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Bochum - Mainz 2:3
Wird Koller dem Volk geopfert?

VfL: Aufsteiger Mainz gewinnt in Bochum
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Bochum, 6. Spieltag. Polizei-Sondereinheiten müssen aufgebrachte VfL-Fans, die sich vor der Ausfahrt des Spieler-Parkplatzes versammelt haben, im Auge behalten.

Und darauf achten, dass die Situation nach der 2:3 (2:1)-Niederlage des VfL Bochum gegen Mainz 05 nicht eskaliert. Tenor der Kampagne: Mindestens Marcel Koller, aber am besten gleich der ganze Aufsichtsrat und Vorstand sollen verschwinden. In einer Atmosphäre des Hasses, in der kein Platz für Argumente ist, wird besonders für den Schweizer Trainer die Situation mittlerweile unerträglich.

Zur Stunde jedenfalls kann sich niemand vorstellen, dass der Trainer bis zum Saisonende noch jemals vernünftig arbeiten kann. Während die Situation rund um den VfL Bochum unter Fußballexperten außerhalb der Stadtmauern auf Kopfschütteln und Unverständnis stößt, glauben in Bochum immer mehr, dass mit der Entlassung des Trainers sich die Probleme des VfL von selbst lösen und die Mannschaft sich schon allein deshalb in ruhigen Tabellenregionen bewegen wird - offensiver Traumfußball inclusive.

Schon vor dem Anpfiff war die Begegnung hoch explosiv, und hätte da nicht die Ehrung von "Ata" Lameck zu seinem 60. Geburtstag auf der Tagesordnung gestanden, dann wäre alles schon früher eskaliert. Doch alle blumigen Ankündigungen, dass es nach einer Niederlage gegen Mainz richtig "Theater" geben würde, konnte die Mannshaft einen Riegel vorschieben. Denn mit einer ansprechenden kämpferischen Leistung führte man zur Pause verdient mit 2:1, wobei sogar der zwischenzeitliche Ausgleich weggesteckt wurde. Marcel Koller: "Wir haben gut angefangen, die Führung zur Pause war verdient."


Das bestätigte auch sein Trainerkollege Thomas Tuchel, der seinerseits klagte: "Mit der ersten Halbzeit war ich überhaupt nicht zufrieden. Wir hatten zu wenig Ballbesitz."

Doch weil das VfL-Team mittlerweile Nerven zeigt, war es letztlich nur eine Frage der Zeit, wann das Spiel kippen würde. Denn während der VfL einige gute Chancen vergab und in ein, zwei Situationen auch mit dem Schiedsrichter haderte, nutzten die Gäste die Schlafmützigkeit der Bochumer Deckung entscheidend.

Coach Tuchel: "Wir haben in der zweiten Halbzeit unsere Grundordnung verändert, technisch besser gespielt und sauberer kombiniert." Dagegen klagte Marcel Koller: "Wir haben defensiv nicht mehr kompakt gestanden und einfach keine Sicherheit mehr in unser Spiel bekommen." Und dann fügte er hinzu: "Das ist eine bittere Niederlage in einer schwierigen Situation. Aber wir haben in den vergangenen Jahren mehrfach solche Lagen wieder in den Griff bekommen."

Die Frage ist nur, ob der VfL-Vorstand und der Aufsichtsrat Marcel Koller dazu noch die Gelegenheit geben. Fakt ist, die Stimme des Volkes, mag sie auch auf Emotionen und weniger auf Fakten beruhen, kann man im Fußball nicht einfach ignorieren. Zudem sind 16.225 Zuschauer zu Beginn einer Saison in einem so wichtigen Spiel eine vernichtende Abstrafung. So bleibt den Protagonisten nur die erschütternde Einsicht, dass man Marcel Koller wohl opfern muss. Nicht etwa, weil ihm die Qualität fehlt, den VfL erneut in der Klasse zu halten.

Nicht etwa, weil es Zweifel gibt, ob die Mannschaft konditionell in einer guten Verfassung ist. Sondern einfach nur, weil des Volkes Stimme eine Weiterbeschäftigung des Schweizers quasi unmöglich macht. Ein so qualifizierter Fußballer, der als Spieler und Coach seine Erstligatauglichkeit hinreichend unter Beweis gestellt hat, hat so eine unerträgliche Menschenjagd, die von der Boulevardpresse noch am Spieltag gepusht wurde, wahrlich nicht verdient.

Gestern Abend wollte sich Sportvorstand Thomas Ernst nicht zur Trainerfrage äußern. Aber man darf sicher sein, dass schon heute die Verantwortlichen und der Trainer gemeinsam nach einem Ausweg suchen. Und das Schlimme ist, dass ohne eine Trennung vom Trainer der Klub wohl nicht zur Ruhe kommt.

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