Lothar Huber wird nach sechs erfolgreichen Jahren am "Lüttinghof" zum Saisonende sein Traineramt bei den Grün-Weißen nieder legen und ab dem 1. Juli Angestellter von Borussia Dortmund sein. Dort allerdings nichts als Nachfolger von Chef-Coach Matthias Sammer, nein, Huber wird im Westfalenstadion und auf den Trainingsplätzen den Rasen pflegen. "Greenkeeper" heißt das auf Neudeutsch, "für mich heißt das Platzwart", kontert der 51-Jährige trocken.
Für Huber, eigentlich Fußballer durch und durch, trotz des Abschieds von der Seitenlinie ein Traumjob. "Ich bin mit ganzem Herzen Fußballer, war gerne Spieler und Trainer. Aber für mich war wichtig, dass was danach kommt. Du kannst im Fußball nicht davon ausgehen, mit 65 in Rente zu gehen. Ein Trainerjob dauert nicht ewig. Und ich wollte aufhören, wenn es am schönsten ist. Das war schon als Spieler so", betont der frühere "Flankengott".
Seine neue Rolle übt Huber nebenbei bereits seit dem 1. November 2003. "Nun hat mich Manager Michael Meier gefragt, ob ich das auch hauptberuflich ausüben würde", berichtet der gebürtige Pfälzer. Im Februar folgt der Umzug von Schwerte nach Dortmund, wo er mit der in der BVB-Geschäftsstelle arbeitenden Frau Bärbel künftig in der Strobelallee direkt am Arbeitsplatz wohnen wird. Um Profis wie Tomas Rosicky ein optimales Geläuf zu bieten, opfert Huber seine eigene Karriere. Ein Spagat zwischen Dortmund und Gelsenkirchen kommt für Huber nicht in Frage. "Mit halbem Herzen kann ich keine Oberliga-Mannschaft betreuen. Ich will nicht um 18.15 Uhr abgehetzt in die Kabine kommen, wenn eine Viertelstunde später das Training anfängt", winkt der frühere Horster ab.
1998 übernahm Huber von seinem Vorgänger Werner Kasper den Trainerjob in Hassel, führte die Gelsenkirchener dann binnen drei Jahren von der Landes- in die Oberliga. "Es war eine tolle Zeit, hier habe ich viele Freunde gefunden. Der SC ist zu einer zweiten Familie geworden, deswegen wird es mir unheimlich schwer fallen, im Sommer zu gehen", gibt der 317-malige Bundesliga-Kicker zu. Bis dahin will Huber die im vergangenen Sommer fast völlig neu formierte Mannschaft weiter auf Erfolgskurs halten. "Wir haben noch ein Ziel vor Augen", möchte sich Huber in Hassel mit dem besten Ergebnis seiner Trainer-Tätigkeit verabschieden. Platz acht aus der Aufstiegssaison ist zu toppen, aktuell hat die Truppe nur sechs Punkte Rückstand zu Spitzenreiter Rheine. Der Coach: "Es ist besser so aufzuhören, als wenn irgend wann einmal jemand sagt: Den Huber müssen wir mal langsam entlassen!"
Nachgefragt Heinz Stork, Geschäftsführer des SC Hassel, sind Sie geschockt? Eher enttäuscht, dass ich von einem Reporter des Lokalsenders Radio Emscher Lippe mit der Aussage konfrontiert wurde, dass Huber mit einem Spaten über der Schulter in "Sport-Bild" abgelichtet sei. Ich lese diese Zeitung nicht und habe sie mir dann gekauft. Ich wusste vorher gar nichts davon, obwohl Lothar Huber, der Sportliche Leiter Thomas Kortmann und ich noch am Montag zum Trainingsauftakt zusammen gesessen und über die sportliche Situation gesprochen haben. Da hat er mit keiner Silbe davon gesprochen, dass er am Saisonende hier als Trainer aufhören muss.
Ist das Vertrauen so gestört, dass eine weitere Zusammenarbeit ab sofort keinen Sinn mehr macht? Ach, was! Lothar Huber und der SC Hassel, das ist über sechs Jahre eine Erfolgsstory sondergleichen. Und ich lasse mich nicht dazu bewegen, negative Dinge über ihn zu äußern. Wir werden heute Abend zusammen sitzen, und dann wird er uns ja über die Situation informieren.
Wen können Sie sich als Hubers Nachfolger vorstellen? Noch niemanden. Wie in jedem Jahr steht für den ersten Dienstag im Februar eine Abteilungsleiter-Sitzung an. Dabei haben wir sonst stets über die Verlängerung des Trainer-Vertrags gesprochen. Jetzt haben wir ja vier Wochen Vorsprung, um uns Gedanken zu machen.