Es war ein hartes Stück Arbeit, dass hinter Jürgen Klopp und seiner Mannschaft lag, als sie am Samstagabend die Propellermaschine nach Dortmund bestiegen. Beim 3:1 (1:0)-Pflichterfolg des BVB beim Regionalligisten SpVgg. Weiden sah es zwar über weite Strecken nicht so aus, als könnte der „David“ aus der Oberpfalz den „Goliath“ aus Westfalen stürzen. Kämpfen musste der Favorit allerdings dennoch, um in die zweite Runde des DFB-Pokals einzuziehen.
„Weiden hat sehr couragiert und taktisch diszipliniert agiert. Sie haben es uns alles andere als leicht gemacht“, bilanzierte Klopp im Anschluss an die Partie vor 9.700 Zuschauern im Weidener Wasserwerk-Stadion und konnte dabei seine leicht heisere Stimme nicht kaschieren. Denn nicht nur in der Anfangsphase, die der freche Gastgeber dazu nutzte, dem eigenen Anhang eine gute Show abzuliefern und den BVB unter Druck zu setzen, sondern auch gegen Ende der 90 Minuten hatten die Dortmunder massiv zu kämpfen – zum Leidwesen von Klopps Stimme, die an diesem sonnigen Nachmittag extrem beansprucht wurde. Auch deshalb urteilte der 42-Jährige zerknirscht: „Ich würde nicht sagen, dass es ein glücklicher Sieg für uns war. Eher war es ein Sieg trotz einer schlechten Leistung. Aber wir wissen, wie wir diese Partie einschätzen müssen.“
Sein Gegenüber, Weiden-Coach Gino Lettieri, hatte dagegen trotz der Niederlage mehr Spaß am Spiel, dass in der stürmischen Schlussphase alle Elemente eines echten Pokalfights vereinte: „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Wir hatten ein tolles Erlebnis und haben den Zuschauern etwas geboten.“
Nachdem die Dortmunder die erste Viertelstunde schadlos überstanden hatten, sah es zunächst nach einem sicheren Sieg für die Schwarz-Gelben aus. Von Minute zu Minute erspielte sich der BVB um den enorm quirligen Regisseur Tamas Hajnal mehr Spielanteile, um dann in der 23. Minute den ersten Nadelstich zu setzen. Hajnal hatte die Lücke in der Weidener Abwehrkette und seinen neuen Adressaten Lucas Barrios entdeckt. Und der Argentinier ließ sich nicht lange bitten. Ein Blick, ein Schuss, ein Tor – so leicht kann Fußball sein.
Weil aber der BVB zunächst zahlreiche hochkarätige Chancen durch Barrios und seinen Sturmpartner Nelson Valdez ausließ, schnupperten die Gastgeber in der Halbzeitpause neuen Mut. Doch die taktische Umstellung, die Lettieri seinen Jungs in der Kabine verordnet hatte, ging nach hinten los. Denn nur wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff stand es auf einmal 2:0 für den BVB (46.) – Nuri Sahin hatte eine Kombination über Barrios und Tinga veredelt.
„Danach wirst du in der Regel abgefertigt“, konnte Lettiere dennoch nach der Partie über das Gegentor schmunzeln, denn das Tor öffnete keineswegs eine Schleuse in der Weiden-Defensive.
Im Gegenteil: Durch den Champions League erprobten Alberto Mendez gelang der Spielvereinigung sogar noch der Anschlusstreffer (78.). Und wenn der nachfolgende Schuss des früheren Arsenal-Profis nicht um Zentimeter an der Latte des BVB-Tores vorbeigerauscht wäre (85.), wäre sogar eine Verlängerung zum Greifen nahe gewesen.
„Es geht für uns jetzt ganz normal weiter. Es ist immer so, dass es der Favorit in der ersten Runde schwer hat, denn jeder erwartet, dass man weiterkommt. Wir werden am Sonntag mit der Mannschaft über dieses Spiel sprechen und dann einen Haken darunter machen. Es war insgesamt sicher nicht das, was wir uns vorher vorgestellt haben“, grummelte Klopp, der sich immerhin noch über den Treffer von Mohamed Zidan freuen durfte (90.), bevor er mit seiner Elf die Heimreise antrat. Wesentlich entspannter gab sich Lettieri, der noch eine halbe Stunde nach dem Ende der Pressekonferenz fleißig Interviews gab. Sein Fazit: „Ich bin wirklich froh, dass der letzte Schuss von Alberto nicht ins Tor gegangen ist. Denn eine Verlängerung hätten wir nach der Gelb-Roten Karte für Florian Scherpel auf keinen Fall durchgestanden. Meine Jungs wären in diesen 30 Minuten gestorben.“ Niederlagen können anscheinend also auch etwas Gutes haben.