MSV Duisburg: Runjaic

Abstiegskampf und Champions League

Trotz der 1:2 (0:1)-Niederlage in Kaiserslautern haben die Duisburger beim Pflichtspieldebüt Kosta Runjaics überzeugt. Nur dank eines Geistesblitzes von Alexander Baumjohann, der den Torschützen Hendrick Zuck in Szene setzte (41.), sowie des Sonntagsschuss‘ von Mimoun Azaouagh (81.) beendeten die „Roten Teufel“ ihren Heimfluch und gewannen erstmals wieder seit zehn Monaten.

Doch danach sah es lange nicht aus. Duisburg versteckte sich nicht und schnürte den haushohen Favoriten zu Beginn sogar regelrecht ein. In der zweiten Hälfte war bis auf Azaouaghs entscheidenden K.o-Stoß überhaupt nichts vom FCK zu sehen. Im Gegenteil: Der Underdog bestimmte das Geschehen und erzielte durch den überraschend gut aufgelegten Valerie Domovchiyski sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich (62.). Deshalb ärgerte sich Runjaic auch, dass der MSV mit leeren Händen die Heimreise antrat: „Das war eine Leistung mit Engagement und Leidenschaft. Wir hatten mehr verdient.“

Dieser Einschätzung konnte FCK-Coach Franco Foda nicht widersprechen: „Phasenweise hatten wir das Fußballspielen eingestellt, insofern müssen wir mit diesem knappen Sieg sehr zufrieden sein. Duisburg hatte das Heft in der Hand. So wird der MSV schnell aus dem Keller kommen.“

Auch die Anhänger erkannten die Leistung an. Mehr als 1.000 Fans waren in die Pfalz gereist und verabschiedeten ihr Team mit Applaus. Und das obwohl ein trauriger Rekord aufgestellt wurde. Denn der schlechteste Saisonstart mit null Punkten aus den ersten fünf Spielen ist perfekt. Bei der bisherigen „Bestmarke“ von vor 30 Jahren holten die Zebras im fünften Spiel ihren ersten Zähler (0:0 in Aachen). Trotzdem feierten die Anhänger. Runjaic, der sich auch deshalb auf sein erstes Fantreffen am Mittwoch, 19. September, mit dem Fan-Club „Zebra-Kolonie Beeckerwerth 2011“ freut, war begeistert: „Das war unglaublich.“

Nach nur 14 Tagen im Revier genießt Runjaic nicht nur bei den Vereinsverantwortlichen und Fans ein hohes Ansehen. Sein Sachverstand ist auch in der Weltspitze des Fußballs gefragt. Kein geringerer als der „Titan“, Oliver Kahn, greift regelmäßig auf das Fachwissen des gebürtigen Wieners zurück.

Seit der WM 2010 in Südafrika arbeitet Runjaic für den ehemaligen Weltklasse-Keeper die Spielanalysen im ZDF aus und erntet dafür ein dickes Kompliment von Kahn: Der MSV könne sich glücklich schätzen, so einen Experten auf der Trainerbank zu haben.

Seine TV-Analysen nehmen zwar auch Zeit in Anspruch, doch das ist mit Sportdirektor Ivica Grlic abgesprochen. Er werde wegen seines Zweitjobs nie mehr als zwei Trainingseinheiten hintereinander in Duisburg verpassen, ist sich Grlic sicher, dass Runjaic die beiden Aufgaben auch bei internationalen Auswärtsspielen unter einen Hut bekommt.

Schließlich wollen der TV-Sender und Kahn auch in Zukunft nicht auf Runjaics Dienste verzichten. Wie am Dienstag, wenn die Champions League startet. Von der europäischen Eliteklasse sind die Zebras trotz des guten Auftritts in Lautern Lichtjahre entfernt, dank Runjaic aber doch dabei. Verkehrte Welt.