Am gestrigen Mittwoch ruhte an der Castroper Straße der Ball. Nachdem das Team von Marcel Koller am Montag und Dienstag bei zum Teil widrigen Bedingungen jeweils zwei Mal trainiert hatte, gönnte der Cheftrainer seinen Spielern eine Pause. Nicht nur sich, sondern auch dem Bochumer Trainingsplatz, der von zahlreichen Helfern mittlerweile so gut präpariert worden ist, dass heute bei fast optimalen Bedingungen trainiert werden kann. Das war zu Wochenbeginn nicht der Fall. Bevor die Schneeräumkommandos am Montag-Nachmittag ganze Arbeit geleistet hatten, setzte Koller noch am Vormittag eine Schneeballschlacht an. Wohl auch, um negativen Gedanken nach drei Spielen ohne Sieg erst gar keinen Platz einzuräumen. Dienstag wurde dann zwei Mal auf Kunstrasen trainiert. Koller: "Am Vormittag war richtig Pfeffer drin. Viele Zweikämpfe, konzentrierte Arbeit. Von Verunsicherung nichts zu spüren." Am Nachmittag allerdings waren die Reihen sehr gelichtet. Vielleicht auch, weil Koller seinen angeschlagenen Profis vor dem erst am Montag stattfindenden Auswärtsspiel bei 1860 München noch einmal ausreichend Zeit für Pflege und Behandlung geben wollte. So fehlten auf dem Trainingsgelände neben den operierten Filip Trojan und Rein van Duijnhoven noch einige Leistungsträger. Daniel Imhof zwickte es in der Hüfte, Dariusz Wosz im Rücken, Martin Meichelbeck klagt immer noch über einen Bluterguss. Joris van Hout wurde wegen seines Zehbruchs geschont und Pavel Drseks Wadenverletzung ist nach wie vor schmerzhaft. Letzterer will jedoch ebenso wie Meichelbeck heute morgen einen Versuch bei der Mannschaft wagen. Koller: "Zum Glück haben wir noch ein paar Tage Zeit."
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Definitiv fehlen wird Thomas Zdebel. Der Routinier brummt zum zweiten Mal in dieser Saison eine Gelbstrafe ab und muss in München logischerweise ersetzt werden. Erster Kandidat ist Imhof. Eine weitere Alternative wäre Marcel Maltritz, doch den sieht Koller eigentlich lieber in der Innenverteidigung. Aber am Mittwoch wollte der Schweizer ohnehin noch nicht über die Mannschaft reden: "Ich muss erst schauen, wer mir überhaupt zur Verfügung steht." Mit gemischten Gefühlen sah der Bochumer Coach die Absage des Wiederholungsspiels zwischen Burghausen und München am gestrigen Abend: "Die Austragung hätte gut für uns sein können, weil 1860 dann noch ein Spiel mehr in den Beinen gehabt hätte." Aber Koller sieht es auch anders herum: "Hätten sich die Löwen ein Erfolgserlebnis geholt, wäre es für uns noch schwerer geworden." So warten die Münchener seit einer halben Ewigkeit auf den ersten Dreier unter ihrem neuen Trainer Walter Schachner. Koller: "Das verführt uns nicht zum Leichtsinn. Unter ihrem neuen Trainer haben sie ihr System von 4-2-3-1 auf 4-4-2 umgestellt und das in den letzten Spielen auch konsequent durchgezogen." Nico Michaty beobachtete die Löwen am vergangenen Wochenende in Braunschweig und Koller, der sich das Match auf DVD ansah, stellte fest: "Sie spielen im Angriff gut, da dürfen wir uns nicht allzu weit heraus locken lassen." Insgesamt präsentierte sich 1860 stark verbessert. Koller: "Sie haben ordentlich gespielt und verdient geführt." Was dem VfL-Coach allerdings nicht verborgen geblieben ist, ist die Tatsache, dass die 60er im Abwehrbereich anfällig sind: "Wir werden auch in der Allianz-Arena unsere Chancen bekommen und noch einmal werden wir sie nicht, wie zuletzt gegen Offenbach, ungenutzt lassen." Der VfL geht die Begegnung in Bayern professionell an. Am Sonntag-Mittag wird in Bochum trainiert, dann geht es mit dem Flieger an die Isar. Eigentlich ist für den Spieltag noch eine lockere Einheit geplant, doch daran mag Koller bei den derzeitigen Witterungs-Verhältnissen im Süden nicht denken. "Bei dem Schnee, der dort immer noch liegt, wäre es schon ein Wunder, wenn wir einen Platz zur Verfügung gestellt bekommen." Noch schlechter dürften die Bedingungen am Abend werden. Wer die TV-Bilder vom Spiel Bayern gegen HSV sah, der kann in etwa ahnen, wie sich der "Rasen" am Montag präsentieren wird. Der Untergrund sollte erneuert werden, doch der neue Rasen ist mittlerweile gefroren, kann deshalb nicht verlegt werden. So werden die 1.510 Bochumer Fans, so viele Tickets waren bis gestern verkauft, über die Arena staunen, über den Rasen den Kopf schütteln und sich hoffentlich über ein Erfolgserlebnis des VfL freuen.