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1000. Zweitliga-Spiel
Aachener Party auf dem Tiefpunkt

2. Liga: Aachener Party auf dem Tiefpunkt
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Als erster Klub bestreitet Alemannia Aachen am Sonntag sein 1000. Spiel in der 2. Bundesliga. Dabei ist den Alemannen derzeit gar nicht nach feiern zumute.

Auf einem emotionalen Tiefpunkt feiert Alemannia Aachen eine große Party: Finanziell und sportlich angeschlagen gehen die Kaiserstädter am Sonntag gegen den MSV Duisburg (13.30 Uhr/Sky und Liga total!) als erster Klub in ihr 1000. Zweitligaspiel. Ein ganz besonderes Jubiläum, für das die Aachener ein buntes Programm zusammengestellt haben und viele kuriose Geschichten wieder aufleben lassen.

Lust zu feiern hat aber eigentlich niemand, denn die Lage ist vor dem Kellerduell richtig ernst. Verliert der Tabellenletzte, rückt für den ewigen Zweitligisten der Sturz in die Drittklassigkeit näher. Und dort wäre die Alemannia durch die Belastung der Fünf-Millionen-Rückzahlung pro Jahr für die Arena nicht lange lebensfähig. Schon die Zweitliga-Lizenz für 2012 zu bekommen, wird keine Selbstverständlichkeit.

"Für die Spieler ist das 1000. Spiel verständlicherweise nicht so wichtig wie das Ergebnis am Sonntag", sagt deshalb Sportdirektor Erik Meijer: "Aber die Alemannia kann stolz sein, als erster Klub diese Schallmauer zu durchbrechen. Und es ist überragend, dass uns am Sonntag 30.000 Menschen unterstützen."

Unter dem Motto "Preise wie damals" hat der Klub die Eintrittskarten extrem verbilligt ausgegeben. Das Stadion wird annähernd ausverkauft sein. Für die Alemannia ist die Party zum Jubiläum daher zumindest ein willkommener Stimmungsaufheller nach trüben Wochen.

Der echte Aachener Fan hängt sowieso an seinem alten Tivoli. Dass dieses Kultstadion, in dem der Klub bis 2009 in 81 Jahren 2216 Spiele absolvierte, derzeit abgerissen wird, reißt alte Wunden auf. Vor allem dann, wenn der Klub Tabellenletzter ist. Und der neue Tivoli, der - bis auf die grellgelben Sitze, die ihn stets leerer erscheinen lassen - ein Schmuckstück geworden ist, zum Millionengrab wird.

Wenn vor dem Spiel die fast komplett anwesende Mannschaft des ersten Zweitligaspiels 1974 begrüßt wird und Profis aus drei Epochen von der Deutschen Fußball Liga (DFL) geehrt werden, dann werden sie in Erinnerungen schwelgen. Gleich das erste geplante Spiel 1974 bei Hannover 96 fiel aus - zehn Spieler des Gegners waren an Darmgrippe erkrankt. Eine Partie in Wattenscheid artete in eine derartig üble Treterei aus, dass es wegen der Verletzungsunterbrechungen 103 Minuten dauerte.

Die Alemannia war zumeist ein chaotischer und leidenschaftlicher Klub, bei dem Arbeiter wie Jo Montanes, Günter Delzepich oder Willi Landgraf stets die Publikumslieblinge waren. Auch das Schicksal spielte oft mit. 1981 beging Libero Rainer Rühle Selbstmord, 1999 verstarb Trainer Werner Fuchs wenige Wochen vor der Rückkehr in die 2. Liga bei einem Waldlauf.

Allein in den 2000ern erlebte die Alemannia ein Wechselbad der Gefühle: Die Beinahe-Pleite, eine Geldkoffer-Affäre, einen krebskranken Trainer und auch einen, der einen Gegner würgte. Ein Skandalspiel und ein Geisterspiel. Einen Bundesliga-Aufstieg mit direktem Abstieg aus vermeintlich gesicherter Position. Den Einzug ins DFB-Pokal-Finale und die 3. Runde des UEFA-Cups.

Dieses chaotisch-sympathische, dieses leidenschaftlich-leidende Bild, das der Verein nach außen abgab, hätte kein Stadion besser transportieren können als der alte Tivoli. Der stank nach Schimmel und Moder, selbst der Rasen war seit viereinhalb Jahren nicht erneuert worden. Doch Fans, Spieler und Trainer liebten diese Arena oder hatten zumindest einen Heidenrespekt vor ihr. Hier fielen immer irgendwie mehr Tore, es gab immer irgendwie mehr Platzverweise.

Die Zukunft ist moderner, doch sie sieht aktuell nicht so rosig aus. Ein Grund mehr, sich an die guten alten Zeiten zu erinnern. Und vielleicht sorgt die Partystimmung am Sonntag ja für eine Initialzündung.

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