"Die zahlen mir demnächst monatlich Kohle. Unglaublich, aber es ist schon so weit", sagt er, und sein Lächeln verschwindet in einer Wolke aus Zigarrenqualm.
45 Jahre lang hat Assauer im deutschen Fußball als Spieler und besonders als Manager unverwechselbare Spuren hinterlassen. Rente hin oder her: Auch nach seinem heutigen 65. Geburtstag wird er dem Ruhestand in etwa so nahe sein wie seine alte Liebe Schalke 04 der achten deutschen Meisterschaft.
Assauer ist Werbe-Ikone eines Bierbrauers ("Bruce Willis ist schwer in Ordnung"), tourt mit den Journalisten Manni Breuckmann und Werner Hansch durch die Republik und hält Fußball-Vorträge, arbeitet als Spielervermittler (RA sportmanagement AG), sucht nach dem Auszug seiner Lebensgefährtin Simone Thomalla einen Käufer für seine 420-Quadratmeter-Villa in Gelsenkirchen-Buer und leitet ein neues Projekt in die Wege, das ihm besonders am Herzen liegt: "Ich werde meine Biografie schreiben."
Diesen Satz können die derzeitigen Schalker Bosse getrost als Drohung auffassen. Auch fast drei Jahre nach seinem erzwungenen Rücktritt als Manager der Königsblauen liegen Assauer, der für seinen Ehrentag keine Party geplant hat und am liebsten "einfach die Klamotten packen und abhauen" würde, die Geschehnisse vom Mai 2006 schwer im Magen. Wenn er über die Schalker Führungsriege spricht, kann er die Verbitterung in seiner Stimme nur schwer verbergen.
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"Diese Leute haben nicht die sportliche Kompetenz, nicht die Klasse, um Schalke nach vorne zu bringen. Die verstehen nicht, wie Fußball funktioniert, sind aber jetzt für die Managersuche verantwortlich - da pack' ich mir an den Kopp", sagt Assauer. In der aktuellen Trainerdiskussion spricht er sich für Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck aus ("Sie haben sich eine Chance redlich verdient"), in puncto Manager schweigt er, weil sich die Schalker Chefetage "mal schön allein ihre Gedanken machen soll". Die Meisterschale hätten der Verein und vor allem die Fans verdient, "nicht aber diese Leute". Wenn sie ehrlich zu sich selbst wären, dann würden sie zugeben, "dass der Verein unter ihnen nicht funktioniert".
Dass Assauer nicht mehr an seinem Lebenswerk arbeiten darf, haben selbst in Gelsenkirchen noch nicht alle mitbekommen, zu sehr war "der Rudi" mit Schalke verwachsen. Als vor ein paar Monaten der Brasilianer Rafinha mal wieder über die Stränge schlug und bis in den Morgen feierte, riefen dessen Nachbarn mehrfach Assauer an, der den Abwehrspieler zur Vernunft bringen sollte. "Irgendwann ist mir der Kragen geplatzt, und ich habe gesagt: "Ich bin nicht mehr auf Schalke, und ich bin auch nicht die Polizei." In der Narrenfreiheit der Spieler sieht Assauer einen Hauptgrund der Schalker Misere. "Hätten die sich bei mir so etwas erlaubt, hätte ich gesagt: "Du bekommst noch eine Chance, und beim nächsten Mal fliegst Du achtkantig raus." Aber heute haut niemand mehr auf den Tisch."
Zum Zyniker hat der Lauf der Dinge Assauer nicht gemacht. Er glaubt nach wie vor an die Macht des Fußballs. Als Spielervermittler nimmt er vor allem junge Talente unter die Fittiche und will "ihnen erklären, wie Profifußball funktioniert". Mit den Eltern der Jungen sei es immer am schwierigsten, sagt Assauer, doch er geht keiner Diskussion aus dem Weg.
Das hat er in seiner Karriere nie getan. Mit Borussia Dortmund holte er den Europapokal der Pokalsieger 1966, aber vor allem die insgesamt 18 Jahre als Manager von Schalke 04 bleiben in Erinnerung. Der gelernte Stahlbauschlosser, der schon als Kind im Ruhrpott "nur Pöhlen im Sinn" hatte, rettete den Klub 1993 vor dem Lizenzentzug. Er war Baumeister der 1997er UEFA-Cup-Elf, der Euro-Fighter, und der Arena, mit der er sich selbst ein Denkmal gesetzt hat.
Bei allem, was Assauer in seiner Karriere tat, blieb er sich selbst treu, auch wenn ihm seine Art, die Dinge beim Namen zu nennen, "viele Feinde eingebracht hat", wie er selbst sagt. Sich zu ändern, kommt nicht in Frage. Auch mit Rente nicht.