Die Generalprobe wenige Tage vor dem Meisterschaftsauftakt gegen den FC St. Pauli war durchaus gelungen. 1:0 (1:0) siegte Außenseiter Wuppertaler SV Borussia beim Zweitligisten LR Ahlen, der allerdings zahlreiche "Kracher" schonte und erst heute in Albersloh gegen Preußen Münster einsetzen wird. So wahrscheinlich auch den ehemaligen Champions League-Sieger Jugovic, der gestern im Schatten eines Sonnenschirmes die Spielzüge seiner neuen Team-Kollegen beäugte.
Schon in der zehnten Minute fiel vor rund 300 Zuschauern auf dem bestens präparierten LR-Trainingsplatz das Tor des Tages. Auf Flanke von Ales Kohout zog Abwehrspieler Michael Stuckmann ab und traf. LR-Keeper Michael Ratajczak: "Ein verdeckter Schuss, den ich zu spät gesehen habe. Für uns ging es in dieser Partie darum, nach dem anstrengenden Trainingslager den Schweinehund zu überwinden."
Im ersten Abschnitt vermochte Ahlen kaum Druck zu entfachen, die Bergische Defensiv-Linie mit dem zentral agierenden Vladi Hyza sowie den Manndeckern Michael Stuckmann und Karsten Baumann stand sehr gut. Trainer Werner Kasper: "Von der Organisation her hat mir das prima gefallen. Als die Ahlener versuchten, mit einer dritten Spitze zu operieren, wurde aus unserem Mittelfeld entsprechend reagiert. So muss es sein."
Obwohl WSV Borussia-Chef Friedhelm Runge gegen Mitte des ersten Abschnitts "65 Prozent Ballbesitz für Wuppertal" erkannt hatte, ließen die Rot-Blauen das zweite Tor vermissen, auch wenn es Probespieler Alex Ende nach einem Flankenball gelang. Der Schiedsrichter erkannte das Tor aber wegen angeblicher Torwart-Behinderung nicht an. "Falsch", meinte Friedhelm Runge.
Im zweiten Durchgang boten sich den Wuppertalern weitere Gelegenheiten, die dickste Chance vergab der schnelle Marius Sowislo, als er alleine vor dem glänzend reagierenden Ratajczak scheiterte (66./Vorarbeit Baumann). Co-Trainer Christian Broos: "Marius bringt unheimlich viel Talent mit, aber ein paar Feinheiten fehlen noch. Daran müssen wir arbeiten."
In der Schlussphase musste WSV Borussia-Torwart Christian Maly mehrmals sein Können unter Beweis stellen, als er gegen Lewejohann (83.) und Tredup (86.) parierte. Werner Kaspers Fazit: "Wir hätten noch ein bisschen mutiger sein müssen. Man konnte genau sehen, was passierte, als LR Gas gegeben hat. Wir haben etwas die Ordnung verloren, teilweise wirkte es wie das Kaninchen vor der Schlange." Die Tatsache, dass mit Jean-Louis Tavarez und Björn Mehnert zwei Eckpfeiler der letzten Jahre nicht im Start-Aufgebot standen, will der Fußball-Lehrer nicht als Fingerzeig auf das kommende Wochenende verstanden wissen. Kasper: "Nein, das lässt noch keine Rückschlüsse zu. Sowohl Mehnert als auch Tavarez waren in den letzten Wochen verletzt. Ich gucke mir die letzte Trainingswoche ganz genau an und treffe dann die letzten Entscheidungen." Eine Klärung soll es heute nach dem Training im Fall Alex Ende geben, der gestern eine Halbzeit lang mitmischte und auf der rechten Seite zumindest offensiv einige Aktionen aufblitzen ließ. In der Rückwärtsbewegung wurde noch mangelnde Abstimmung deutlich. Manager Thomas Richter: "Wir werden prüfen, ob etwas möglich ist. Grundsätzlich halte ich Ende für einen guten Jungen." Die Frage ist nur, inwieweit er den Wuppertalern weiterhelfen kann.
Ahlen: Ratajczak - Ndjeng, Gledson, Thiam, Tredup - Datoru (77. N'Diaye), Paulinho (80. Felgenhauer), Schäfer - Yilmaz, Bella, Muwana (46. Lewejohann) WSV Borussia: Maly - Stuckmann, Hyza (53. Sowislo), Baumann - Ende (46. Mehnert), Narewsky, Bayertz (30. Gensler), Kobylanski - Terranova - Kohout (53. Tavarez), Ebersbach (64. Gaißmayer). Tor: 0:1 (10.) Stuckmann. Zuschauer: 300. Gelbe Karten: Narewsky, Baumann.