Der Jubel der über 12.000 Zuschaur im rewirpowerSTADION fiel nach dem knappen 2:1 (0:1)-Arbeitssieg über den VfL Osnabrück ein wenig lauter aus, als es die zuvor gezeigten Leistungen eigentlich verdient gehabt hätten.
Doch jeder, dessen Herz für den heimischen VfL schlug, erkannte einfach an, dass sich die Mannschaft leidenschaftlich gegen den Rückstand gewehrt hatte und am Ende sich den Sieg mehr als verdient hatte.
70 Prozent Ballbesitz der Hausherren sprechen eine deutliche Sprache. Dabei hatte Friedhelm Funkel noch zur Halbzeit mit seinen Schützlingen gehadert, als sich seine Abwehr nach einem Einwurf einfach „dämlich“ anstellte, Anthar Yahia zunächst ein Kopfballduell verlor und Marc Pfertzel danach vor dem 0:1 durch Niels Hansen (19.) nicht mehr eingriff. Das machte die Arbeit gegen den Osnabrücker Beton fast zu einer unlösbaren Aufgabe.
Doch mit den Wechseln Marc Rzatkowski für Kevin Vogt und Matthias Ostrzolek für Pfertzel bewies Funkel ein glückliches Händchen und nicht einmal drei Minuten benötigte sein Team, um das Spiel zu drehen. Erst nahm Mahir Saglik einen Chong Tese Pass auf (68.). Drei Minuten später war es dann der Nordkoreaner selber, der mit seinem achten Saisontreffer seine Torgefährlichkeit unterstrich. Fast wäre Andreas Johansson in der Nachspielzeit nach Saglik-Querpass sogar das 3:1 gelungen, doch der Schwede zögerte zwei Meter vor der Torlinie und wurde abgedrängt.
Gästecoach Karsten Baumann gefiel das gar nicht. Er beschäftigte sich ausnahmslos mit der Gelben und späteren Gelb-Roten Karte für Matthias Heidrich. Beide Entscheidungen sah er als viel zu hart an. Auch das Handspiel vor dem 2:1-Siegtreffer wollte er wegdiskutieren. Verständlich, denn sein Team rutschte nach der 1:2-Niederlage auf den Relegationsplatz.
Und die Gastgeber? Die sind um zwei Erfahrungen reicher. Zum einen, dass mit dem jungen Ostrzolek, der seine ersten 28 Minuten im Profifußball absolvierte, wieder ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs nach vorne drängt. Der Linksverteidiger war zu Saisonbeginn nicht mal beim Regionalliga-Team erste Wahl, hat aber in den letzten Monaten eine gewaltige Entwicklung vollzogen und löste gegen Osnabrück seine Aufgabe nahezu fehlerfrei.
Und noch etwas wurde deutlich: Aus dem Sauhaufen der letzten Saison scheint sich endlich wieder ein Team zu entwickeln. Denn als die gesamte Mannschaft nach dem Führungstor zur Trainerbank eilte, sich dort ein Trikot des verletzten Matias Concha holte, um damit auf dem Platz zu feiern, war jedem in der VfL-Gemeinde klar: Da wächst wieder etwas zusammen. Erstmals seit 2007 hat der VfL wieder einmal drei Pflichtspiele in Folge gewonnen. Gelingt am Freitag in Duisburg der vierte Coup, dann dürfte die Hinrunde noch halbwegs versöhnlich enden.