Noch vor drei Jahren, als abermals der direkte Wiederaufstieg gelungen war, drückte den VfL ein Schuldenberg von rund acht Millionen Euro. Als VfL-Finanzvorstand Ansgar Schwenken am Dienstag auf der Jahreshauptversammlung im Bochumer RuhrCongress die neuen Zahlen präsentierte, zeigte sich einmal mehr, dass an der Castroper Straße wirtschaftlich verantwortungsbewusst gearbeitet wird.
Denn obwohl der VfL mit einem Etat von rund 40 Millionen deutlich unter dem Bundesliga-Durchschnitt (90 Millionen) lag, erwirtschaftete der Klub im abgelaufenen Geschäftsjahr einen bilanziellen Gewinn von 1,46 Millionen Euro, während der Liga-Durchschnitt bei 200.000 Euro lag. Damit ist der VfL erstmals seit vielen, vielen Jahren quasi schuldenfrei, denn die Gesamt-Verbindlichkeiten des Vereins belaufen sich derzeit noch auf 121.000 Euro. Oder dem Salär von Albert Streit für 14 Tage.
In der laufenden Spielzeit dürfte der VfL, der sich bei einem gleichen Etat einen Gewinn von rund 200.000 Euro erhofft, dann endgültig schuldenfrei sein. VfL-Vorstand Ansgar Schwenken versprach: „Einen Gigantismus mit höher, schneller, größer und mehr, mehr, mehr, das wird es bei uns nicht geben.“ Allerdings fügte der Finanzvorstand auch noch hinzu: „Was wir an Überschüssen erwirtschaften, das stecken wir in die Mannschaft.“
Während die Finanzsituation des VfL von den 366 anwesenden Vereinsmitgliedern mit großem Applaus bedacht wurde, führte die sportliche Bilanz zu heftigen Diskussionen. Mehr als deutlich wurde, dass die desaströse Hinrunde der vorangegangenen Spielzeit bei den Vereinsmitgliedern tiefe Risse hinterlassen hat. Doch nicht zu Unrecht wies Thomas Ernst darauf hin, dass das Festhalten an Trainer Marcel Koller und die Trennung von Thomas Zdebel sich letztlich als richtig erwiesen haben. Ernst: „In der Rückrunde hat die Mannschaft endlich begriffen, dass sie die Verantwortung für das trägt, was auf dem Platz passiert und nur sie eine Änderung herbeiführen konnte.“
Doch hier entwickelte sich im Saal eine lange Diskussion, die leider zwischenzeitlich auf „Stammtisch-Niveau“ herabsank. Viel Polemik und wenig konkrete Vorschläge, so dass ein langjähriges Mitglied wieder einmal feststellen musste: „Ich habe viele Kunden aus Deutschland mal mit zum VfL genommen. Überall kommt der Klub besser weg als in der eigenen Stadt.“ Und Augenzeuge Philipp Heerwagen war regelrecht konsterniert: „Zu diesem Teil der Versammlung möchte ich keinen Kommentar abgeben. Da fehlen einem einfach die Worte. Aber es ist nicht leicht, mit dem Gehörten umzugehen.“
Doch zum Abschluss wurden Vorstand und Aufsichtsrat bei wenigen Gegenstimmen entlastet, wodurch sich vielleicht auch die Meinung der „schweigenden Mehrheit“ artikulierte. Am Ende der Veranstaltung wurden zahlreiche Vereinsmitglieder für ihre langjährige Treue zum Verein geehrt. Darunter ach Bayerns Co-Trainer Hermann Gerland, der seit mittlerweile 40 Jahren VfL-Mitglied ist. Oder Ralf Wolf (45), der den ersten VfL-Fanklub 1972 anführte.