Für 45 Minuten durfte Mats Hummels am Samstag das tun, was er am liebsten macht: Fußball spielen. Doch der Nachmittag in Hamburg war nicht dazu geeignet, die Laune des 20-Jährigen nachhaltig zu verbessern. Beim Stand von 1:3 eingewechselt zu werden, ist nie sonderlich angenehm. Wenn man dann auch noch die Aufgabe hat, eine zuvor wie ein Hühnerhaufen agierende Defensive zu ordnen, drückt das dann doch längerfristig auf das persönliche Stimmungsbarometer.
Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass Hummels seine Sache wesentlich besser löste als Tinga zuvor. Während der Brasilianer von der „Sechser“-Position im gewohnten 4-4-2-System mit Mittelfeldraute überhaupt nichts zur Stabilisation der BVB-Elf beitragen konnte, stand die Abwehr unter Hummels‘ Führung und im neuen 4-3-3-System stabiler - was sicherlich auch dem Fakt geschuldet war, dass es der HSV ruhiger angehen ließ als in Hälfte eins.
„Wir haben es den Hamburgern viel zu leicht gemacht“, sprach Hummels anschließend Klartext, ohne seine Mitspieler in die Pfanne zu hauen: „Es gehört sich nicht, über Mitspieler zu urteilen, wenn man selbst 45 Minuten auf der Bank gesessen hat. Man kann und sollte die Leistung nur dann beurteilen, wenn man mitgespielt hat. Aber es ist sicherlich richtig, dass wir nicht aggressiv genug in die Partie hineingegangen sind. Das wurde gnadenlos bestraft.“
An seiner Mimik konnte man den Frust des U21-Europameisters während seiner Aussagen deutlich ablesen, zu gerne hätte er schon früher selbst etwas gegen das mangelnde Feuer auf dem Spielfeld unternommen. Doch wieder war er nur zweite Wahl - und wieder musste er nachher dort ran, wo er sich eigentlich nur als Notnagel sieht: im defensiven Mittelfeld.
Aus Hummels‘ Mund klang die Beurteilung der eigenen Aufgabe dann auch so: „Ich sollte zentral vor der Abwehr für Ruhe zu sorgen. Ich hoffe, dass ich es so schaffe, mich wieder in die Mannschaft hereinzukämpfen. Denn es fällt mir sehr schwer, mich mit der Rolle auf der Bank zu arrangieren.“
Die neue Konkurrenzsituation im Kader ist in der Innenverteidigung vielleicht am schärfsten. Neven Subotic und Felipe Santana gelten - trotz schwacher Leistungen gegen den HSV - als gesetzt. Für Hummels bleibt so zunächst nur der undankbare Platz als erster Ersatz.
„Ich war jetzt schon zum dritten Mal hintereinander auf der Bank, aber ich habe mich trotzdem noch nicht daran gewöhnt. Ich habe nicht vor, dass noch länger zu erleben“, formulierte der Ex-Münchner, der vor der Saison für 4,2 Millionen Euro fest verpflichtet wurde, dennoch eine Kampfansage an seine Kollegen. Es wird immer deutlicher: Da scharrt jemand mit den Hufen.