Jörg Böhme hat die Hoffnung in die Lausitz zurückgebracht. Bereits in seinem ersten Spiel als Trainer des Zweitligaschlusslichts Energie Cottbus schaffte der ehemalige Nationalspieler das, was seinem glücklosem Vorgänger Stephan Schmidt verwehrt blieb: Einen Sieg.
"Mir fehlen wirklich die Worte", sagte der 40-Jährige nach dem 1:0-Erfolg gegen den Aufstiegskandidaten 1. FC Kaiserslautern: "Das kommt nicht oft vor, aber wenn man die Gesichter in der Kabine sieht, und alle strahlen aufgrund der Situation, die wir in den letzten Wochen hatten, bis zu den Ohren - das entschädigt für alles."
Eine Serie von 13 Spielen ohne Sieg hatte der ehemalige Bundesligist hingelegt, den letzten Erfolg gab es am 27. September gegen Arminia Bielefeld - noch unter dem damaligen Trainer Rudi Bommer. In der Ära Schmidt stürzte Energie dann sogar ans Tabellenende, erst Interimscoach Böhme beendete zunächst die Talfahrt.
Die Lausitzer verkürzten mit dem lang ersehnten Sieg den Rückstand auf den Relegationsplatz auf sechs Punkte. Viel wichtiger aber: Das zuletzt völlig verunsicherte Team weiß wieder, dass es gewinnen kann.
"Auferstanden aus Ruinen" titelte der Verein selbst auf seiner Internetseite und verdeutlichte damit die neu entfachte Hoffnungen. Noch elf Spiele hat die Mannschaft jetzt Zeit, das Fußball-Wunder noch zu schaffen.
Und der Sieg gegen die Lauterer war ein wichtiger Schritt. Auch weil der FC Energie das zeigte, wofür Cottbus in all den vergangenen Jahren im Profifußball stand: Kampf und Leidenschaft. "Dass fußballerisch noch nicht alles klappt, ist in unserer Situation normal", betonte Böhme: "Aber die Jungs haben alles rausgehauen. Das war fantastisch von außen anzusehen."
Und auch das Siegtor von Sven Michel dürfte dem WM-Zweiten von 2002 gefallen haben, immer erzielte Sven Michel den Treffer in bester "Böhme-Manier": Aus mehr als 30 Metern traf der Mittelfeldspieler mit seinem linken Fuß.
Seinen eigenen Anteil wollte Böhme allerdings nicht überbewerten. Viele Gespräche habe er zusammen mit René Rydlewicz geführt, dennoch gehöre das Kompliment alleine der Mannschaft. Auch über die Unterschiede zurzeit unter Schmidt wollte Böhme nichts sagen. Wohl aus Loyalität zu seinem ehemaligen Chef, der ihm nach seiner Entlassung selbst nahelegte, die Mannschaft zu übernehmen.
Nun soll Böhme das Team vor dem Abstieg retten - wie lange er allerdings im Amt bleibt, ist offen. Er habe "auf jeden Fall eine Chance", hatte Präsident Ulrich Lepsch in der Lausitzer Rundschau zuletzt erklärt. Bisher hat er sie genutzt. Nun wird die Aufgabe allerdings nicht leichter. Am kommenden Freitag steht das Spiel beim Spitzenreiter 1. FC Köln an.