Die Pressemitteilung des VfL las sich eher nüchtern: „Der VfL Bochum 1848 hat Timo Perthel unter Vertrag genommen. Der 25-jährige Linksfuß wechselt ablösefrei von Eintracht Braunschweig zum VfL und erhält einen Vertrag bis zum 30.06.2016.“ Dabei war die Verpflichtung des ehemaligen Duisburgers zwischenzeitlich ins Wanken geraten.
Zwei Monate ist es her, seit der gebürtige Kaiserslauterer von den Braunschweigern erfuhr, dass er den Klub trotz bestehenden Vertrags nach nur einem Jahr wieder verlassen soll. Als Christian Hochstätter anklopfte, ob er Kontakt zum Spieler aufnehmen dürfe, erhielt er von den Niedersachsen Grünes Licht. Perthel berichtet: „Danach hatte ich hervorragende Gespräche mit Christian Hochstätter und Peter Neururer, die mich von ihrem Konzept überzeugt haben. Ich bin mir sicher, dass ich mit meiner Qualität dem VfL helfen kann.“
Doch plötzlich, vor zwei Wochen, überraschte Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht mit einem Fallrückzieher. „Auf einmal hörte ich von ihm, dass ich so viel Potenzial hätte und dass er mich ungern ziehen lassen möchte“, erzählt Perthel. „Ich habe ihm gesagt, dass wir dieses Gespräch fünf Wochen eher hätten führen müssen, die Sache sei für mich erledigt.“ Überhaupt lief lief es für ihn in Braunschweig unglücklich. Obwohl Perthel als Backup für Ken Reichel geholt wurde, durfte er sich schnell Hoffnungen auf die Startelf machen. „Ich hatte wirklich eine gute Vorbereitung, war im Pokal in der Startformation und erzielte einen Treffer. Aber eine Woche später, beim Start gegen Bremen, war ich plötzlich wieder auf der Bank.“
„Ich will wieder regelmäßig Fußball spielen“
Von da an kam der Linksfuß nur noch sporadisch zum Einsatz, am Ende der Saison waren es gerade einmal elf Einsätze. „Jetzt freue ich mich, dass ich den Vertrag in Braunschweig auflösen konnte – ich will wieder regelmäßig Fußball spielen.“ Dabei ist es dem 25-Jährigen egal, ob ihn Neururer defensiv oder offensiv einplant. „Nach den Gesprächen sieht mich der Coach als Linksverteidiger.“
So schnell wie möglich will sich die Familie Perthel – zu Ehefrau Ramona und Vater Timo gehört seit dem 1. März auch Sohn Luis Romero – in Bochum eine Bleibe suchen. Anfang der Woche stehen Maklertermine im Dunstkreis des rewirpowerSTADIONS an. „Ich hatte schon ein schönes Haus in Castrop-Rauxel gefunden, aber der Vermieter wollte mit mir gleich einen Zehnjahresvertrag abschließen. Das war mir dann doch zu gewagt.“ Wohnungssuche, Familienbesuch in Österreich und dann eine ruhige Woche auf Mallorca, so bereitet sich Perthel auf die Herausforderung in Bochum vor. Von seinen ehemaligen Teamkollegen wird er als offen, ehrlich und direkt eingestuft. „Ich sage immer, was mir passt.“
Bevor es die Gespräche mit der VfL-Führung gab, kannte er Neururer nicht persönlich, aber: „Wenn du Fußballer bist, kommst du an diesem Typen nicht vorbei.“ Und er verrät, dass er schon einmal auf der Wunschliste des VfL stand. „Jens Todt wollte mich damals holen.“
In seinem Leben legt er den Fokus seit dem 1. März, als er Vater wurde, nur auf zwei Dinge. „Früher bin ich mit meiner Frau gerne ins Kino gegangen, das ist jetzt erst einmal vorbei. Für mich gibt es nur noch Familie und Fußball. Jede freie Minute verbringe ich jetzt mit meinem Sohn.“ 2013 hat er die Österreicherin Ramona, die als Model europaweite Fotoshootings absolviert, in Miami geheiratet. Kennengelernt haben sich die zwei, als Perthel mit Sturm Graz österreichischer Meister wurde. „Gefunkt hat es allerdings erst, als ich schon beim MSV Duisburg spielte.“