Ist das jetzt nur ein ausgewachsener Fehlstart oder schon eine handfeste Krise? Vielmehr Interpretationsspielraum bleibt dem VfL Bochum nach der dritten Niederlage im vierten Ligaspiel nicht. Verantwortlichen wie Fans wird die Definition von dem, was sie gerade durchleben aber herzlich egal sein. Während eine Handvoll mitgereister VfL-Anhänger nach der 1:3 (1:1)-Niederlage bei Rot-Weiß Oberhausen vor dem Mannschaftsbus auf Spieler und Offizielle wartete, leistete Bochums Trainer Friedhelm Funkel Überzeugungsarbeit.
Dabei hat sich an der Spielanalyse im Vergleich zu den vergangenen Partien auffällig wenig geändert. „Wir haben Tore kassiert, die nie fallen dürfen, weil wir genau das angesprochen haben“, monierte der 56-Jährige. Der VfL hat sich klassisch auskontern lassen. Da halfen den Gästen nach 90 Minuten auch 62 Prozent Ballbesitz auch nicht weiter. Der letzte Pass in die Spitze kam nicht an den Mitspieler, Oberhausen wirkte giftiger, agiler, spritziger. Was der Bundesliga-Absteiger indes anbot, lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: Pomade. Funkel umschreibt das so: „Wir versuchen im Moment noch, zu viele Dinge fußballerisch zu lösen.“ Daher führe kein Weg daran vorbei, sich „schleunigst eine andere Spielweise zuzulegen.“
In etwa so, wie es Oberhausen vormachte. Die brauchten nämlich gar nicht viel Ballbesitz, um brandgefährlich vor den Kasten von Philipp Heerwagen (über den noch zu reden sein wird) zu kommen. Besonders die schnellen Außen Heinrich Schmidtgal und Oliver Petersch konterten die Bochumer ein ums andere Mal eiskalt aus. Wie beim 1:0 (12.), das der stets gefährliche Moses Lamidi besorgte. Eigentlich konnte sich der VfL nach offensiv viel zu harmlosen 45 Minuten bedanken, dass Anthar Yahia quasi mit dem Pausenpfiff nach einer Ecke noch den Ausgleich köpfte.
Eigentlich war die Dramaturgie der Begegnung nun doch schon vorgezeichnet. RWO-Trainer Hans-Günther Bruns musste den starken Lamidi und Kapitän Benny Reichert verletzungsbedingt auswechseln. Dafür kamen Mario Klinger und Mike Terranova in die Partie. Aber ausgerechnet die beiden unfreiwilligen Joker entschieden die Partie. Beziehungsweise VfL-Keeper Heerwagen – ganz nach Perspektive. Nachdem der 27-Jährige erst gegen Patrick Schönfeld die mögliche Entscheidung noch in Klassemanier vereitelte (53.), patzte der umstrittene Schlussmann erneut. Einen harmlosen Freistoß von Markus Kaya konnte der Bayer nur abklatschen lassen, Klinger ließ sich nicht zweimal bitten und staubte zum 2:1 ab (79.), der VfL machte komplett auf und Terranova zwei Minuten später alles klar.
Bruns war in Geberlaune und verteilte Komplimente: „Durch unsere immer währenden Zweikämpfe haben wir dagegengehalten, obwohl Bochum fußballerisch die bessere Mannschaft war. Doch wir waren dem gewachsen und haben das noch abgeklärter gemacht, als wir das noch vor ein oder zwei Jahren getan hätten.“
Funkel ist bereits nach vier Spieltagen dagegen als Krisenmanager gefragt. „Gegen Bielefeld müssen wir am Mittwoch gewinnen, ohne Wenn und Aber!“ Dass dies mit aufgebrachten Anghängern im Rücken nicht leicht wird, weiß Funkel sehr wohl, „aber dann gewinnen wir eben ohne zwölften Mann. Ich war früher auch Fan und war unzufrieden, ich kann das verstehen, aber die Leute kommen ja auch schnell wieder, wenn wir Erfolg haben.“ Das werde zwar alles andere als leicht, aber Funkel gibt den Kämpfer: „Ich lag schon so oft am Boden, als Spieler und als Trainer... wir müssen jetzt wieder aufstehen!“