Und das, obwohl der Brasilianer doch noch vor sechs Wochen mit wilden Wechselabsichten konfrontiert worden war.
Im großen Interview mit RevierSport erklärt der 24-Jährige, warum er sich sehr gut vorstellen kann, seinen bis 2011 gültigen Vertrag auf Schalke zu erfüllen, ein Weggang vor Ablauf dieser zeit gleichwohl nicht auszuschließen ist.
Rafinha, wie gefällt es Ihrer kleinen Familie in Deutschland?
Gut, meine Freundin Carolina war ja schon ein paar mal hier. Natürlich vermisst sie Brasilien sehr, denn das ist unsere Heimat. Hier ist alles anders, es ist ein neues Land mit einer Sprache, die sie nicht versteht. Das ist schwer, aber ich bin froh, dass sie und unsere Tochter Marie-Luiza bei mir sind. Die beiden bleiben bis zum nächsten Monat hier und fliegen dann im November nach Hause.
Kommen Sie denn im neuen Jahr wieder oder müssen sie sich wieder auf eine neue Umgebung einstellen?
Ich kann nicht sagen, was passiert. Ich habe einen Vertrag bis 2011 bei Schalke und ich bin hier sehr zufrieden. Aber das habe ich auch schon früher gesagt: Wenn sich eine Möglichkeit ergibt, die gut für Schalke und für mich ist, dann muss man darüber reden.
Hatten Sie in der Vergangenheit zu viele falsche Berater um Sie herum, die Ihnen den Kopf verdreht und zu einem Wechsel geraten haben?
Nein, mein Berater in Brasilien und Herr Wittmann hier waren immer für mich da. Aber es gibt natürlich viele andere Leute, die nichts Gutes für mich im Sinn haben, sondern nur Geld mit mir verdienen wollen. Die haben mich mit vermeintlichen Angeboten verrückt gemacht. Aber das ist jetzt vorbei, ich habe meinen Bruder Marcelo als Berater hier in Deutschland. Wenn jemand etwas entscheidet, ob ich mich überhaupt mit einer Anfrage beschäftige, dann er!
Aber im Januar, wenn die nächste Transferperiode kommt, wird es wieder heißen. Bleibt Rafinha oder geht er doch zu einem Top-Klub, der in der Champions League spielt!
Ich möchte über dieses Thema nicht mehr reden, sondern mich nur auf die kommenden Spiele konzentrieren. Ich bin mit meinem Kopf nur hier auf Schalke und bei meiner Familie, alles andere ist im Moment unwichtig.
Wie gut hat Ihnen da die Unterstützung der Fans getan, die Sie zunächst im Spiel gegen Freiburg wegen des angeblichen Weggang zu Bayern München ausgepfiffen haben, nach Ihrem Sonderurlaub in Brasilien aber wieder herzlich willkommen hießen?
Das tut nicht nur mir unheimlich gut, wenn die Fans einen unterstützen. Ich freue mich, weil ich sehe, dass die Zuschauer mich verstanden haben. Natürlich war die Situation im Spiel gegen Freiburg schwierig, aber die Leute haben dann erkannt, wie wichtig ich den Fans und dem Verein bin. So ist es auch andersherum, ich fühle mich richtig wohl auf Schalke.
Auch in Ihrer neuen Rolle auf dem Platz?
Jeder weiß, dass ich Rechtsverteidiger bin, aber der Trainer lässt mich diese Position spielen und es ist kein Problem für mich. Ich habe schon in Brasilien öfter im Mittelfeld gespielt.. Wenn wir weiter so gewinnen, kann ich auch weiter dort spielen.
Mineiro ist das jüngste Mitglied der brasilianischen Familie auf Schalke, auch wenn er vom Alter her der älteste Spieler ist, Wie wichtig ist Ihr Landsmann, der am kommenden Samstag in Stuttgart wohl wieder mitspielen kann, für die Mannschaft?
Er ist sehr wichtig, weil er ein sehr guter Fußballer ist. Er bringt Ruhe in unser Spiel und trifft auf dem Platz in den meisten Situationen die richtige Entscheidung. Er kann uns in dieser Saison noch sehr weiterhelfen.
Sind Sie auch ein wenig von Marcelo Bordon überrascht?
Warum?
Er scheint in seinem dritten Frühling zu sein!
Nein. Das wundert mich nicht. Bordon war immer ein sehr guter und wichtiger Spieler für Schalke. Wenn Marcelo auf dem Platz war, hat Schalke die meisten Spiele gewonnen. In der letzten Saison hat er allerdings ein paar Mal gefehlt.
Doch nun ist Felix Magath da und für das Team geht es bergauf, momentan steht sogar Platz drei zu Buche. Ist Schalke schon wieder eine echte Spitzenmannschaft?
Es ist zu früh, um das zu sagen. Die letzten zwei Wochen waren sehr gut für uns, denn wir haben zwei Derbys gewonnen und auch das letzte Heimspiel. Wir haben viele gute junge Spieler in unserer Mannschaft und einen Trainer, der uns sehr fit macht. Wir sind bereit für alles, was auf uns zukommt, aber wir müssen ruhig bleiben.
Die nächsten vier Aufgaben sind allesamt gegen vermeintliche Hochkaräter. Wer in Stuttgart, gegen Hamburg und Leverkusen sowie in München besteht, ist doch reif für das internationale Geschäft, oder?
Es wird sehr schwer, aber in diesen Partien können wir zeigen, was wir können. Solche Duelle sind immer wichtig, um sich zu beweisen und Selbstvertrauen zu tanken. Doch auch nach diesen vier Spielen ist es immer noch zu früh, zu sagen, wir landen am Ende der Saison auf dem oder dem Platz.
In drei Wochen müssen Sie in München antreten. Können Sie, wenn es gegen die Bayern geht, das Theater von Ende August ganz ausblenden?
Das ist schon vergessen. Ich spiele für Schalke und werde alles für meinen Verein geben. Alles andere interessiert mich im Moment nicht.
