Gestern an der Westender Straße. Trainer Rudi Bommer bittet Ivica Grlic zum Gespräch und teilt ihm mit, dass er nicht zu den 18 Leuten gehört, die am Freitag Abend ab 18 Uhr die Punkte-Kohlen in Fürth aus dem Feuer holen sollen. Der Führungsspieler bleibt zuhause, Kader-Streichung!
Bommers Begründung: "Es hat mir im Wochenverlauf nicht so gefallen, wie Ivo trainiert hat." Möglicherweise Frust-Nachwirkungen des Freiburg-Spiels, in dem der Nationalspieler Bosnien-Herzegowinas nicht eingewechselt wurde? "Wenn ich auf dem Trainingsplatz stehe, dann kann das auch befreiend sein", erklärt Bommer und zieht einen Vergleich zu Klemen Lavric, der letzte Woche ebenfalls im National-Elf-Einsatz war und für Slowenien zwei Mal 90 Minuten EM-Quali spielte: "Klemen hat gut trainiert und nahtlos die Leistung aufgenommen. Die Maßnahme bei Ivo soll ein Grund zum Nachdenken sein, um künftig wieder Gas zu geben. Es heißt nicht, dass es nächstes Mal wieder so passiert." Nach Trainer-Meinung hat der Führungsspieler die Botschaft "sehr gut aufgenommen."
Und was sagt "Grille" dazu? "Ich hatte mit dem Trainer ein Vier-Augen-Gespräch und habe Rudi Bommer gesagt, was ich denke. Ich muss seine Entscheidung akzeptieren. Natürlich will man als Fußballer spielen, es fällt nicht immer leicht, damit umzugehen", räumt der Mittelfeld-Mann eine verständliche Enttäuschungs-Portion ein, sagt aber auch erfrischend selbstkritisch: "So, wie es der Trainer verkündet hat, ist es schon okay. Mein Trainings-Tag war wirklich nicht das Gelbe vom Ei. Die Entscheidung wurde gefällt, ich habe meinen Mannschafts-Kameraden für das Freitags-Spiel viel Glück gewünscht und drücke von zuhause aus die Daumen."
Wer Grlic kennt, der weiß, dass der frühere Kölner die richtige Reaktion zeigen wird. "Ich werde versuchen, mich wieder anzubieten. Wir haben eine kurze Woche vor der Brust, am Mittwoch ist das Pokal-Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen, danach geht es zu Wacker Burghausen. Mal gucken, was passiert." Grlic betont ausdrücklich: "Theater zu machen, das brint absolut nichts. Weder mir noch der Mannschaft. Ich bin und bleibe Teamplayer."
Während Grlic zusehen muss, ist die Leidenszeit von Georg Koch vorbei. Der Keeper hat seine Schulter-Verletzung auskuriert, war gestern auf dem Trainingsplatz mitten im Getümmel. Härte-Test bestanden! Bommer: "Schorsch konnte alles mitmachen. Er hat Paraden gezeigt, ist auf die Ellenbogen gefallen. Wir haben uns kurz in der Kabine unterhalten, er hatte ein Riesen-Grinsen im Gesicht. Das ist ein gutes Zeichen. Es wird am Freitag funktionieren."
Nach dem Match (Der Coach: "Wir wollen unbedingt einen Dreier mitbringen") werden die Zebras zu nachtschlafender Zeit zum Auslaufen gebeten. "Ich betone ausdrücklich, dass es kein Straftraining ist", lacht der Linien-Chef, "man kann eh nicht schlafen, hat die Busfahrt in den Knochen. Wir laufen gegen 1.30 Uhr, 2 Uhr an der Westender Straße aus, damit die Jungs Samstag frei haben."