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Fortuna: Allofs
"Fußballpublikum hat Nachholbedarf"

Fortuna: Thomas Allofs im Interview
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Ex-Profi Thomas Allofs ist niemand, den man ständig in den Medien sieht. Viel mehr wirkt der Sportvorstand von Fortuna Düsseldorf im Hintergrund.

Denn er hat neben seiner Aufgabe beim Zweitligisten auch noch einen eigenen Job und eine Fußballschule, die er betreibt. Im Interview spricht der Bundesliga-Torschützenkönig von 1989 über den Fortuna-Boom in Düsseldorf, Anekdoten von früher und den heutigen Fußball.

Thomas Allofs, man hat seit einiger Zeit den Eindruck, dass die Fortuna in der Stadt nicht nur anerkannt, sondern auch wieder geliebt wird. Wie sehen Sie das? Das ist in der Tat so. Die Fortuna hat momentan einen enormen Stellenwert. Alle Leute sprechen über den Klub, selbst Menschen, die vorher nicht unbedingt großartig interessiert waren. Auch früher sprach man über die Fortuna, ging aber nicht ins Stadion. Daran hat das Team einen enormen Anteil. Es wird attraktiver Fußball geboten. Das Paket passt, wir haben eine tolle Arena, der Service stimmt, die Begeisterung ist unheimlich. Das Fußballpublikum hat ungeheuren Nachholbedarf. Es wurde fast zehn Jahre kein Zweitligafußball gezeigt, die Leute lechzen nach tollem Sport.

Wie würden Sie das Image der Fortuna momentan beschreiben?

Wir haben ein sehr positives Image, wir machen viel für Familien und unsere jungen Anhänger. Der Verein ist sehr offen, macht viele Aktionen, zeigt sich in den Schulen. Das wird honoriert.

Selbst die DEG Metro Stars haben momentan gegenüber der Fortuna das Nachsehen. Woran liegt das?

Die DEG ist natürlich Kult in Düsseldorf, an der Brehmstraße gab es jahrelang wahnsinnigen Erfolg. Aber Fußball ist als Volkssport einfach die Nummer eins. Jeder hat schon gespielt, alle können das nachvollziehen. Außerdem ist unser packender Sport jeden Tag in den Medien. Man sieht ja, welche Gruppen sich mittlerweile für Fußball immer mehr interessieren. So zum Beispiel die Damenwelt, immer mehr Frauen gehen in die Stadien.

Denken Sie schon mal darüber nach, gerne mal wieder im fußballerischen Bereich auf Ihren Bruder Klaus zu treffen?

Das wäre schon in der nächsten Saison super. Und nicht nur im DFB-Pokal, sondern auch in der Meisterschaft. Schließlich kann es im Pokal immer mal passieren, dann aber hoffentlich erst im Finale.

Wie oft ist der Fußball Thema, wenn Sie mit Ihrem Bruder reden? Wir sehen uns ob der räumlichen Trennung nicht häufig, Klaus ist ständig unterwegs, hat mit Werder auch internationale Verpflichtungen. Ich habe meinen Job neben der Vorstandstätigkeit. Aber wir telefonieren natürlich regelmäßig. Wenn er hier im Westen spielt, bin ich möglichst dabei und schaue mir die Partien von Werder an.

Werden Sie dann wieder mit dem Klischee des „kleinen Allofs“ konfrontiert? Das gehört dazu, aber das ist für mich nicht belastend. Zur aktiven Zeit war es einfach ein geflügeltes Wort, das war auch nicht böse gemeint. Ich war halt der jüngere, körperlich auch kleiner, deshalb passte das.

Stimmt es eigentlich, dass Sie zuhause aus Angst um die Möbel immer mit zusammengerollten Socken, die mit Tape-Band umklebt wurden, kicken mussten?

Das war wirklich so, unsere Eltern standen schier vor der Verzweiflung, es ging einiges kaputt. Irgendwann wurde es ihnen zu bunt. Wir waren erfinderisch, knüddelten auch Zeitungspapier zusammen und umwickelten es mit Tesa. Nach Ihrer Karriere als Profi sind Sie wieder in Ihre Geburtsstadt Düsseldorf zurückgekehrt. Ist Ihnen die Heimat sehr wichtig?

Auf jeden Fall. Ich hatte zwar Auswärtsstationen in Kaiserslautern, kurz in Frankreich und in Köln. Jetzt bin ich seit 20 Jahren wieder in Düsseldorf, wo ich mich auch sehr wohl fühle.

Darf man als Düsseldorfer für den 1.FC Köln spielen?

Darauf wird man natürlich angesprochen, manche Fans konnten das nicht verstehen, aber ich bin ja nicht von der Fortuna zum FC gewechselt, sondern kam vom 1.FC Kaiserslautern. Zu dieser Zeit sah es um die Fortuna nicht gut aus, deshalb stellte sich damals die Frage nach einer Rückkehr nicht.

Wenn Sie an Ihre aktive Zeit zurückdenken: Was hat sich am Fußball geändert?

Es hat sich alles weiter entwickelt, angefangen bei der medizinischen Betreuung, der Trainingsmethodik, die mediale Begleitung. Es ist eine viel größere Aufmerksamkeit da. Fußball ist ein großer Wirtschaftsfaktor.

Sehen Sie darin irgendwelche Gefahren?

Was heißt Gefahr? Es ist natürlich viel Geld im Spiel, aber ich bin mir sicher, dass jeder Spieler mit viel Herzblut dabei ist. Es ist dennoch so, dass es ein Geschäft und der Beruf der Kicker ist. Es hängen viele Arbeitsplätze, insbesondere in den Klubs, daran. Man muss den nüchternen Gedanken des Arbeitgebers entwickeln.

Würden Sie heute gerne mitmischen?

Auf jeden Fall. Ich habe auch damals sehr gerne gespielt, aber wenn ich sehe, in was für tollen, ausverkauften Arenen die Akteure inzwischen auflaufen, ist das schon eine starke Geschichte. Das ist doch der Traum eines jeden Fußballers. Hinzu kommt das Geld, was heutzutage verdient wird. Mit Ihrer erreichten Quote wären Sie heute ganz vorne mit dabei.

Das war ich in der Vergangenheit auch, damals kamen die Jungs zu den Spielen, die 1954 Weltmeister wurden. Denen wurden die identischen Fragen gestellt. So ist das einfach. Ich trauere nicht nach und gönne den heutigen Akteuren alles, den Erfolg und auch den wirtschaftlichen Vorteil.

Zurück zu Ihrer Tätigkeit als Fortunas Sportvorstand: Oft sieht man Sie nicht in den Medien, eine ganz bewusste Entscheidung?

So ist das gewollt. Wir haben die Weichen alle gestellt. Mit Wolf Werner haben wir einen Sportlichen Leiter, dessen Vertrag verlängert wurde, dazu kommt das gut aufgestellte Funktionsteam um Coach Norbert Meier. Wir als Vorstand müssen die richtigen strukturellen Entscheidungen treffen. Ich muss nicht jeden Tag in der Presse stehen.

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