Tja, so schnell dreht sich das. Vor ein paar Wochen wollte - durfte - der gebürtige Berliner Pascal Bieler von einem möglichen Wechsel im Gespräch mit RevierSport nichts wissen, mittlerweile ist er doch an der Hafenstraße gelandet. Klar, was sollte der 1,81 Meter-Mann (72 Kg) - vorgesehen für die linke Außbahn der Viererkette - damals auch sagen? "Der Aufstieg von RWE war noch nicht durch", grübelt Bieler.
Für Hertha absolvierte der Deutsche B-Jugendmeister 64 Spiele (drei Tore) in der Regionalliga Nord, als Vorbild nennt er Gabriel Heinze von Manchester United, ein Schnitzel mit Pommes und Ketchup lässt er ungern unbeachtet stehen. "Gaucho" Heinze ist ein Innenverteidiger, "eine Rolle, die ich gleichfalls spielen kann, auch wenn mir schon ein paarmal gesagt wurde, dafür fehlt mir ein bisschen die Länge. Richtig ist, die linke Seite der Kette ist schon mein Ding." Letztendlich ist der Gang ins Revier logisch, um eine nächste Etappe einzulegen, sportlich und auch persönlich. Bislang waren der Youngster-Titel sowie der Aufstieg mit den Hertha-Amateuren in die dritte Klasse und auch ein DFB-Pokal-Einsatz gegen den FC Schalke 04 in der ersten Runde 2004 die Highlights in der Karriere des ehemaligen SC Tegelers mit dem Sternzeichen Fische. RS führte das nächste Interview mit dem hochveranlagten Talent.
Pascal Bieler, so fix geht das, herzlich willkommen in Essen.
Danke, ausschlaggebend war, dass der Club den Aufstieg tatsächlich schaffte, es hat sich dann alles relativ schnell entwickelt. Bei Hertha BSC hätte ich im kommenden Jahr vielleicht nur die Chance bekomme, in der Regionalliga aufzulaufen. Das war jetzt der richtige Schritt, um weiter voran zu kommen, das wird für mich eine echte Herausforderung, der ich mich stellen werde.
Alles auf Leihbasis, deswegen musste Ihr Kontrakt in der Bundeshauptstadt auch bis 2008 verlängert werden.
Richtig, verkaufen wollte mich Hertha nicht, die Verantwortlichen wollen mich weiter im Blick behalten, der gesamte Deal hing hinterher an Hertha-Manager Dieter Hoeneß, der aber auch zustimmte. Mit RWE war ich mir sehr schnell einig, wir haben uns mit Olaf Janßen...
...RWEs Sportlichem Leiter...
getroffen, der mir alles überzeugend erklärte, was ich wissen wollte. Letztendlich ist die Konstellation für mich ideal. Die zweite Klasse ist eine richtig starke Liga, das stellt sich alles sehr attraktiv dar.
Nicht schlecht so ein Start vor 40000 hitzigen Fans in Kaiserslautern, dann auch noch an einem Freitag-Abend unter Flutlicht - korrekt?
In der Tat! Das ist schon stark, allerdings ist RWE auch keine Dorfmannschaft. Themawechsel...Mit 20 Jahren ab in die Fremde?
Ich bin tatsächlich auch das erste Mal zuhause raus, vorher wohnte ich bei meinen Eltern. Allerdings musste das sowieso irgendwann kommen. Jetzt muss ich halt vieles alleine erledigen, das bekommt mir bestimmt auch nicht schlecht, auch in dieser Hinsicht ist das für mich ein neuer Lebensabschnitt. Zurzeit sprechen wir ab und zu, viel gibt es im Rahmen der Vorbereitung aber nicht zu erzählen.
Sie verkaufen sich sehr zielstrebig, Hut ab!
Mensch, ich habe gewissermaßen seit dreizehn Jahren genau dafür gearbeitet. Jetzt habe ich die Chance, als Profi höherklassig einzusteigen, diese Möglichkeit muss ich doch ergreifen. Aber klar, als ich dann losgefahren bin, fiel mir die Trennung schon etwas schwer. Jetzt muss ich mir schnell eine Wohnung besorgen.
Aktuell dient das Altenessener Hotel Astoria noch als Bleibe...
Jau, das kannte ich schon, wir haben mit den Amateuren von Hertha mal dort übernachtet, ich weiß aber nicht mehr, wer damals im Revier der Gegner war, Wattenscheid, Essen oder Oberhausen.
Kannten Sie irgendeinen RWE-Akteur schon vorab?
Ja, Serkan Calik aus gemeinsamer Zeit bei der U20-Nationalelf, alle restlichen Jungs sind mir neu. Ich bin zwar eher ein zurückhaltender Typ, aber im Fußball ist es doch so, dass man sehr schnell Kontakte aufbaut.
Insbesondere Janßen überschlägt sich vor Lob, wenn er auf Sie angesprochen wird.
Das ist für mich ein großer Ansporn, diesem Anspruch auch gerecht zu werden, ich will das in mich gesetzte Vertrauen unbedingt zurück geben.
Dafür konzentrieren Sie sich nur auf Fußball - korrekt?
Absolut, ich war bis zur Klasse zwölf auf dem Sport-Gymnasium, danach war das zeitlich einfach nicht mehr zu machen. Ich war stellenweise kaum noch da, den Stoff hätte ich gar nicht aufholen können, eine Ausbildung habe ich auch noch nicht angefangen. Es zählt nur der Profigedanke.
Was sagt denn Ihre Freundin Fabienne, mit der Sie über ein Jahr zusammen sind, zu Ihrer "Auswanderung"?
Naja, begeistert ist sie bestimmt nicht, aber was soll ich machen, ich wollte diesen Schritt, das musste sie einsehen. Wir schauen jetzt einmal, wie wir das hinkriegen. Sie sucht eine neue Ausbildungstelle in einer Arztpraxis, in der bisherigen konnte sie die Lehre nicht fortführen.
Warum fragen Sie nicht einmal Jan Becker oder Dr. Rudi Eiling, die beiden Essener Mediziner?
Zurzeit gehen wir von einem Jahr aus, dann stünde wieder ein Wechsel an, das würde also nichts bringen. Stünde bereits ein längerfristiges Engagement fest, wäre sie unter Umständen mitgekommen. Vielleicht kann Fabienne öfter einmal für zwei Wochen nach Essen fahren, schön wäre das.