Doch bei all der Enttäuschung, die die verkorkste erste Hälfte der Saison mit sich brachte, kann man inzwischen fast schon wieder von einem Hauch Erleichterung sprechen.
Der Patient VfL hat die Intensivstation nämlich mittlerweile schon wieder verlassen und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Chefarzt Andreas Bergmann, der seinen Vorgänger Friedhelm Funkel am 15. September enterbte, ergriff die richtigen Maßnahmen, um dem VfL wieder Leben einzuhauchen. Zum Zeitpunkt des Trainerwechsels standen die Bochumer nach einer 1:2-Niederlage gegen Dynamo Dresden mit dem Rücken zur Wand.
Aus den ersten sieben Spielen holte Funkel nur vier Zähler, lediglich die Heimpartie gegen den FSV Frankfurt wurde durch einen Last-Minute-Treffer von Joker Daniel Ginczek gewonnen. Den absoluten Tiefpunkt erlebte aber schon Bergmann hautnah. Nach der anschließenden 0:4-Heimpleite gegen den SC Paderborn hatte man schon das Gefühl, alle medizinischen Geräte, an die der VfL angeschlossen war, wurden schon abgestellt. Funkel war schon in Aachen untergekommen und übergab seinem Ex-Verein die „Rote Laterne“. Dann kamen die angesprochenen Maßnahmen von Bergmann und der Patient bekrabbelte sich. 20 Zähler aus den übrigen elf Partien bedeutete die Stabilisierung ins gesicherte Mittelfeld.
Dass Bergmann aber nicht nur von der Punktzahl her erfolgreicher als Funkel ist, sondern auch das fußballerische Potenzial, das in der Mannschaft steckt, endlich ausgeschöpft wird, wurde spätestens im tollen Pokalfight gegen den FC Bayern München deutlich. Erst in der Schlussminute bezwang Arjen Robben den tapfer kämpfenden und groß aufspielenden Underdog. Von all den Schulterklopfern hat man allerdings nichts, denn auch im DFB-Pokal spielt man nach der Winterpause keine Rolle mehr.
Wie geht es nun mit dem VfL weiter? Immerhin dürfen die Verantwortlichen nach den zuletzt tollen Auftritten (6:0 gegen Aue, 1:1 gegen Fortuna, 2:0 beim FSV Frankfurt) darauf hoffen, dass der Klub wieder mehr Sympathien in der eigenen Stadt gewonnen hat. Dazu haben sicherlich auch schon Bergmann und Sportvorstand Jens Todt beigetragen. Man muss diesem Duo nun die Zeit geben, um einen Neuanfang zu starten. Nun können schon die ersten Weichen für die kommende Spielzeit stellen. In das Führungsquintett, das eine sensationelle Hinserie hinter sich hat, können die Blau-Weißen nicht mehr eingreifen, auch in Abstiegsgefahr werden sie nicht mehr geraten. Also ist nun Geduld gefragt, ehe es ab Sommer den nächsten Anlauf gibt.