Pünktlich zur WM 2006 sollte die neue Commerzbank-Arena Frankfurt von seiner besten Seite zeigen. Mittlerweile produziert der Fußball-Tempel von "Mainhattan" hauptsächlich Negativschlagzeilen. Nachdem das Zeltdach des Stadions bereits beim verregneten Finale beim Konföderationen-Pokal zwischen Brasilien und Argentinien (4:1) Ende Juni Mängel offenbart hatte, hielt die Konstruktion auch vor der Bundesligapartie am Samstag zwischen Eintracht Frankfurt und Schalke 04 (0:1) den Wassermassen nicht stand.
"Die Firma ist ganz klar in der Pflicht"
"Nach dem Konföderationen-Pokal hat mir die Firma Max Bögl versichert, dass alles in Ordnung ist", erklärte Frankfurts Bürgermeister Achim Vandreike und kündigte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Konsequenzen an: "Die Firma ist ganz klar in der Pflicht, Bögl ist gefordert."
Auch Winfried Naß, der Geschäftsführer der Außenstelle des WM-Organisationskomitees (OK), richtete deutliche Worte an das Bauunternehmen - zumal das Dach offiziell noch gar nicht übergeben ist. "Wir haben Bögl in schriftlicher Form aufgefordert, die Mängel zu beseitigen und darauf hingewiesen, dass wir sie für Schäden haftbar machen werden", sagte Naß am Sonntag dem Sport-Informations-Dienst (sid), relativierte aber: "Es gab ein bißchen zu viel Aufregung um die Sache. Das Bundesligaspiel am Samstag war aus meiner Sicht nie gefährdet."
Auch mit der Eintracht als Hauptnutzer will Vandreike ("Es muss einen Tag vorher entschieden werden, ob er das Dach schließen will oder nicht") in den kommenden Tagen sprechen und eine Vorgehensweise für die Zukunft beschließen.
"Wir bleiben gelassen"
Das Organisationskomitee der WM 2006 (OK) nahm die neuerliche Panne in der Commerzbank-Arena zur Kenntnis, ergriff aber noch keine konkreten Maßnahmen. "Wir bleiben gelassen und schauen erst einmal, woran es wirklich lag. Dann muss man weitersehen", sagte OK-Pressereferent Jens Grittner am Sonntag auf Anfrage des Sport-Informations-Dienstes (sid). Doch auch bei Schalke-Trainer Ralf Rangnick stieß der Wiederholungsdefekt auf Unverständnis. "Warum baut man ein WM-Stadion mit einem Dach, das nicht funktioniert?", fragte Rangnick rhetorisch.
Offenbar hatte ein kaputter Motor dafür gesorgt, dass das Dach am Spieltag zunächst nicht geschlossen werden konnte. Die Folge war, dass sich große Wassermassen über den Rasen ergossen und das Bundesligaspiel zwischen Aufsteiger Eintracht Frankfurt und Schalke 04 gefährdeten.
Erst nach einer ausgiebigen Platzbegehung hatte sich Schiedsrichter Wolfgang Stark (Ergolding) zur Durchführung der Begegnung entschieden. "Es bestand keine Gefahr für die Spieler", erklärte Stark. Fleißige Helfer hatten zuvor mit Heugabeln für einen besseren Ablauf des Regenwassers gesorgt.