in unserer momentanen Situation ganz bestimmt nicht hilfreich.
Wie erklären Sie sich die persönlichen Anfeindungen? In den 15 Jahren, in denen ich im VfL-Tor stehe, habe ich eher wenig gravierende Fehler gemacht, wenn man die Anzahl der Spiele berücksichtigt. Mein persönlicher Anspruch war und wird es immer sein, als „Mister Zuverlässig“ aufzutreten. Ich bin selbstkritisch genug, um zu wissen, dass ich zuletzt trotz einiger guter Aktionen auch mal Fehler gemacht habe. Ich arbeite daran dies zu eliminieren und bin mir sicher, dass mir das auch gelingt.
Kann Peter Neururer Sie nach solchem Druck von außen auf dem Betzenberg überhaupt zwischen die Pfosten stellen? Als Kapitän bin ich mir meiner Verantwortung gegenüber Verein und Mannschaft bewusst. Der Gegenwind, der jetzt plötzlich von Außen einsetzt, ist für mich kein Problem. Ganz ehrlich: Wenn ich das Gefühl hätte, dass ich der Mannschaft mit meiner Leistung nicht helfen kann, würde ich sofort zum Trainer gehen und ihn bitten, mich rauszulassen. So verstehe ich meinen Job als Kapitän, ich stelle mich vor die Mannschaft – nur darum geht es.