Etwas deplatziert kam er sich schon vor, als Ailton am Mittwoch auf dem Schalker Trainingsgelände die übliche Einheit mit seinen Mannschafts-Kameraden absolvierte. Schließlich waren sechs seiner Mitspieler mit diversen A-National-Mannschaften im internationalen Einsatz. Nur „Toni“, der sein Herz mal für den Katar und auch schon für den deutschen Bundesadler öffnete, bleibt außen vor. „Ich verstehe das nicht. Ich bin Meister und Pokalseiger geworden, habe die meisten Tore geschossen und bin jetzt auch noch Fußballer des Jahres geworden. Die ganzen Leute, Journalisten und Fans begreifen nicht, dass ich nicht dabei bin. Ich bin der Beste, aber der Trainer spricht nicht mit mir“, ereifert sich Ailton.
Der Angesprochene heißt Carlos Alberto Parreira und hat im Sturm der „Selecao“ die Qual der Wahl. Beim Sieg der Copa America verzichtete er zwar jüngst auf die Top-Stars Ronaldo und Ronaldinho, was aber noch lange nicht heißt, dass im Brasil-Angriff Platz für einen Ailton wäre. Wer einen Adriano von Inter Mailand in der Hinterhand hat, muss nicht in der Bundesliga suchen, um vorne hochkarätig besetzt zu sein.
Dennoch hat „Toni“ einen Termin noch ganz dick in seinem Kalender angestrichen. Es ist der 8. September, die Zuckerhut-Auswahl gastiert zur Heim-Premiere von DFB-Bundestrainer Jürgen Klinsmann in Berlin. „Das ist mein Traum, da eine Chance zu kriegen. Es wäre eine Sensation, wenn ich dabei wäre, Aber leider sieht es nicht so aus“, unkt der 31-Jährige und macht klar: „Wenn nicht, muss ich nach Berlin fliegen und mir das Spiel von der Tribüne aus ansehen.“
Davor aber stehen die nächsten wichtigen Aufgaben mit dem FC Schalke, die Ailton, die späte Länderspiel-Karriere noch vor Augen, keinesfalls aus dem Blick verliert. „Ich habe mit Bremen zwei Mal den Pokal geholt. Du musst nur fünf Mal gewinnen, dann bist du im Endspiel“, kennt der Double-Sieger den kurzen Weg in die Hauptstadt, den die Schalker bereits morgen vor sich haben. „Im Pokal hast du nur ein Spiel, es geht über 90 Minuten. Du musst gewinnen, sonst bist du raus“, macht Ailton klar.
Sein Ärger über die wenig zufrieden stellende Leistung gegen Kaiserslautern ist längst verflogen. „Das waren erst zwei Spiele. Ich habe noch kein Tor gemacht, aber das ist kein Problem. Das kommt. Wir haben noch 32 Spiele. Wenn ich treffe, wir aber verlieren, hat keiner etwas davon“, zeigt sich die launische Diva im Nachhinein als echter Team-Player.
Vielleicht klappt es am Samstag in Berlin mit dem nächsten Erfolgserlebnis. Gute Erfahrungen hat Ailton erst vor drei Monaten in der Hauptstadt gemacht. Und Schalkes Pokal-Triumph liegt inzwischen auch zwei Jahre zurück. Sollte sich der Kreis, von Samstag ausgehend über den 8. September bis zum 28. Mai 2005, in Berlin schließen, hätte auf Schalke niemand etwas dagegen.