Kein Sieg, ständiger Wirbel um Ribery, aber eine erste Kampfansage an die Konkurrenz: Ungeachtet des Fehlstarts von Bayern München in die Bundesliga-Saison gibt sich Trainer Louis van Gaal vor dem dritten Spieltag weiterhin gelassen - und angriffslustig. "Wir waren in den beiden bisherigen Spielen zweimal besser. Es ist wichtig, wie es am Ende ausschaut. Da werden die Preise verteilt", erklärte van Gaal vor der Partie am Samstag beim FSV Mainz 05 (15.30 Uhr/live bei Sky und Liga total). Der Holländer kündigte in bester "Mir-san-mir"-Manier und mit schelmischem Grinsen an: "Warten wir ab, wer im Dezember Herbstmeister ist."
Doch das ist Zukunftsmusik. Nur zwei Punkte aus zwei Spielen und die Verletzungssorgen um Mittelfeldstar Franck Ribery sorgen beim Topfavoriten für leichte Unruhe. Auch Ex-Trainer Jürgen Klinsmann war in die vergangene Runde mit zwei Unentschieden gestartet, feierte dann am dritten Spieltag aber seinen ersten Dreier (4:1 gegen Hertha BSC Berlin). "Wir müssen gewinnen und anfangen, uns oben wieder festzusetzen, ganz klar", forderte Münchens Sportdirektor Christian Nerlinger unmissverständlich den ersten Saisonerfolg. Fehlen wird den Münchnern erneut Ribery (Adduktorenprobleme), der erst vor einer Woche ein kurzes Comeback nach langer Pause gegeben hatte. Der holprige Start der Bayern hat indes erste Auswirkungen: In einer Repräsentativ-Umfrage des Sport-Informations-Dienstes (SID) durch das Dortmunder Meinungsforschungsinstitut promit glauben nur noch 29,3 Prozent der Befragten an einen Titelgewinn der Van-Gaal-Elf. Zu Saisonbeginn waren es noch 43,7 Prozent.
Die Verletzungssorgen - neben Ribery fehlen auch Luca Toni (Trainingsrückstand), Mark van Bommel (Zehenbruch) und Martin Demichelis (Bänderriss) - sieht der Mainzer Coach Thomas Tuchel nicht unbedingt als Vorteil für die Rheinhessen. Der 35 Jahre alte Trainer-Novize blickt seiner Meisterprüfung gegen den Rekord-Titelträger daher eher nüchtern entgegen. "Wir haben so viel Arbeit, da bleibt keine Zeit für Aufregung. Die Bayern werden sicher besonders bissig sein", erklärte Tuchel. Im ersten Spiel nach dem Rücktritt von Trainer Dieter Hecking müssen die Profis von Hannover 96 am Samstag bei Aufsteiger 1. FC Nürnberg (15.30/ beide live bei Sky und Liga total) Farbe bekennen. Bei den Niedersachsen darf sich Interimslösung Andreas Bergmann ("Ich habe nichts zu verlieren") Hoffnung auf mehr machen. Nach dem Hecking-Rücktritt am Mittwochabend ist der bisherige Coach der U23-Mannschaft vorerst für zwei Spiele inthronisiert. "Dann werden wir Bilanz ziehen", kündigte 96-Manager Jörg Schmadtke an. Als aussichtsreiche Anwärter gelten die früheren Bundesligatrainer Friedhelm Funkel, Mirko Slomka und der Schweizer Martin Andermatt.
Bei Tabellen-Schlusslicht 1. FC Köln, als einziger Bundesliga-Klub noch ohne Punktgewinn, versucht Heilsbringer Lukas Podolski erste Kritik im Keim zu ersticken. "Es sind erst zwei Spiele vorbei. Es ist noch nichts passiert. Trotzdem müssen wir gewinnen", sagte "Poldi" vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt am Samstag. Außerdem wird in Dortmund das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart ausgetragen. Jürgen Klopp und seine Mannschaft streben vor den eigenen Fans Wiedergutmachung für das herbe 1:4 beim Hamburger SV an. Der VfB Stuttgart reist mit einem ehemaligen Borussen an. Torwart Jens Lehmann spielte fünf Jahre für Dortmund, ehe er 2003 zum FC Arsenal in die englische Premier League wechselte.
Bayer Leverkusen reist zum Aufsteiger SC Freiburg. Die Mannschaft von Jupp Heynckes ist in dieser Saison noch ungeschlagen. Die Breisgauer mussten nach einem beachtlichen Unentschieden zum Auftakt gegen den Hamburger SV am vergangenen Wochenende eine deutliche Niederlage in Stuttgart hinnehmen. Heynckes ist seit seiner Rückkehr in die Bundesliga am 2. Mai noch ungeschlagen.