Andreas Rüttgers, seit einem halben Jahr im Amt als Vorstandsvorsitzender, sagte daher treffend: „Die öffentliche Auseinandersetzung in der Führungsetage war der Tiefpunkt des vergangenen Jahres. Doch schon beim Pokalfinale in Berlin haben wir gezeigt, dass wir zusammen stehen, wenn es einmal schief läuft. Sogar die Schalker waren von unseren ‚1902‘-Gesängen so beeindruckt, dass sie uns am Ende das Feld überlassen haben. Das sollte uns allen Mut für die Zukunft geben.“
Vor allem, weil es durchaus hätte sein können, dass es den Verein gar nicht mehr gegeben hätte, wenn die JHV bereits zu Beginn des Jahres stattgefunden hätte. "Dann hätte es einen Knall gegeben, der den MSV beinahe zur Geschichte gemacht hätte", erklärte Rüttgers. "Das war wie ein Infarkt, ein Warnsignal. Was passiert ist, darf nicht noch einmal passieren. Wir müssen uns zusammenreißen."
Immer wieder wurde betont, wie viel Zeit einzelne Verantwortliche für den Erhalt des MSV investiert haben. Udo Kirmse beispielsweise habe "sein Privatleben geopfert", um den Verein wieder in die richtige Spur zu bringen, sagte Rüttgers. "Ihm kann man nicht genug danken." Und auch das Trainerteam wurde hervorgehoben und für sein Durchhaltevermögen und die vielen schlaflosen Nächte gelobt, die es im Winter hat über sich ergehen lassen. "Unsere Frauen haben manchmal gefragt, ob wir denn gar nicht mehr nach Hause kommen", merkte Sportdirektor Ivo Grlic an.
Frühzeitig einen Riegel vor die Erwartungen schieben
Am interessantesten wurde es natürlich, als es um die Finanzen der "Zebras" im Geschäftsjahr 2010/2011 ging. Geschäftsführer Roland Kentsch zeigte auf, dass das Kapital zwar um zwei Millionen Euro vermehrt werden konnte, man aber immer noch bei Minus 2,8 Millionen Euro stehe. Insgesamt schloss der MSV die Saison 2010/2011 mit einem Umsatz von 29 Millionen Euro ab, was ein Plus von 8 Millionen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.
Und Kentsch machte den anwesenden 544 Mitgliedern Mut. "Wir haben die Chance uns wirtschaftlich auf feste Beine zu stellen." Aber dann schickte er gleich hinterher: "Die Erwartungen dürfen nicht zu hoch sein. Wir sind im Mittelfeld der zweiten Liga angekommen. So schmerzlich das für manche klingen mag. Aber da müssen wir uns jetzt erst einmal finden, bevor wir wieder höher hinaus können."
In Sachen Erwartungen richtete auch Grlic einen Appell an die MSV-Anhänger. "Natürlich will jeder so schnell wie möglich zurück in die erste Liga. Aber dafür müssen wir alle hart arbeiten. Wir müssen eine Mannschaft formen, auf die Duisburg stolz ist und wegen der die Leute ins Stadion kommen. Aber dafür brauchen wir Zeit. Das muss nicht in ein, zwei Jahren sein."
Zuwachs bei Mitgliedern und Rückgang Dauerkarten
Ins Stadion kommen war dann ein gutes Stichwort für den Blick auf den Zuschauerwandel beim MSV. Mitglieder konnte Duisburg 6,5 Prozent mehr generieren. Am 26. Juni 2012 waren sogar 4.355 registriert. Die Zuschauerzahlen und Dauerkarten sind in der gerade abgelaufenen Saison aber dennoch zurück gegangen. Nur gut 12.500 Fans besuchten die Heimspiele in der Schauinsland-Reisen-Arena, wovon nicht einmal die Hälfte eine Dauerkarte besaß. "Das kann nicht unser Anspruch sein", bemerkte Rüttgers. "Mit einem Zuschauerzuspruch von weniger als 15.000 können wir nicht zufrieden sein."
Drei Neue im Aufsichtsrat
Am Ende musste die Versammlung dann noch drei neue Aufsichtsratmitglieder wählen. Die Amtszeiten von Edgar Kaspers und Peter Dahmen liefen aus, die dritte Stelle stand zur Wahl, da Robert Philipps im Januar in den Vorstand gewechselt war und noch ein Jahr Amtszeit hinterlassen hatte. Seine Nachfolge tritt der mit 165 Stimmen wiedergewählte Kaspers an. Für drei Jahre wurde zum einen erneut Dahmen (180 Stimmen) gewählt. Zum anderen ist Friedhelm Kopka (170 Stimmen) nun neu im Team vertreten.