Der Goalie hatte sich unmittelbar vor dem 0:3 eine klaffende Platzwunde (zwölf Zentimeter) am Schienbein zugezogen, die bis auf den Knochen reichte und die fatal an die Grusel-Verletzung erinnerte, die sich einst Ewald Lienen im Trikot von Borussia Mönchengladbach zugezogen hatte.
So war es mehr als verständlich, dass Luthe den dunklen Bus den bohrenden Fragen der Journalisten vorzog. Der Schlussmann, der in diesen Tagen durch seinen Berater mit dem VfL über eine mögliche Vertragsverlängerung spricht, hatte bei den ersten Gegentoren auch nicht seinen besten Tag erwischt. Der Keeper muss in diesen Stunden erkennen, dass selbst gut gemeinte Ideen, zum Beispiel sich demonstrativ vor den Trainer zu stellen, zu einem Bumerang werden können, wenn die Leistung seiner Vorderleute ihn Lügen straft.
Nach dem Hertha-Kick hatte er noch versichert. „Wir sind auf einem guten Weg.“ Ein großes Missverständnis, denn Luthe meinte eigentlich die Weiterentwicklung im Training, fügte aber gleichzeitig an, dass die spielerische Leistung nicht stimmte. Nun klingt der „richtige Weg“ für die VfL-Fans wie Hohn. Doch der Keeper kann damit umgehen und richtet trotz seiner Verletzung den Fokus auf Havelse. „Dieses Spiel haben wir in der Kabine schon 100 Mal thematisiert. Wir sind durch die Testspielniederlage gewarnt, kennen den Platz und die äußeren Bedingungen, da darf uns einfach nichts mehr passieren. Für ein Versagen gibt es keine Ausrede mehr, dann brennt hier der Baum.“
Und man kann sicher sein, dass sich der Keeper trotz Fleischwunde vor der Abfahrt seiner Kollegen nach Niedersachsen noch einmal in der Kabine zu Wort meldet. Luthe: „Wir haben ideale Bedingungen beim VfL. Wir sind in der Pflicht etwas zurückzugeben.“
