Der Sportdirektor, dessen Vertrag selbst noch nicht verlängert wurde, muss unter schwierigsten Bedingungen den Kader für die neue Saison zusammenstellen.
Seine Arbeit wird dabei gleich doppelt erschwert. Zum einen muss der Etat im Gegensatz zur aktuellen Serie noch einmal gesenkt werden. Damit stehen Grlic noch nicht einmal sechs Millionen Euro zur Verfügung – ein Kunststück zwischen Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit. Zum anderen ist Duisburg noch nicht gerettet und solange die Ligazugehörigkeit unsicher ist, liegen mögliche Gespräche auf Eis.
Die Uhr tickt gegen Grlic
Dennoch tickt die Uhr gnadenlos gegen Grlic. Das Team droht auseinander zu brechen, gleich 19 Verträge laufen aus. Immerhin kann der Funktionär aber schon mit der Verlängerung Goran Sukalos aufwarten. Dass der Leistungsträger langfristig leibt, ist ein positives und wichtiges Signal.
Allerdings gibt es im bestehenden Konstrukt weitere Baustellen. Das Gerücht, dass Kosta Runjaic (Vertrag bis 2014) vor einem möglichen Wechsel zu Eintracht Frankfurt steht, sorgt für Schlagzeilen, auch wenn den Zebras noch keine Anfrage aus der Metropole am Main vorliegt.
Engländer locken Wiedwald
Das ist bei einem anderen Mann indes anders: Felix Wiedwald. Der Torwart hat ebenfalls noch einen Vertrag bis 2014, doch zahlreiche Klubs sind brennend am ehemaligen Bremer interessiert. Besonders verlockend scheinen die Anfragen aus England für den 23-Jährigen zu sein. Sollte Wiedwald wechseln, verliert der MSV zwar seine Nummer eins, doch die Ablösesumme kann der klamme Klub sicherlich gut gebrauchen.
RS hat die Spieler, deren Kontrakte auslaufen, gecheckt und schlägt vor, wer gehalten werden sollte und wer gehen kann.
Spieler, die bleiben sollen
Branimir Bajic: Der Kontrakt des Kapitäns verlängert sich ab einer gewissen Anzahl von Einsätzen, die der Abwehrchef bereits erreicht haben dürfte, automatisch. Das ist auch gut, denn er ist für den MSV unverzichtbar. Mit seiner Erfahrung hält er die Defensive zusammen, übernimmt Verantwortung und genießt im Verein einen hohen Stellenwert. Allerdings stellt sich die Frage, wie sich die Bandscheibenprobleme des 33-Jährigen entwickeln und ob ihm eine Operation bevorsteht.
Ranisav Jovanovic: Grlics Wunschsspieler ist seit Wochen die Lebensversicherung. Der ehemalige Düsseldorfer hat seine Chance, sich beim MSV wieder in den Fokus zu spielen, genutzt. Auch sein Vertrag verlängert sich automatisch, wenn er auf genügend Einsätze kommt. Ein enormer Vorteil, denn mit seinen hervorragenden Leistungen sind auch andere, potentere Vereine auf ihn aufmerksam geworden.
Dustin Bomheuer: Den Youngster hatten zu Saisonbeginn nur Wenige auf der Rechnung. Doch der 21-Jährige hat sich in seinem ersten Profijahr direkt zu einer Stütze in der Innenverteidigung entwickelt. Bomheuer ist ein Rohdiamant, der nur noch ein wenig Feinschliff benötigt, bis er richtig wertvoll ist. Das wissen auch zahlreiche Erstligisten, denn Bomheuer liegen zehn Angebote aus der Beletage vor. Für seine weitere Entwicklung wäre ein Jahr als Stammspieler beim MSV aber sicherlich besser, als oben eventuell auf der Bank zu sitzen. RS meint: Unbedingt behalten.
Tanju Öztürk: Hat das Problem, dass auf der Sechs mit Goran Sukalo und Julian Koch zwei Leistungsträger gesetzt sind. Aber sobald einer der beiden ausfällt, ist Öztürk da und weiß zu gefallen. Zwar leistet sich der 23-Jährige immer mal wieder Fehler im Spielaufbau, doch er wird seinen Weg gehen. Sein größtes Faustpfand ist sein Alter, weshalb er bleiben wird.
Daniel Brosinski: Seine besten Spiele hat er als rechter Verteidiger gemacht. Allerdings wird die Vakanz in der Abwehr im neuen Kader wohl kaum mehr entstehen, sodass er sich im Mittelfeld behaupten muss. Dank seiner Schnelligkeit ist er sicherlich eine gute Alternative. Mit einer Verlängerung macht Duisburg nichts falsch.
Jürgen Gjasula: Die Herzmuskelentzündung hat den Regisseur weit nach hinten geworfen, weshalb er sich nun neu beweisen muss. Zu welchen Leistungen der Techniker aber in der Lage ist, hat er im Endspurt der letzten Saison gezeigt. Deshalb sollte „Gjasu“ bleiben.
Spieler, die in der Warteschleife hängen
Julian Koch: Grlic hat keinen Einfluss darauf, was der BVB mit dem Blondschopf vorhat. Der Sunnyboy fiel zuletzt zwar in ein Leistungsloch, doch nach seiner Horrorverletzung ist das normal. Für eine Rückkehr nach Dortmund wird es sicherlich noch nicht reichen, deshalb wäre für den MSV und Koch gut, wenn sich ein erneutes Ausleihgeschäft realisieren ließe. Allerdings sind auch an ihm mehrere Erstligisten interessiert.
Roland Müller: Als Wiedwald verletzt war, wurde der philippinische Nationalkeeper ins kalte Wasser geworfen. Anfänglich drohte er unterzugehen, doch er schwamm sich frei. Müller hat bewiesen, dass er ein guter Ersatzmann ist, ob es allerdings auch für die Nummer eins reicht, ist fraglich. Da der Torwartmarkt ohnehin sehr gut gefüllt ist, ist auch sein Verbleib mehr als ungewiss.
Kevin Wolze: Im letzten Jahr Dauerbrenner, jetzt nur noch Joker. Hat sich zuletzt zwar wieder in den Fokus gespielt, auf der Verhandlungsliste Grlics wird der ehemalige Wolfsburger aber nicht ganz oben stehen. Seine Zukunft beim MSV wird von den Neuzugängen abhängen. Kann sich der Klub keinen Kracher leisten, könnte Wolze bleiben.
Srdjan Baljak: Die „Torglatze“ ist nach seiner Knieverletzung nicht wieder in Tritt gekommen. Weil er aber charakterlich und menschlich ins Team passt, wird sich eine Verlängerung nach den Neuen richten.
Andreas Ibertsberger und Sascha Dum: Beide haben sich einen guten Ruf erarbeitet, einen echten Leistungsnachweis konnten die Winterneuzugänge aber noch nicht erbringen. Deshalb wird Grlic abwarten, bis sie sich gezeigt haben. Dum dürfte allerdings die besseren Karten haben.
Markus Bollmann: Der Ex-Bielefelder schleppte sich von Verletzung zu Verletzung. Kosta Runjaic hält zwar viel von ihm, dennoch trennen sich die Wege wohl.
Stephan Hennen: Konnte sich nicht durchsetzen. Ein Verbleib in der Ersten scheint daher ausgeschlossen, wobei Manfred Wölpper und Uwe Schubert ihm Vertrauen.
Spieler, die keine Rolle mehr spielen
Xhelil Abdulla: Kommt nur in der Reserve zu Einsatz. Er wird keine Zukunft beim MSV haben.
Dzemal Berberovic: Erst Stammspieler, jetzt nicht mehr im Kader. Grlic wollte ihn im Winter loswerden, schließlich besitzt er einen gut dotierten Vertrag. Damit sich dieser durch eine gewisse Zahl an Einsätzen nicht automatisch verlängert, muss er zuschauen.
Antonio da Silva: Die Diva ist bereits vom Team ausgeschlossen. Grlic ist froh, wenn dieser Fehlgriff endlich der Vergangenheit angehört. Neben Domovchiyski war er sicherlich der kostspieligste Patzer der Zebras.
Valerie Domovchiyski: Auch er sollte im Winter weg, spielt seither nur noch in der Reserve und zählt zu den Akteuren, die dem MSV mächtig auf der Tasche liegen. DieDuisburger machen drei Kreuze, wenn der Vertrag des „Trainingsweltmeisters“ beendet ist.
Sergej Karimow: Kam zusammen mit Wolze aus Wolfsburg, schaffte es aber im Gegensatz zu seinem Kumpel nicht, sich bei den Profis durchzubeißen. In der Reserve lieferte er gute Leistungen ab, muss im Sommer aber gehen.