Fabian Ernst hat den Verein in Richtung Istanbul verlassen, für den Vizekapitän überweist Besiktas JK etwa vier Millionen Euro.
Kein schlechter Deal, auch wenn zwischen Verantwortlichen und Mitspielern Einigkeit darüber herrscht, dass der Weggang des Mittelfeldstrategen sportlich und sicherlich auch menschlich ein Verlust ist. Zur Ablöse kommt die Einsparung beim Gehalt, das ist auch im Fall des an den Hamburger SV ausgeliehenen Albert Streit hilfreich. Er, Ernst und zuvor Peter Lövenkrands sowie Zé Roberto hatten keine kleinen Verträge, aufs Jahr gerechnet dürfte der Etat so von 50 auf etwas über 40 Millionen Euro sinken.
Laut Andreas Müller keine Notverkäufe, dennoch ein notwendiger Schnitt angesichts der finanziellen Risiken in den kommenden Jahren. „Die Wirtschaftskrise wird sich auch auf den Fußball durchschlagen“, ahnt der S04-Manager. „Darauf müssen wir vorbereitet sein, auch wenn wir durch langfristige Sponsorenverträge und vor allem unsere Fans ganz gut abgesichert sind.“
Da der FC Schalke in der laufenden Saison definitiv und in der kommenden womöglich auch nicht international spielt, fehlen aber die Einnahmen für Verpflichtungen in der Größenordnung von Jefferson Farfan. So sind die personellen Veränderungen in der Winterpause schon ein Vorgriff auf den Umbau der Mannschaft, der notwendigerweise im Sommer fortgesetzt wird. „Wir hatten in Jan Moravek und Bruno Soares schon zwei Probespieler im Training, das werden wir auch in den nächsten Monaten so machen“, kündigt Müller an.
Kevin Kuranyi ist hingegen noch auf Schalke, obwohl er in den vergangenen Tagen seinen Wechsel forciert hatte. Müller plauderte jetzt aus, dass der Stürmer vor dem Spiel in Hannover bei ihm auf dem Hotelzimmer war und mögliche Anfragen für ihn andeutete. „Kevin hat zu mir gesagt: Manager, da kommt vielleicht was. Ich habe ihm geantwortet, dass kommen kann, was will, es gibt für dich keine Möglichkeit zu einem Wechsel. Wir lassen dich nicht gehen“, erzählte der 46-Jährige.
Auch Müller kann es nicht gefallen, dass nach Ernst ein weiterer Führungsspieler ernsthaft über einen Weggang von Schalke nachdachte. Kuranyi widersprach sich dabei mehrfach selbst. Noch vor der Winterpause stellte er klar, erst im Sommer wieder über seine Zukunft auf Schalke verhandeln zu wollen. Noch am Dienstag lieferte der Stürmer mit der Aussagen, dass er nicht wisse, ob Schalke auf ihn und er auf Schalke zähle, neuen Spekulationen Nahrung. Das Chaos war perfekt, auch wenn sich die PR-Abteilung des Klubs schnell um die Aufklärung des Sachverhalts bemühte.
So wird das einstige Spitzenspiel Schalke gegen Bremen zum Krisengipfel, mit den größeren atmosphärischen Störungen ganz klar auf Gelsenkirchener Seite. Nach dem Ausverkauf bei der Mannschaft droht die Aufgabe der sportlichen Ziele, auch wenn das im Verein momentan noch niemand zugeben mag.
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