Dann würde der Abstiegskampf sich noch einmal dramatisch zuspitzen. Als ob die Situation des VfL nicht schon schlimm genug wäre, denn mit dem Ausfall von Stanislav Sestak am Tag vor der Berlin-Reise war dem VfL eine weitere wirkungsvolle Waffe - zuletzt fünf Tore in zwei Auswärtsspielen - genommen.
Und so verlor ein bemühter, aber über weite Strecken auch mutloser VfL vor über 71.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion verdient mit 0:2 (0:1) und musste sich selbst über die eigenen Unzulänglichkeiten ärgern. Herthas Coach Lucien Favre gestand nämlich nach dem Schlusspfiff ein: „Bochum hat es uns extrem schwer gemacht. Wir haben im Mittelfeld wenig Platz gehabt.“
Genau darauf hatte sein Landsmann Koller gesetzt. Der fünf Abwehrspieler quasi auf einer Reihe agieren ließ und das Mittelfeld davor ebenfalls kompakt besetzte. Daran hatte Hertha zu knabbern, und wer weiß, was möglich gewesen wäre, wenn Philipp Bönig (15.) nicht frei an seinem Ex-Kollegen Jaroslav Drobny gescheitert wäre. Doch nicht erst seit Samstag ist bekannt, wie effizient Hertha BSC in dieser Saison agiert.
Konnte Marcel Maltritz einen Raffael-Schuss (19.) noch von der Linie kratzen, der nächste Angriff und die überhaupt erst zweite Chance brachte Hertha die Führung. Nach einem Freistoß für die Gäste, ließ sich der VfL klassisch auskontern und Pantelic vollstreckte nach Ebert-Flanke zu einem Zeitpunkt, als das Berliner Jubel-Publikum schon zu motzen begann. Koller fast resignierend: „Unser Konzept war darauf aufgebaut, kompakt zu stehen und dabei jegliche Konter zu vermeiden. Und dann so etwas ...“.
Kurz nach der Pause sah es nicht viel anders aus. Wieder ein Standard für den VfL, wieder ein schneller Hertha-Angriff, ein Strauchler von Bönig gegen Piszczek, und Raffael versenkte den Ball zum 2:0. Hertha-Coach Favre: „Danach haben wir mehr Platz bekommen.“ Und auf die Frage, ob Hertha denn nun ein heißer Titelkandidat sei, orakelte der Schweizer: „Oben und unten, alles ist möglich. Wer dreimal gewinnt, wird wohl Meister.“ Da hat sein Landsmann in Bochum andere Sorgen, der bemängelte, dass seiner Mannschaft auch vor den beiden Gegentoren „die Ruhe am Ball gefehlt hat“.
Selbst die klaren Niederlagen von Cottbus und Karlsruhe konnten die Stimmung im Bochumer Lager nicht aufheitern. Schließlich steht bereits am kommenden Mittwoch eine weitere heikle Aufgabe an. Der Hamburger SV hat nämlich die Möglichkeit, mit einem Sieg in Bremen bis auf einen Punkt an Hertha BSC heran zu kommen. Und schon wäre auch das Team von der Elbe wieder ein heißer Titelkandidat. Da kann Koller nur hoffen, dass sich mit Sestak vielleicht der dringend benötigte Angreifer ins Mannschaftstraining zurück meldet.
Auch bei Diego Klimowicz gibt es ein wenig Hoffnung auf seine Rückkehr. Doch ob mit dem Duo oder ohne, mit einer ähnlichen Vorstellung wie in Berlin im zweiten Durchgang, dürfte die Reise nach Hamburg ebenso wie die nach Berlin enden. Zwar steht der VfL auch am Sonntagabend definitiv nicht auf einem Abstiegsplatz. Aber seit Samstag sind die Sorgen noch ein ganzes Stück größer geworden.