Idrissou - so dachte Veh - würde selbst im Fall einer Ausbootung aus der Stammelf brav auf der Ersatzbank sitzen und auf seine Chance warten wird.
Falsch gedacht. Stürmer Idrissou löste am Freitagmorgen nach nur einem Jahr am Main überraschend seinen ursprünglich bis 2013 laufenden Vertrag auf und unterschrieb wenige Stunden später beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern einen Zweijahres-Kontrakt. Kurz darauf nahm er bereits am Nachmittags-Training der FCK-Profis auf dem Betzenberg teil.
In Frankfurt hielten sich die Versuche, Idrissou von einem Wechsel abzuhalten, offenbar in Grenzen. "Manchmal macht ein Transfer im Sinne des Spielers Sinn, wenn dadurch Konfliktpotenzial vermieden wird", sagte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen auf SID-Anfrage über die Flucht des 32-Jährigen Richtung Pfalz.
Überstürzt oder gerade noch rechtzeitig? Der als äußerst selbstbewusst und stolz geltende Idrissou wird wohl gespürt haben, dass ihm bei der Eintracht in der anstehenden Saison der Platz auf der Ersatzbank droht. Trotz des Lobes von Veh, dass der einstige Nationalspieler aus Kamerun "der entscheidende Faktor" für die umjubelte Bundesliga-Rückkehr der Eintracht war.
14 Tore in 24 Spielen lautete die Bilanz des früheren Gladbachers Idrissou in der vergangenen Saison. Doch Frankfurts Neuzugang Olivier Occean (Greuther Fürth), mit 17 Treffern einer der drei Zweitliga-Torschützenkönige der abgelaufenen Runde, lief Idrissou in der Vorbereitungsphase mehr und mehr den Rang ab. Zumal Coach Veh im Kampf um den Klassenerhalt auf ein System mit nur einer Spitze und drei offensiven Mittelfeldspielern setzen will.
Neben Occean fürchtete Idrissou wohl auch die Konkurrenz durch Erwin Hoffer. Ein neuerliches Ausleihgeschäft des österreichischen Nationalstürmers vom SSC Neapel, der bereits in der zurückliegenden Spielzeit für die Hessen spielte, steht unmittelbar bevor. Hoffer soll in der kommenden Woche im Trainingslager in Feldkirchen zu seiner neuen und alten Mannschaft stoßen.
Beim Eintracht-Erzrivalen in Kaiserslautern indes freuten sie sich bereits über den Transfer-Coup, bevor die Tinte unter dem neuen Vertrag von Idrissou getrocknet war. "Er wird uns im Angriff gut tun. Mo ist ein erfahrener Spieler, der Reizpunkte setzen kann und eine hohe Trefferquote vorweist. Zudem ist er im Sturm variabel einsetzbar", sagte FCK-Trainer Franco Foda und kündigte an, "vielleicht noch den einen oder anderen Überraschungs-Coup landen zu können."